Vor 50 Jahren

PROTESTBRIEF DER EINGEBORENEN LEHRERWindhoek – Die Südwestafrikanische Eingeborenenlehrer-Vereinigung hat, wie berichtet, während des Wochenendes ihren Jahreskongress abgehalten. Die AZ war hierzu nicht eingeladen. Eingeladen waren lediglich, wie inzwischen festgestellt wurde, „Die Suidwes-Afrikaner" und „The Windhoek Advertiser". Während des Kongresses soll ein Sprecher die AZ und „Die Suidwester" beschuldigt haben, Erklärungen der Vereinigung nicht abgedruckt zu haben. Was die AZ betrifft, so entspricht diese Beschuldigung nicht den Tatsachen. Soweit die Erklärungen im öffentlichen Interesse liegen und keine rechtlich nachteiligen Folgen für die Verfasser der Erklärungen haben, sind sie abgedruckt worden und werden sie abgedruckt. Mittag erhielt die AZ eine Protesterklärung der Vereinigung, die sich gegen das Büro für Staatssicherheit richtet. In dem Protestbrief wird das Büro beschuldigt, sich unerwünscht in die Tätigkeit der Südwestafrikanischen Eingeborenenlehrer-Vereinigung eingemischt zu haben.„Die Vereinigung befasst sich ausschließlich mit rein erzieherischen Angelegenheiten, and daher gibt es nichts Geheimnisvolles oder irgendwelche Sachen, die eine Bedrohung für die Sicherheit des Staates bedeuten", heißt es in der Erklärung.BEGINN DER UNFALLUNTERSUCHUNG Windhoek – Morgen beginnt im Windhoeker Magistratsgericht das Verfahren zur Untersuchung des Flugzeugunglücks vom 3. April in Lüderitzbucht, bei dem drei Tote zu beklagen waren. Nach einer Wahlkundgebung der Vereinigten Partei am Abend des 2. April in Lüderitzbucht flogen C. J. van den Berg, der VP-Kandidat für Karas, so-wie Oswald Newton-Thompson, VP-Kandidat für Pinelands, mit einem Flugzeug, das von dem 26jahrigen Farmer Jennie Jooste aus dem Bezirk Keetmanshoop gesteuert wurde, von Lüderitzbucht ab. Das Flugzeug sollte Advokat Newton-Thompson nach Alexander Bay fliegen, von wo aus er mit dem SAL-Flugzeug nach Kapstadt weiterreisen wollte. Nach einem Start bei schlechter Sicht hatte der Pilot in geringer Höhe eine 180-Grad-Kurve gemacht. Westlich der Landebahn zerschellte das Flugzeug bei Bodenberührung. Alle drei Insassen waren sofort tot.UNTER DER KNUTE DER ARMEE Addis Abeba – Die äthiopische Armee hat eine Liste von 27 Personen aufgestellt, die sich in den nächsten Tagen stellen sollen. Einige prominente Persönlichkeiten haben sich bereits der Armee ergeben, darunter der bisher mächtige Chef der Sicherheitspolizei. Von den 27 sind bis jetzt 15 verhaftet worden. Die Armee verlangte weiter, dass das Parlament zu einer außerordentlichen Sitzung zusammentrete; es muss die neue Verfassung annehmen, die eine Umwandlung in eine konstitutionelle Monarchie vorsieht.LIBERALER WAHLSIEG IN KANADA Toronto – In den kanadischen Parlamentswahlen hat der liberale Premierminister Pierre Trudeau einen unerwarteten Sieg errungen. Während alle Voraussagen dahin liefen. Trudeau werde höchstens wieder eine Minderheitsregierung bilden können, hat nun seine Liberale Partei in dem 264 Sitze zählenden Parlament 141 Sitze gewonnen, 32 mehr als bei den letzten Wahlen, so daß die Liberalen nun über eine Mehrheit von acht Sitzen verfügen.Alle übrigen Parteien mussten Verluste hinnehmen. Die von Robert Stanfield geführten Konservativen müssen sich mit 95 Sitzen zufriedengeben, die progressiven Konservativen mit 12, die Neue Demokratische Partei mit 15 and die rechtsgerichtete Soziale Kreditpartei mit 4 Sitzen. Der Vorsitzende der Neuen Demokratischen Partei, die bis jetzt im Parlament das Zünglein an der Waage bildete, David Lewis, hat sein Mandat verloren. Das Wahlergebnis zeigt deutlich, dass die Mehrheit die Vorschläge der Opposition für eine Preis- und Lohnkontrolle ablehnt und für das wirtschaftliche Expansionsprogramm Trudeaus eintritt, in dessen Mittelpunkt die Inflationsbekämpfung steht.FRANCO IM KRANKENHAUS Madrid – Spaniens Staatschef General Francisco Franco (81) ist am Dienstag in Madrid in ein Krankenhaus aufgenommen worden. Er leidet an einer Venenentzündung am rechten Bein. Die Ärzte hielten es im Interesse einer raschen Heilung für notwendig, dass Franco in dem nach ihm benannten Krankenhaus behandelt werde. Es ist erst das zweite Mal in den letzten Jahren, dass Franco erkrankt. Im Mai 1972 musste er wegen einer Zahnfleischinfektion das Krankenhaus aufsuchen. Zum letzten Mal trat Franco im Juni bei einem Fußballspiel öffentlich in Erscheinung, doch fehlte er bei dem großen traditionellen Stierkampf zugunsten von Wohlfahrtseinrichtungen. Er ließ sich durch Prinz Juan Carlos von Bourbon vertreten, den Franco als künftigen König von Spanien ausersehen hat.SCHWERE REGIERUNGSKRISE IN LISSABON Lissabon – Ministerpräsident Adelino da Palma Carlos und vier Minister sind am Dienstag zurückgetreten, heißt es in einer Regierungserklärung. Es sind alles Mitglieder des Zentrums der zehn Wochen alten Rechts-Links-Koalition. Carlos, ein Unabhängiger, erklärte den Rücktritt, weil der Staatsrat, der vorgestern während der ganzen Nacht getagt hatte, seine Forderungen ablehnte. Mit Carlos sind der stellvertretende Ministerpräsident Francisco Sa Carneiro und der Innen-, Wirtschafts- und Verteidigungsminister zurückgetreten.Als der Ministerpräsident nach seinem Rücktritt den Regierungspalast verließ, sagte er: „Es war ein gutes politisches Experiment. Ich verlasse meinen Posten hoch erhobenen Hauptes." Über die Gründe seines Rücktritts befragt, erklärte Professor Carlos, die Gründe seien in zwei Dokumenten niedergelegt, die er Präsident Spinola überreicht habe. Sie sollen demnächst veröffentlicht werden, und er ziehe es daher vor, bis dahin nichts zu sagen. Er äußerte sich auch nicht über seine künftigen Pläne und ob er in seine Anwaltspraxis zurückkehren will.

Vor 50 Jahren

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen

Vor 50 Jahren

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen

ANMELDUNG