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Vor 50 Jahren
Vor 50 Jahren

Vor 50 Jahren

1974-07-11
SWAPO FORDERT SANKTIONEN

London – In der jüngsten Ausgabe der „namibia news", die vom Januar/Februar 1974 stammt, aber erst im. Juni zum Versand gekommen ist, fordert SWAPO „scharfe Sanktionen gegen Südafrika". „namibia news" wird von SWAPO in England herausgegeben. In dem Leitartikel heißt es u.a.: „Das Volk von Namibia wird keiner anderen Lösung zustimmen als der vollen Unabhängigkeit von Namibia als einer Nation. Wir von SWAPO haben die Verantwortung für unsere Befreiung auf uns genommen.“

Dr. Waldheim und Dr Escher werden beschuldigt, „den Fehler gemacht zu haben, die Ansichten des namibischen Volkes seinerzeit (während des Dialogs zwischen UNO und Südafrika) nicht genügend zur Kenntnis genommen zu haben".

Ferner wird behauptet, dass nicht alle wichtigen Punkte der Gespräche in den offiziellen UNO-Bericht aufgenommen worden seien; „eine Tatsache, die zur Verzögerung der Demaskierung der wahren Absichten Südafrikas beigetragen hat". Erläutert wird in diesem Zusammenhang: „Ein Beispiel hierfür ist Dr. Eschers Unterhaltung mit Ministerpräsident Vorster am letzten Abend seiner Mission. „Was meinen Sie wirklich mit Selbstbestimmung?“ fragte Dr. Escher. Vorster zögerte. Er wolle nicht antworten, „weil das Ihrer Mission schaden könnte, Dr. Escher“ . Schließglich jedoch stimmte er der folgenden Definition zu: „Es bedeutet Bantustans, Dr. Escher“ – Natürlich hätte es das sofortige Ende der Gespräche bedeutet, wenn die Erklärung in den Bericht Dr. Eschers aufgenommen worden wäre. Sie wurde jedoch ausgelassen, und die Weltorganisation setzte ihre vergeblichen Verhandlungen fort."

KEIN AUSVERKAUF

Marandellas – Der rhodesische Premierminister Ian Smith eröffnete am Mittwochabend vor etwa 800 Personen in Marandellas die Wahlkampagne für die am 30. Juli durchzuführenden Parlamentswahlen. Unter dem Beifall der Menge rief er aus: „Wir wollen keinen Ausverkauf. Wenn dies der Preis ist, so verzichte man besser auf eine Lösung."

Während seiner einstündigen Rede kritisierte Smith besonders die oppositionelle Rhodesische Partei, die nur die Politik der aufgelösten Vereinigten Föderalen Partei fortsetze, der es 1962 auch nicht gelungen sei, zu einer Verständigung mit England zu kommen. Die Afrikaner in Rhodesien seien besser dran als alle übrigen Schwarzen in Afrika. Den rhodesischen Afrikanern, die im Parlament über 16 Sitze verfügten, könne man keine neuen Sitze gewähren. Der Afrikanische Nationalrat hatte die Erhöhung auf 26 Sitze in dem 66 Sitze zählenden Parlament verlangt. Die regierende Rhodesische Front wird sich um alle 50 weißen Sitze bewerben. Während die Rhodesische Partei 38 Kandidaten stellt. Von den schwarzen Abgeordneten werden einige gewählt, andere in den Eingeborenen-Gebieten bestimmt.

ABSTURZ EINES SOWJETFLUGZEUGES

Kairo – Vier sowjetische Flugausbilder und zwei ägyptische Piloten wurden getötet, als ein Flugzeug vom sowjetischen Typ TU-154 kurz nach dem Start beim internationalen Flughafen von Kairo abstürzte. Die nationale ägyptische Luftfahrtgesellschaft, der das Flugzeug gehörte, konnte noch reine Einzelheiten bekanntgeben. Wahrscheinlich befand sich das Flugzeug auf einem Übungsflug zur Ausbildung ägyptischer Piloten. Das Flugzeug ist eines von acht Flugzeugen, die Ägypten von der Sowjetunion kaufte.

UNTERIRDISCHE ATOMBOMBENTESTS

Washington – Eine Woche nach der Unterzeichnung eines Abkommens über die Beschränkung der unterirdischen Atomtests mit Moskau ließen die USA und die Sowjetunion Atombomben unterirdisch explodieren. Die amerikanische Atomenergiekommission bestätigte, dass in Nevada eine Atombombe unterirdisch zur Explosion gebracht wurde. Der sowjetische Atombombentest wurde in Kasachstan durchgeführt. Es wird darauf hingewiesen, dass das Abkommen von Moskau, das von Nixon und Breschnew unterzeichnet wurde, nicht verletzt worden sei, weil es erst in 18 Monaten in Kraft trete. Die Agentur TASS in Moskau kritisierte die Haltung der USA, die sich nicht für ein totales Verbot unterirdischer Atombombentests ausgesprochen hatten. Deshalb konnte kein vollständiges Abkommen erzielt werden.

BLEIBT CARLOS MINISTERPRÄSIDENT

Lissabon – Präsident General Antonio de Spinola hat auf seinem Amtssitz im Schloss Belem bei Lissabon den bisherigen Ministerpräsidenten Professor Adelino da Palma Carlos empfangen, um mit ihm die Regierungskrise zu besprechen. Der Ministerpräsident und vier Minister, die dem Zentrum angehören, sind am Dienstag zurückgetreten, da sie die geforderten großen Exekutivvollmachten nicht erhielten. Es blieben daher nur noch die sozialistischen und kommunistischen Mitglieder im Kabinett. Die Unterredung dauerte 45 Minuten. Es wurde noch keine Erklärung veröffentlicht, dass der Rücktritt angenommen wurde, und man weiß auch nichts über Inhalt und Ausgang des Gesprächs im Schloss Belem. Carlos erklärte Journalisten, sein Rücktritt sei erst rechtsgültig, wenn er im Amtsblatt bekanntgegeben werde.

Etwa tausend Linksextreme versuchten am Dienstagabend auf dem Pombal-Platz eine Demonstration gegen die Verhaftung von zwei Armeeoffizieren zu veranstalten. 400 Soldaten umringten jedoch den Platz, so dass die Demonstranten keine Versammlung durchführen konnten.

AUFHEBUNG DES ERDÖLEMBARGOS

Kairo – Auf einer Sitzung der Erdölminister der neun erdölproduzierenden arabischen Staaten wurde am Mittwoch beschlossen, das im letzten Oktober gegen die Niederlande verhängte Embargo aufzuheben. Damals war auch die Erdölausfuhr nach den Vereinigten Staaten verboten worden. Angesichts der erfolgreichen Bemühungen Kissingers um einen Waffenstillstand beschlossen die Erdölstaaten jedoch im letzten Marz, das Verbot gegenüber den USA aufzuheben. Noch im Juni hatten sie davon abgesehen, den Niederlanden entgegenzukommen, weil ihrer Meinung nach die Niederlande sich nicht deutlich genug über ihre Nahost-Politik ausgesprochen hatten.

In den Niederlanden wurde der Beschluss freudig begrüßt. Es wird besonders auf die finanziellen Nachteile hingewiesen, die der Hafen Rotterdam erlitt, die nun aber wieder beseitigt werden. Die Wiedereinsetzung des Hafens als Durchgangsstation für die Erdöltransporte kann zur Benzinpreisreduzierung in Europa führen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-25

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