Vor 50 Jahren
1974-05-20
KAPUUO NACH DEUTSCHLAND GEFLOGEN
Windhoek – Etwa 80 Hereros hatten sich gestern auf dem Windhoeker Flughafen J. G Strijdom eingefunden, um Clemens Kapuuo zu verabschieden, der zusammen mit seinem Sekretär J. P. Karuaihe auf Einladung der Bundesregierung für zehn Tage nach Westdeutschland reist. Es handelt sich dabei um eine Informationsreise, die beide Hereroführer durch verschiedene deutsche Städte führen wird. Clemens Kapuuo wurde in seiner Eigenschaft als Chef der Mehrheit der Hereros eingeladen. Es wird nicht damit gerechnet, dass Kapuuo wie im November in New York als Sprecher der Nationalen Konvention auftreten wird. Der Bestand der Nationalen Konvention ist ohnehin durch innere Meinungsverschiedenheiten belastet.
Clemens Kapuuo ist der Chef der übergroßen Mehrheit der Maharero-Hereros. Zwar besteht unter den Hereros ein Streit um die Nachfolge Hosea Kutakos. Eine Minderheitsgruppe möchte einen direkten Nachkommen Mahareros, Frederick Tjamuaha, als Hererochef auf den Thron heben. Tjamuaha lebt in Botswana. Der Streit konnte sich jedoch durch einen Verzicht Tjamuahas, mit dem informierte Stellen rechnen, von selbst erledigen. In jedem Fall steht die Mehrheit der Mahahero-Herero hinter Kapuuo.
MOBUTU LÄSST 48 PERSONEN HÄNGEN
Kinshasa – Auf einer Massenversammlung in Kinshasa teilte Präsident Mobutu der Menge mit, dat er 48 Personen hängen lasse, die alle politische Mörder seien. Die Polizei habe 501 „Gangster" verhaftet, die Unruhen anzetteln wollten. Einige wurden wegen WaffendiebstahIs verhaftet. Fast alle Verhafteten sollen in Zwangsarbeitslager auf kürzlich nationalisierte landwirtschaftliche Betriebe gebracht werden. Der Tag für die Hinrichtungen steht noch nicht fest.
TITO WIRD LEBENSLÄNGLICHER PRÄSIDENT
Belgrad – Das jugoslawische Staatsoberhaupt Jossip Broz Tito hat am Donnerstag ein Mandat erhalten, lebenslänglicher Präsident Jugoslawiens zu bleiben. Tito wird Ende dieses Monats 82 Jahre alt und ist seit 1953 Staatsoberhaupt Jugoslawiens. Seit seiner ersten Wahl wurde er sechsmal n diesem Amt bestätigt, zuletzt 1971 für eine weitere Amtsperiode von fünf Jahren.
Alle 300 Delegierten der neuen Nationalversammlung der Sozialistisch-Föderalen Republik gaben ihre Stimme für ein uneingeschränktes Mandat Titos ab. Die Wiederwahl wurde von Tausenden Menschen in den Straßen Belgrads mit Jubel und Böllerschüssen begrüßt. In der NationalversammIung selbst wurde Tito eine Ovation dargebracht.
Trotz seines hohen Alters sah Tito besonders fit aus und unterzeichnete eine Formalerklärung, in der er sich verpflichtete, Jugoslawiens Integrität und Souveränität zu wahren. Die Wiederwahl folgt auf eine Reorganisation des Parlaments am Mittwoch im Rahmen einer neuen Verfassung, die eine Dezentralisation der Macht beabsichtigt.
SCHMIDT BEKENNT SICH ZUM WESTEN
Bonn – Bundeskanzler Helmut Schmidt bekannte sich in seiner Regierungserklärung zu der fortgesetzten Anwesenheit der Vereinigten Staaten in Europa und zur Einheit Europas. „Die Atlantische Allianz bleibt die elementare Grundlage für unsere Sicherheit und der notwendige politische Rahmen für unsere Anstrengungen zur Entspannung in der Welt", erklärte der neue Bundeskanzler. Die Spionageaffäre bezeichnete er als eine ernsthafte Belastung für die Normalisierung zwischen den beiden deutschen Staaten. Schmidt sicherte zu, dass die Bonner Regierung fortfahren werde, bessere Beziehungen zu Ostdeutschland, der Sowjetunion und den Staaten des Warschauer Paktes in ihrer Gesamtheit zu suchen. „Was Brandt tat, um eine angesehene und ehrenvolle Position für die Bundesrepublik zu schaffen, war ein hervorragender Dienst, den er unserem Volk geleistet hat", erklärte Bundeskanzler Schmidt unter Applaus. Er würdigte ferner die Leistungen seines Vorgängers auf dem Gebiet der Innenpolitik. Hier seien mehr soziale Fortschritte erzielt worden als jemals zuvor in der gleichen Zeit.
D'ESTAING FRANZÖSISCHER PRÄSIDENT
Paris – Nach einem Monat der Versprechungen; des zähen Kampfes mit allen möglichen Mitteln um jede Stimme, nach einer Polarisierung in linke und rechte Lager hat sich nun entschieden, dass Valery Giscard d'Estaing für die nächsten sieben Jahre die französische Politik in großen Zügen festlegen wird. Mit einer äußerst knappen Stimmenmehrheit von 50,7 Prozent gegenüber Mitterrands 49,3 Prozent wurde Giscard durch nur etwa 350 000 Stimmen zum neuen französischen Staatschef.
Der neue Präsident wird Mühe haben, die feindlichen Lager, die sich im Wahlkampf formiert haben, zusammenzuführen. Zuletzt konnte der Wahlkampf das hohe Niveau, das er zu Anfang der Kampagne besessen hatte, nicht mehr aufrechterhalten, und die Kandidaten ergingen sich zumeist in persönlichen Angriffen gegeneinander. Nun steht Giscard d'Estaing, der gemäßigte Konservative, vor schwierigen Aufgaben: Er muss seine Stellung als Präsident festigen, die besorgniserregende Inflation bekämpfen, die Probleme der Energiekrise und der Devisenknappheit meistern und die erheblichen sozialen Unruhen, die von den Kommunisten für den Fall seines Sieges angedroht wurden, zu vermeiden suchen.
UNGEWISSER WAHLAUSGANG
Canberra – Es dürfte noch bis zu zwei Wochen dauern, bis die Australier wissen, wer bei den Parlamentswahlen vom letzten Samstag den Sieg davongetragen hat. Selbst Premierminister Gough Whitlams weiß noch nicht, ob er eine arbeitsfähige Mehrheit erhält. Von den 127 Sitzen kann seine Labourpartei mit Sicherheit 61 gewinnen, während auf die liberale Opposition 59 entfallen. Nach den ersten Analysen wird ein Labourerfolg von einer Stimme bis zu fünf Stimmen Mehrheit erwartet, doch könnte auch die Opposition eine Stimme Mehrheit erhalten. Das australische Wahlsystem ist sehr kompliziert, und deshalb dauert die Auszählung so lange. Auch das Ergebnis der Senatswahlen wird erst in einigen Wochen bekanntwerden. Es waren 60 Senatoren zu wählen, zehn für jeden einzelnen Bundesstaat. Die Labourpartei dürfte im Senat eine Mehrheit von nur einem Sitz erhalten.
BOMBE BEIM LONDONER FLUGHAFEN
London – Der große Londoner Flughafen Heathrow musste am Sonntag während dreier Stunden geschlossen bleiben, weil in einem nahe gelegenen Autoparkgebäude eine Bombe explodierte, wobei bedeutender Sachschaden entstand. Zwei Verkehrsaufseherinnen wurden leicht verletzt: Einige Minuten vor der Explosion wurde die Polizei durch einen Mann mit irischem Akzent telefonisch gewarnt, wobei er ein Schlüsselwort gebrauchte, das alle Terroristen zu verwenden pflegen, wenn sie der Polizei Warnungen zukommen lassen. Kurz nach der Explosion entschärfte die Polizei eine 23-Kilo-Bombe außerhalb des Hauptsitzes einer militärischen Wohlfahrtsorganisation.
Windhoek – Etwa 80 Hereros hatten sich gestern auf dem Windhoeker Flughafen J. G Strijdom eingefunden, um Clemens Kapuuo zu verabschieden, der zusammen mit seinem Sekretär J. P. Karuaihe auf Einladung der Bundesregierung für zehn Tage nach Westdeutschland reist. Es handelt sich dabei um eine Informationsreise, die beide Hereroführer durch verschiedene deutsche Städte führen wird. Clemens Kapuuo wurde in seiner Eigenschaft als Chef der Mehrheit der Hereros eingeladen. Es wird nicht damit gerechnet, dass Kapuuo wie im November in New York als Sprecher der Nationalen Konvention auftreten wird. Der Bestand der Nationalen Konvention ist ohnehin durch innere Meinungsverschiedenheiten belastet.
Clemens Kapuuo ist der Chef der übergroßen Mehrheit der Maharero-Hereros. Zwar besteht unter den Hereros ein Streit um die Nachfolge Hosea Kutakos. Eine Minderheitsgruppe möchte einen direkten Nachkommen Mahareros, Frederick Tjamuaha, als Hererochef auf den Thron heben. Tjamuaha lebt in Botswana. Der Streit konnte sich jedoch durch einen Verzicht Tjamuahas, mit dem informierte Stellen rechnen, von selbst erledigen. In jedem Fall steht die Mehrheit der Mahahero-Herero hinter Kapuuo.
MOBUTU LÄSST 48 PERSONEN HÄNGEN
Kinshasa – Auf einer Massenversammlung in Kinshasa teilte Präsident Mobutu der Menge mit, dat er 48 Personen hängen lasse, die alle politische Mörder seien. Die Polizei habe 501 „Gangster" verhaftet, die Unruhen anzetteln wollten. Einige wurden wegen WaffendiebstahIs verhaftet. Fast alle Verhafteten sollen in Zwangsarbeitslager auf kürzlich nationalisierte landwirtschaftliche Betriebe gebracht werden. Der Tag für die Hinrichtungen steht noch nicht fest.
TITO WIRD LEBENSLÄNGLICHER PRÄSIDENT
Belgrad – Das jugoslawische Staatsoberhaupt Jossip Broz Tito hat am Donnerstag ein Mandat erhalten, lebenslänglicher Präsident Jugoslawiens zu bleiben. Tito wird Ende dieses Monats 82 Jahre alt und ist seit 1953 Staatsoberhaupt Jugoslawiens. Seit seiner ersten Wahl wurde er sechsmal n diesem Amt bestätigt, zuletzt 1971 für eine weitere Amtsperiode von fünf Jahren.
Alle 300 Delegierten der neuen Nationalversammlung der Sozialistisch-Föderalen Republik gaben ihre Stimme für ein uneingeschränktes Mandat Titos ab. Die Wiederwahl wurde von Tausenden Menschen in den Straßen Belgrads mit Jubel und Böllerschüssen begrüßt. In der NationalversammIung selbst wurde Tito eine Ovation dargebracht.
Trotz seines hohen Alters sah Tito besonders fit aus und unterzeichnete eine Formalerklärung, in der er sich verpflichtete, Jugoslawiens Integrität und Souveränität zu wahren. Die Wiederwahl folgt auf eine Reorganisation des Parlaments am Mittwoch im Rahmen einer neuen Verfassung, die eine Dezentralisation der Macht beabsichtigt.
SCHMIDT BEKENNT SICH ZUM WESTEN
Bonn – Bundeskanzler Helmut Schmidt bekannte sich in seiner Regierungserklärung zu der fortgesetzten Anwesenheit der Vereinigten Staaten in Europa und zur Einheit Europas. „Die Atlantische Allianz bleibt die elementare Grundlage für unsere Sicherheit und der notwendige politische Rahmen für unsere Anstrengungen zur Entspannung in der Welt", erklärte der neue Bundeskanzler. Die Spionageaffäre bezeichnete er als eine ernsthafte Belastung für die Normalisierung zwischen den beiden deutschen Staaten. Schmidt sicherte zu, dass die Bonner Regierung fortfahren werde, bessere Beziehungen zu Ostdeutschland, der Sowjetunion und den Staaten des Warschauer Paktes in ihrer Gesamtheit zu suchen. „Was Brandt tat, um eine angesehene und ehrenvolle Position für die Bundesrepublik zu schaffen, war ein hervorragender Dienst, den er unserem Volk geleistet hat", erklärte Bundeskanzler Schmidt unter Applaus. Er würdigte ferner die Leistungen seines Vorgängers auf dem Gebiet der Innenpolitik. Hier seien mehr soziale Fortschritte erzielt worden als jemals zuvor in der gleichen Zeit.
D'ESTAING FRANZÖSISCHER PRÄSIDENT
Paris – Nach einem Monat der Versprechungen; des zähen Kampfes mit allen möglichen Mitteln um jede Stimme, nach einer Polarisierung in linke und rechte Lager hat sich nun entschieden, dass Valery Giscard d'Estaing für die nächsten sieben Jahre die französische Politik in großen Zügen festlegen wird. Mit einer äußerst knappen Stimmenmehrheit von 50,7 Prozent gegenüber Mitterrands 49,3 Prozent wurde Giscard durch nur etwa 350 000 Stimmen zum neuen französischen Staatschef.
Der neue Präsident wird Mühe haben, die feindlichen Lager, die sich im Wahlkampf formiert haben, zusammenzuführen. Zuletzt konnte der Wahlkampf das hohe Niveau, das er zu Anfang der Kampagne besessen hatte, nicht mehr aufrechterhalten, und die Kandidaten ergingen sich zumeist in persönlichen Angriffen gegeneinander. Nun steht Giscard d'Estaing, der gemäßigte Konservative, vor schwierigen Aufgaben: Er muss seine Stellung als Präsident festigen, die besorgniserregende Inflation bekämpfen, die Probleme der Energiekrise und der Devisenknappheit meistern und die erheblichen sozialen Unruhen, die von den Kommunisten für den Fall seines Sieges angedroht wurden, zu vermeiden suchen.
UNGEWISSER WAHLAUSGANG
Canberra – Es dürfte noch bis zu zwei Wochen dauern, bis die Australier wissen, wer bei den Parlamentswahlen vom letzten Samstag den Sieg davongetragen hat. Selbst Premierminister Gough Whitlams weiß noch nicht, ob er eine arbeitsfähige Mehrheit erhält. Von den 127 Sitzen kann seine Labourpartei mit Sicherheit 61 gewinnen, während auf die liberale Opposition 59 entfallen. Nach den ersten Analysen wird ein Labourerfolg von einer Stimme bis zu fünf Stimmen Mehrheit erwartet, doch könnte auch die Opposition eine Stimme Mehrheit erhalten. Das australische Wahlsystem ist sehr kompliziert, und deshalb dauert die Auszählung so lange. Auch das Ergebnis der Senatswahlen wird erst in einigen Wochen bekanntwerden. Es waren 60 Senatoren zu wählen, zehn für jeden einzelnen Bundesstaat. Die Labourpartei dürfte im Senat eine Mehrheit von nur einem Sitz erhalten.
BOMBE BEIM LONDONER FLUGHAFEN
London – Der große Londoner Flughafen Heathrow musste am Sonntag während dreier Stunden geschlossen bleiben, weil in einem nahe gelegenen Autoparkgebäude eine Bombe explodierte, wobei bedeutender Sachschaden entstand. Zwei Verkehrsaufseherinnen wurden leicht verletzt: Einige Minuten vor der Explosion wurde die Polizei durch einen Mann mit irischem Akzent telefonisch gewarnt, wobei er ein Schlüsselwort gebrauchte, das alle Terroristen zu verwenden pflegen, wenn sie der Polizei Warnungen zukommen lassen. Kurz nach der Explosion entschärfte die Polizei eine 23-Kilo-Bombe außerhalb des Hauptsitzes einer militärischen Wohlfahrtsorganisation.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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