Vor 50 Jahren

JETZT WIRD GEBUDDELTLüderitzbucht – Nach dem Abzug der Chevron Exploration Company ist Lüderitzbucht beileibe nicht wieder in einen Dornröschenschlaf gesunken. Jetzt wird gebuddelt. Die Aufgrabungsarbeiten für die Kanalisation und für die Verlegung der neuen Wasser- und Lichtleitungen haben gerade erst in der Hafenstraße und Bayroad begonnen. Die Lüderitzbuchter tun gut Baran, sich für die nächsten zwei bis drei Jahre auf aufgegrabene und unbefahrbare Straßen einzustellen.Zu den bereits begonnenen Arbeiten ist jetzt noch ein weiteres Projekt hinzugekommen. Die Firma E. Lafrenz/ LTA, die den Zuschlag für den Bau der Teerstraße zwischen Lüderitzbucht und Haalenberg (50 km) bekommen hat, hat ihr Arbeitslager 1 km vom Lüderitzbuchter Flughafen entfernt, an dem Hügel, der vor zwei Monaten bei einem Flugzeugunglück drei Menschenleben gefordert hat, aufgebaut. Mit dem ersten Teil ihrer auf drei Jahre berechneten Arbeit hat die Firma bereits begonnen.MIT SOZIALISTEN UND KOMMUNISTEN Lissabon – General Antonio de Spinola wurde gestern für ein Jahr als Staatspräsident von Portugal vereidigt. In einem Jahr sollen Präsidentschaftswahlen stattfinden. Kurz nach Mitternacht gab Präsident de Spinola die Zusammenstellung der provisorischen zivilen Regierung bekannt. In der neuen Regierung sind auch Sozialisten und Kommunisten vertreten.Zum neuen Ministerpräsidenten wurde Professor Adelino da Palma Carlos, 69, ernannt. Der Rechtsprofessor war ein bekannter Gegner SaIazars. Er gilt als Demokrat rechts von der Mitte.3 TERRORISTEN, 16 KINDER TOTTel Aviv – Israels Ministerpräsidentin Golda Meir deutete Mittwochabend eventuelle Repressalien an im Zusammenhang mit dem palästinischen Kommandoüberfall auf Maalot in der Nähe der libanesischen Grenze, bei dem schließlich 16 Schulkinder getötet und 70 verwundet wurden. Die drei Terroristen, die etwa 90 Kinder als Geiseln hielten und die Freilassung von 20 bis 30 arabischen Guerillas forderten, wurden von israelischen Truppen erschossen.In einer Rundfunkansprache sagte Golda Meir: „Ich kann Ihnen versprechen, dass die Regierung Israels alles Menschenmögliche unternehmen wird, um jene Hände abzukappen, die einem Kind oder Erwachsenen, einer Siedlung, Stadt oder einem Dorf etwas zuleide tun." Diese Erklärung folgte auf einen Tag dramatischer Ereignisse. Zu einem Zeitpunkt war die israelische Regierung sogar bereit, den Forderungen der drei Terroristen zu entsprechen.BRANDT GESTEHT FEHLVERHALTEN Bonn – Der zurückgetretene Bundeskanzler Willy Brandt hat in einem konkreten Punkt eigenes Fehlverhalten in der Agentenaffäre Guillaume eingestanden. Im ARD-Fernsehen erklärte Brandt am Abend: „Was immer mir an Ratschlagen gegeben worden war, ich hatte es nicht zulassen dürfen, dass während meines Urlaubes in Norwegen im Sommer vergangenen Jahres auch geheime Papiere durch die Hände des Agenten gegangen sind".Nach Brandts Darstellung gab es Anhaltspunkte dafür, dass auch sein Privatleben in Spekulationen über den Spionagefall hineingezerrt werden sollte. Auch sein früherer Amtschef Horst Ehmke, unter dessen Verantwortung Gunther Guillaume als Referent im Kanzleramt eingestellt worden war, zog die Konsequenzen aus der Affäre und verzichtete auf ein Ministeramt in der neuen Regierung. Ehmke hatte den designierten. Kanzler Schmidt bereits am Vorabend darum gebeten, ihn bei der Regierungsbildung nicht für ein Ministeramt in Erwägung zu ziehen. In einer Mitteilung des Bundespresseamtes Ehmke erklären, er habe vor der Öffentlichkeit dargelegt, dass er bei der Einstellung des inzwischen als DDR-Agent enttarnten Referenten Gunther Guillaume im. Kanzleramt seine Sorgfaltspflicht nicht verletzt habe. Er meine jedoch, dass ein Minister auch ohne Verschulden aus politischen Resultaten Konsequenzen zu ziehen habe. Schmidt und der Amtierende Bundeskanzler Walter Scheel verbanden ihr Bedauern über die Entscheidung Ehmkes mit ihrem Respekt für seine Motive.WATERGATE-AUSSCHUSS HAT ÄRGER Washington – Ronald Regan, der Gouverneur von Kalifornien, sagte heute, seiner Meinung nach solle Präsident Nixon nicht zurücktreten. Obwohl er die Übertragungen der Tonbänder von Nixons Privatgesprächen noch nicht vollständig gelesen habe, sei ihm bisher nichts aufgefallen, was darauf hingedeutet hatte, dass Nixon von dem Watergate-Einbruch gewusst oder dass er an der späteren Vertuschungsaktion teilgenommen habe. „Der verfassungsmäßige Prozess (Impeachment) nimmt jetzt seinen Lauf, ein Rücktritt des Präsidenten würde keine Probleme lösen" sagte Regan.Am 4. April 1974 hatte das Kongresskomitee mit 33 gegen 3 Stimmen die Tonbänder von 42 Unterhaltungen verlangt. Nixon weigerte sich und schlug einen Kompromiss vor – er würde von ihm selbst redigierte Übertragungen der Tonbänder veröffentlichen. Die veröffentlichten Tonbänder können jedoch verschieden interpretiert werden und die Veröffentlichung dazu führen, dass einige der treuesten Unterstützer Nixons abtrünnig würden.

Vor 50 Jahren

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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