Vor 50 Jahren
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1974-06-18
IN ANGOLA WARTET MAN AB

Luanda – Die Aufregung und Unsicherheit der ersten Tage nach dem portugiesischen Staatsstreich vom 25. April ist gewichen. Angola wartet in Ruhe die künftige Entwicklung ab. Die politische Lage ist zwar etwas konfus. Inzwischen haben sich nicht weniger als 40 politische Parteien oder Bewegungen in Luanda gebildet. „Eine Partei pro Tag", sagen böse Zungen, ohne von der Vielzahl der „organisierten politischen Ideen" beeindruckt zu sein. „Vor dem 25. April pflegten die Leute zusammenzukommen, um Bridge zu spielen, jetzt treffen sie sich, um über Politik zu sprechen, und vier Spieler bilden eine politische Partei", kommentierte ein Bürger Luandas dieser Tage die Situation.

Die Pistolen, die man während der ersten Tage nach dem Umsturz in der Brusttasche oder im Schulterhalfter trug, sind wieder in die häuslichen Schubladen zurückgekehrt. Abgesehen von einigen Demonstrationen und Streiks geht das Leben in Luanda seinen normalen Gang weiter. Zurzeit wartet man darauf, welche Direktiven der neue Generalgouverneur für Angola, General Silvio Silverio Marques, aus Lissabon mitgebracht hat. In weißen Kreisen wird die Ernennung von General Marques begrüßt. Führende afrikanische Kreise sind etwas skeptischer.

Man weiß, der Weg zur Unabhängigkeit ist unvermeidbar. Man weiß jedoch nicht, wie der Weg sich gestalten wird. Die Möglichkeit einer einseitigen Unabhängigkeitserklärung nach rhodesischem Vorbild wird neuerdings nicht mehr ernsthaft in Erwägung gezogen. In den ersten Tagen nach dem Staatsstreich in Portugal hielt man eine solche Lösung noch für möglich, jetzt nicht mehr.

PRESSEERKLÄRUNG VOR GERICHT

Windhoek – Im Prozess vor dem Südwester Obergericht unter Vorsitz von Gerichtspräsident F. H. Badenhorst gegen den Vorsitzenden der Swapo-Jugendliga, Ezriel TaaipopI 20, und den amtierenden Sekretär der Organisation, Joseph Kashea, 21, begannen gestern die ersten Zeugenaussagen. Der Hauptmann der Sicherheitspolizei J. Griebenau erklärte als Zeuge, er habe am 24. August vergangenen Jahres eine Presseerklärung der Zeitung „The Windhoek Advertiser" abgeholt, die von der Zeitung veröffentlicht worden war und die von Taatpopi stammen soll. Anschließend ging Hauptmann Griebenau auf den Inhalt der Presseerklärung ein und verwies auf Passagen, in denen die Beseitigung der südafrikanischen Regierung aus „Namibia" gefordert wird.

FRANKREICHS „FORCE DE FRAPPE“

Paris – Frankreichs neuer Kernwaffendonner hat begonnen. Heute sind seine Kernwaffen „nur" Plutoniumbomben und andere „gedopte" Atomsprengkörper. Aber bis 1976 will es Wasserstoffbomben besitzen und vielleicht auch über thermonukleare Waffen mit Sprengköpfen in einer Hülle verfügen. Allerdings: Schon im Augenblick ist die nukleare strategische Streitmacht Frankreichs kein Spielzeug mehr und keine quantité negligeable.

Einigen deutschen und englischen Journalisten wurden nun zum ersten Mal die Raketensilos auf dem Plateau d'Albion in der Provence, der Stützpunkt der Atom-U-Boote im Kriegshafen Brest und das unterirdische Operationszentrum für die strategischen Luftstreitkräfte in einem Kreideberg in Taverny bei Paris gezeigt. Das 850 Meter hoch gelegene Plateau d‘Albion war schon im letzten Jahrhundert „Militärgebiet". Das neue Verteidigungsinstrument auf dem Plateau ist indes nicht so harmlos wie seine „Ahnen". Auf ein Gelände von 36 000 Hektar verteilt stecken im Abstand von je drei Kilometern in 23 Meter tiefen Betonsilos mit Atomsprengköpfen bestückte Zwei-Stufen-Raketen.

ERFOLG IN ANGOLA – MISSERFOLG IN GUINEA-BISSAU

Luanda/Lissabon – Zwischen den portugiesischen Streitkräften und der Befreiungsbewegung Unita (Nationale Union für die vollständige Unabhängigkeit Angolas) ist, wie der portugiesische Militärrundfunk in Luanda am Montag mitteilte, ein Waffenstillstand geschlossen worden. Die Verhandlungen fanden durch Vermittlung eines katholischen Missionars in Ostangola statt. Die Portugiesen waren durch Oberstleutnant Fernando Passos Ramos, die Unita durch ihren Führer Jonas Malheiro Savimbi vertreten. Die Zusammenkunft fand, wie es im Kommuniqué „mit größter Herzlichkeit und unter gegenseitigem Respekt" statt. Es sollten nun politische Besprechungen folgen, und eine portugiesische MilitärdeIegation wird sich in den nächsten Tagen nach Lissabon begeben, um Instruktionen einzuholen.

Unita ist die kleinste Terroristenorganisation, die nur über etwa 500 Mann verfügt, im Gegensatz zur FNLA (Nationale Front für die Verteidigung Angolas), die auf etwa 6 000 Mann geschätzt wird, und die MPLA (Volksbewegung für die Befreiung Angolas), die etwa 5 000 Mann stark ist. Bis jetzt haben sich die drei Gruppen trotz einer Aufforderung der Organisation für Afrikanische Einheit (OAE) nicht einigen können und lehnten Kontakte mit den portugiesischen Militärbehörden ab.

ELF VERLETZTE IM UNTERHAUS

London – Der Bombenanschlag nordirischer Terroristen galt offensichtlich der Westminster Hall, die längs des Parlamentsgebäudes steht. Es war eine relativ kleine Bombe, etwa zehn Kilogramm schwer, die explodierte. Der Brand dehnte sich aus, weil eine Gasleitung getroffen worden war. Es gelang der Feuerwehr nach fünf Stunden, das Feuer zu bewältigen, das weniger Schaden anrichtete, als zuerst vermutet worden war. Dagegen wurden elf Personen verletzt, die zur Zeit der Explosion hauptsachlich mit Reinigungsarbeiten beschäftigt waren. Es wurden neben der Halle, deren wertvolle Holzdecke vom Feuer nicht erreicht wurde, einige Büros beschädigt sowie eine Kantine und ein Komiteezimmer des 900 Jahre alten Gebäudes.

Trotz des Brandes trat das Unterhaus am Montagnachmittag zu einer Sitzung zusammen. Alle Parteiführer gaben ihrer Empörung über den Anschlag Ausdruck. Der Ruf nach größeren Sicherheitsmaßnahmen wird befolgt werden, doch ist es schwierig, Gebäude zu kontrollieren, in denen täglich so viele Personen ein- und ausgehen. Die Westminster Hall wird täglich von bis zu 2 000 Personen besucht.

Der Anschlag erinnert an den Versuch Guy Fawkes' im 17. Jahrhundert, das Parlament in Brand zu stecken. In der Westminster Hall wurde er seinerzeit zum Tode verurteilt. Andere Todesurteile wurden hier gegen Anne Boleyn und gegen König Karl I. ausgesprochen. Zuletzt wurde die Halle als Aufbahrungsplatz für Könige und Staatsmänner benutzt. Vor neun Jahren wurde dort Sir Winston Churchill aufgebahrt.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-09-28

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