Vor 50 Jahren
1974-06-19
WARTEN AUF FREIHEIT IM JULI
Windhoek – Das Verfahren des Südwester Obergerichts gegen zwei Führer der SWAPO-Jugendliga, Ezriel Taaipopi und Joseph Kashea, wurde gestern Nachmittag fortgesetzt, aber anschließend wieder vertagt, um der Verteidigu
ng Zeit zum Studium verschiedener Dokumente zu geben. Bei den Dokumenten handelt es sich um Schriftstücke, die von der Kriminalpolizei in Taaipopis Zimmer gefunden und beschlagnahmt worden sind.
Die Staatsanwaltschaft hatte dem Gericht unter Vorsitz von Gerichtspräsident F. R Badenhorst einen Brief an einen Mr Kornati vorgelegt. Darin heißt es, dass die Zeit für das Volk von „Namibia" gekommen sei, die Ärmel aufzukrempeln und die Buren in die Knie zu zwingen. In einem anderen Brief wird gesagt, dass „Namibia" den Schwarzen gehöre. Die Schwarzen müssten alles in ihrer Macht Stehende versuchen, um die totale Freiheit zu bekommen. Die südafrikanische Regierung würde den Schwarzen niemals die Freiheit geben, es sei denn die Schwarzen erklärten den Krieg und bäten um die Unterstützung der Welt in ihrem Kampf.
MILCH FREI HAUS
Windhoek – Die Kroonster Molkerei in Windhoek führt zurzeit eine Nachfrageuntersuchung durch. Der Bedarf von Milch und Milchprodukten soll festgestellt werden. Gleichzeitig wird eine Aufnahme über die Hauslieferungen gemacht. Die Geschäftsführung von Kroonster appelliert an die Öffentlichkeit diese Planungsmaßnahmen der Molkerei zu unterstützen.
Der neue geschäftsführende Direktor von Kroonster, Rudi Kintscher, gab bekannt, daf die Hauslieferung von Milch, Milchprodukten und Fruchtsaften von der Fabrik geplant sei. Die Lieferung frei Haus soll zu Großhandelspreisen erfolgen. Der Milchpreis ist allerdings kontrolliert, dagegen würden sich die Milchprodukte und Fruchtsäfte verbilligen. Kroonster will in Windhoek und Umgebung Verteilerzentren einrichten, bei denen Mulch und Milchprodukte bestellt und die Coupons für Milch gekauft werden können.
SWAPO-LOB FÜR BISCHOF AUALA
New York – Bischof Leonard Auala, geistliches Haupt der Ovambokavango-Kirche, holte sich gestern das Lob eines SWAPO-Repräsentanten in New York, Theo Ben Gurirab, ein. Gurirab nannte den Bischof nicht nur „einen moralischen und geistlichen Führer", sondern auch einen „Freiheitskämpfer". Das Lob ereilte den Bischof während einer Sitzung des sogenannten „UNO-Rates für Namibia", auf der Auala scharf gegen die südafrikanische Regierung zu Felde zog.
Bischof Auala kritisierte vor allem die Verhängung und Vollstreckung von Prügelstrafen durch die Stammesautoritäten und deren Duldung durch die südafrikanische Regierung. Er beschuldigte die südafrikanische Regierung, die öffentliche Vollstreckung der Prügelstrafe in Südwestafrika zu fordern. Das Verhängen von Prügelstrafen wegen illegaler politischer Tätigkeit sei im Februar dieses Jahres nach viermonatiger Unterbrechung wieder aufgenommen worden. Die Unterbrechung sei, so sagte der Bischof, aufgrund kirchlicher Proteste erfolgt. Kirchenführer hatten eine einstweilige Verfügung gegen diese „barbarische Maßnahme" erwirkt. Die Prügelstrafe sei jedoch wieder vollstreckt worden, nachdem ein Richter befunden habe, dass sie stammesüblich sei.
BILANZ DER NAHOSTREISE NIXONS
Washington – Die Reise Nixons im Nahen Osten wird in Washington als politischer Triumph für den Präsidenten und für die amerikanische Diplomatie gewertet. Die demokratische Opposition hatte dagegen die Reise von Anfang an kritisiert und behauptet, sie diene nur dazu, das angeschlagene Image des Präsidenten und seine Position zu verbessern. Dabei ist jedoch unverkennbar, dass sie nun die amerikanisch-arabischen Beziehungen neugestaltet haben. Es wurden wieder diplomatische Beziehungen mit Ägypten und Syrien aufgenommen, das gute Verhältnis zu Jordanien, Saudi-Arabien und Israel wurde gefestigt. Es zeigte sich von neuem, dass die Vereinigten Staaten, und nicht die Sowjetunion, als Vermittler in der arabischen Welt auftreten können, Man nimmt an, dass dies in Moskau zur Sprache kommen wird, wenn Nixon die russische Hauptstadt besucht. Auch die Araber, meint man in Washington, dürften zufrieden sein, denn sie machten Nixon deutlich, dass der Frieden im Nahen Osten ohne eine Lösung des palästinischen Problems nicht möglich sei. Nixon kommt dadurch in eine heikle Lage, denn er müsste nun auf Israel einwirken, dass es weitere Konzessionen macht. Man nimmt daher an, dass Israel sich auf der Sinaihalbinsel weiter zurückziehen werde. Auch ist die Frage der Vertretung der palästinischen Guerillas auf der Genfer Konferenz noch nicht gelöst. Die Palästiner wollen teilnehmen, Israelis sind dagegen.
DEUTSCHE STUDENTEN IN SWA
Windhoek – Die Deutsch-Südafrikanische Gesellschaft hat eine Reise von deutschen Studenten nach Süd- und Südwestafrika organisiert. Verschiedene Studenten aus der Bundesrepublik sollen vom 9. Juli bis 8. Oktober nach Süd- und Südwestafrika kommen und hier während der Semesterferien arbeiten. Die Organisatoren schlugen ein Gehalt zwischen 150 und 200 Rand pro Monat vor. Betriebe, die bereit und in der Lage sind, Studenten während der fraglichen Zeit aufzunehmen, werden gebeten, sich mit Frau E. Braye, Personnel Services, Windhoek, Telefon 2-2249 oder Postfach 2367 in Verbindung zu setzen.
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GEFÄNGNISKOMMISSAR VERLETZT
Pretoria – Gefängnisminister J. T. Kruger bestätigte am Dienstag, dass Gefängniskommissar General J. C. Steyn an der Hand verletzt worden sei, als Steyn bei einem rhodesischen Landgefängnis einer Sportveranstaltung beiwohnte, wobei er beschlagnahmte Terroristen-Waffen besichtigte. Dabei explodierte ein Gegenstand, eine Granate oder eine Landmine, als er ihn in die Hand nahm. Ein Mittel- und Zeigefinger sowie ein Daumen wurden verletzt Der General befindet sich in einem Krankenhaus in Salisbury.
Windhoek – Das Verfahren des Südwester Obergerichts gegen zwei Führer der SWAPO-Jugendliga, Ezriel Taaipopi und Joseph Kashea, wurde gestern Nachmittag fortgesetzt, aber anschließend wieder vertagt, um der Verteidigu
ng Zeit zum Studium verschiedener Dokumente zu geben. Bei den Dokumenten handelt es sich um Schriftstücke, die von der Kriminalpolizei in Taaipopis Zimmer gefunden und beschlagnahmt worden sind.
Die Staatsanwaltschaft hatte dem Gericht unter Vorsitz von Gerichtspräsident F. R Badenhorst einen Brief an einen Mr Kornati vorgelegt. Darin heißt es, dass die Zeit für das Volk von „Namibia" gekommen sei, die Ärmel aufzukrempeln und die Buren in die Knie zu zwingen. In einem anderen Brief wird gesagt, dass „Namibia" den Schwarzen gehöre. Die Schwarzen müssten alles in ihrer Macht Stehende versuchen, um die totale Freiheit zu bekommen. Die südafrikanische Regierung würde den Schwarzen niemals die Freiheit geben, es sei denn die Schwarzen erklärten den Krieg und bäten um die Unterstützung der Welt in ihrem Kampf.
MILCH FREI HAUS
Windhoek – Die Kroonster Molkerei in Windhoek führt zurzeit eine Nachfrageuntersuchung durch. Der Bedarf von Milch und Milchprodukten soll festgestellt werden. Gleichzeitig wird eine Aufnahme über die Hauslieferungen gemacht. Die Geschäftsführung von Kroonster appelliert an die Öffentlichkeit diese Planungsmaßnahmen der Molkerei zu unterstützen.
Der neue geschäftsführende Direktor von Kroonster, Rudi Kintscher, gab bekannt, daf die Hauslieferung von Milch, Milchprodukten und Fruchtsaften von der Fabrik geplant sei. Die Lieferung frei Haus soll zu Großhandelspreisen erfolgen. Der Milchpreis ist allerdings kontrolliert, dagegen würden sich die Milchprodukte und Fruchtsäfte verbilligen. Kroonster will in Windhoek und Umgebung Verteilerzentren einrichten, bei denen Mulch und Milchprodukte bestellt und die Coupons für Milch gekauft werden können.
SWAPO-LOB FÜR BISCHOF AUALA
New York – Bischof Leonard Auala, geistliches Haupt der Ovambokavango-Kirche, holte sich gestern das Lob eines SWAPO-Repräsentanten in New York, Theo Ben Gurirab, ein. Gurirab nannte den Bischof nicht nur „einen moralischen und geistlichen Führer", sondern auch einen „Freiheitskämpfer". Das Lob ereilte den Bischof während einer Sitzung des sogenannten „UNO-Rates für Namibia", auf der Auala scharf gegen die südafrikanische Regierung zu Felde zog.
Bischof Auala kritisierte vor allem die Verhängung und Vollstreckung von Prügelstrafen durch die Stammesautoritäten und deren Duldung durch die südafrikanische Regierung. Er beschuldigte die südafrikanische Regierung, die öffentliche Vollstreckung der Prügelstrafe in Südwestafrika zu fordern. Das Verhängen von Prügelstrafen wegen illegaler politischer Tätigkeit sei im Februar dieses Jahres nach viermonatiger Unterbrechung wieder aufgenommen worden. Die Unterbrechung sei, so sagte der Bischof, aufgrund kirchlicher Proteste erfolgt. Kirchenführer hatten eine einstweilige Verfügung gegen diese „barbarische Maßnahme" erwirkt. Die Prügelstrafe sei jedoch wieder vollstreckt worden, nachdem ein Richter befunden habe, dass sie stammesüblich sei.
BILANZ DER NAHOSTREISE NIXONS
Washington – Die Reise Nixons im Nahen Osten wird in Washington als politischer Triumph für den Präsidenten und für die amerikanische Diplomatie gewertet. Die demokratische Opposition hatte dagegen die Reise von Anfang an kritisiert und behauptet, sie diene nur dazu, das angeschlagene Image des Präsidenten und seine Position zu verbessern. Dabei ist jedoch unverkennbar, dass sie nun die amerikanisch-arabischen Beziehungen neugestaltet haben. Es wurden wieder diplomatische Beziehungen mit Ägypten und Syrien aufgenommen, das gute Verhältnis zu Jordanien, Saudi-Arabien und Israel wurde gefestigt. Es zeigte sich von neuem, dass die Vereinigten Staaten, und nicht die Sowjetunion, als Vermittler in der arabischen Welt auftreten können, Man nimmt an, dass dies in Moskau zur Sprache kommen wird, wenn Nixon die russische Hauptstadt besucht. Auch die Araber, meint man in Washington, dürften zufrieden sein, denn sie machten Nixon deutlich, dass der Frieden im Nahen Osten ohne eine Lösung des palästinischen Problems nicht möglich sei. Nixon kommt dadurch in eine heikle Lage, denn er müsste nun auf Israel einwirken, dass es weitere Konzessionen macht. Man nimmt daher an, dass Israel sich auf der Sinaihalbinsel weiter zurückziehen werde. Auch ist die Frage der Vertretung der palästinischen Guerillas auf der Genfer Konferenz noch nicht gelöst. Die Palästiner wollen teilnehmen, Israelis sind dagegen.
DEUTSCHE STUDENTEN IN SWA
Windhoek – Die Deutsch-Südafrikanische Gesellschaft hat eine Reise von deutschen Studenten nach Süd- und Südwestafrika organisiert. Verschiedene Studenten aus der Bundesrepublik sollen vom 9. Juli bis 8. Oktober nach Süd- und Südwestafrika kommen und hier während der Semesterferien arbeiten. Die Organisatoren schlugen ein Gehalt zwischen 150 und 200 Rand pro Monat vor. Betriebe, die bereit und in der Lage sind, Studenten während der fraglichen Zeit aufzunehmen, werden gebeten, sich mit Frau E. Braye, Personnel Services, Windhoek, Telefon 2-2249 oder Postfach 2367 in Verbindung zu setzen.
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GEFÄNGNISKOMMISSAR VERLETZT
Pretoria – Gefängnisminister J. T. Kruger bestätigte am Dienstag, dass Gefängniskommissar General J. C. Steyn an der Hand verletzt worden sei, als Steyn bei einem rhodesischen Landgefängnis einer Sportveranstaltung beiwohnte, wobei er beschlagnahmte Terroristen-Waffen besichtigte. Dabei explodierte ein Gegenstand, eine Granate oder eine Landmine, als er ihn in die Hand nahm. Ein Mittel- und Zeigefinger sowie ein Daumen wurden verletzt Der General befindet sich in einem Krankenhaus in Salisbury.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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