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Vor 50 Jahren
Vor 50 Jahren

Vor 50 Jahren

1974-07-12
JOHN JA OTTO IN SAMBIA

Lusaka – Radio Sambia hat bekanntgegeben, dass John ja Otto mit einer Gruppe von 93 Ovambos in Sambia angekommen sei. Ottos Gruppe war als letzte vor knapp zwei Wochen über die Grenze von Owambo nach Angola gegangen. Kurz darauf hatten portugiesische Stellen in Luanda bekanntgegeben, dass 130 Ovambos sich unter Polizeikontrolle befinden. Über ihr Schicksal sollte zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden. Die meistert von ihnen hatten angegeben, dass sie nach Sambia oder Zaire weiterziehen wollten. John ja Otto war in Luso, im Nordosten Angolas, festgehalten worden. Kurze Zeit darauf gaben die portugiesischen Stellen bekannt, dass sich 84 Ovambos in Angola unter Polizeiaufsicht befinden.

Südafrikanische Stellen hatten noch vor kurzem erklärt, dass die Gesamtzahl der Grenzgänger bei etwa 120 liege. Inzwischen wird zugegeben, dass die wirkliche Zahl im Zweifel erheblich höher liegt. Der Generalkommissar für die eingeborenen Völker Südwestafrikas, J. M. de Wet, erklärte heute Vormittag, da die Vorbereitungen im Gange seien, um unverzüglich nach Schulbeginn genau festzustellen, wieviel Ovambos verschwunden sind. Die Untersuchung, die sich auf alle Schulen erstrecken soll, wird voraussichtlich innerhalb zweier Tage nach Schulbeginn ab-geschlossen sein. De Wet schätzt die Zahl der illegalen Grenzgänger heute auf 300. Während des letzten Wochenendes haben, soweit festgestellt werden konnte, keine organisierten Grenzüberschreitungen stattgefunden.

TETE-BAHN AUF ZWEI KILOMETER UNTERBROCHEN

Beira – Die Tete-Eisenbahnlinie wurde am Donnerstag auf einer Strecke von mehr als zwei Kilometern unterbrochen. Es war der größte Sabotageakt, den Frelimos bisher an den Eisenbahnlinien ausgeführt haben. Überall waren längs der Linie zwischen Mecito und Necungas Explosivstoffe gelegt worden, an den Stellen, die nur fünf Kilometer von der malawischen Grenze entfernt sind. Es wird mehrere Tage dauern, bis die Eisenbahnlinie wieder repariert ist. Vor zwei Wochen war die Linie nach Tete an 23 Stellen unterbrochen worden.

Die Versorgung von Cabora Bassa ist nun von neuem gefährdet. Besonders leiden darunter auch die Kohlenbergwerke von Moatize. Die Halden können nicht abgebaut werden, und es besteht die Gefahr, dass etwa 1 300 Arbeiter entlassen werden müssen. Bereits macht sich eine Kohlenknappheit im übrigen Mosambik und besonders in den Zementfabriken bemerkbar

SPINOLA ERNENNT MILITÄRREGIERUNG

Lissabon – Präsident General Antonio de Spinola hat am Freitag nicht nur den Rücktritt des Ministerpräsidenten Professor Adelino da Palma Carlos und der vier gemäßigten Minister des Kabinetts angenommen, sondern auch die übrigen Minister entlassen, darunter den kommunistischen Parteichef Alvaro Cunala und den sozialistischen Parteichef und Augenminister Dr. Mario Soares. Das Kabinett war am 16. Mai gebildet worden. Im neuen Kabinett werden die Schlüsselpositionen vom Militär eingenommen werden. Namen wurden noch nicht genannt, sondern werden voraussichtlich erst am Samstag bekanntgegeben werden.

In einer Rede auf einem Flottenstützpunkt in der Nähe von Lissabon erklärte Spinola am Donnerstagvormittag: „In diesen schwierigen Zeiten unserer Geschichte darf nicht vergessen werden, dass Portugal sein Überleben, seine Unabhängigkeit und seine ganze Freiheit den bewaffneten Streitkräften verdankt."

NIXON UND KISSINGER ALS GERICHTSZEUGEN

Washington – Präsident Nixon und Augenminister Dr. Kissinger traten am Mittwoch zum ersten Mal als Zeugen im Prozess gegen John Ehrlichmann, früherer Berater im Weißen Haus, auf. Ehrlichmann ist im Zusammenhang mit dem Einbruch in das Büro eines Psychiaters, der einen Angeklagten wegen Diebstahls von Pentagon-Papieren untersuchte, angeklagt worden.

Präsident Nixon antwortete auf die Fragen des Gerichtes nicht persönlich, sondern nur schriftlich. In seinem Schriftstück heißt es, er habe die Sonderuntersuchungseinheit (Special Investigation Unit), die unter dem Namen „Klempner"-Gruppe bekannt ist, beauftragt, dafür zu sorgen, dass keine lebenswichtigen Sicherheitsnachrichten nach außen dringen. Er habe Ehrlichmann mit der allgemeinen Kontrolle über die Tätigkeit der „Klempner" beauftragt. Nixon dementiert auch die Behauptung des. Rechtsausschusses des Repräsentantenhauses, dass die gestern vom Ausschuss veröffentlichten Tonbandtexte mit denen des Weißen Hauses nicht übereinstimmten. Der Ausschuss warf Nixon vor, dass er immer noch nicht die ganze Geschichte von Watergate bekanntgegeben habe. Nixon erklärte in seinem Schreiben, er habe niemals Auftrag gegeben, dass in das Bare des Psychiaters Dr. Lewis Fielding eingebrochen wer-den sollte.

PODGORNIJ IN SOMALIA

Mogadischu – Sowjetpräsident Nikolai Podgornij hat sich in der abgelaufenen Woche fünf Tage in Somalia als Gast des somalischen Präsidenten Mohammed Siad Barre aufgehalten. Zum Abschlug wurde ein sowjetisch-somalischer Freundschafts- und Zusammenarbeitsvertrag unterzeichnet. Barre sagte, kein Land könne die Politik Somalias beeinflussen. Der Vertrag bringe Somalia nicht in das Gängelhand der Sowjetunion, denn er beruhe nur auf freundschaftlichen und sozialistischen Prinzipien.

NAMAS DEMENTIEREN

Gibeon – Ein prominenter Namachef, Hendrik Witbooi, dementierte in einer Presseerklärung, dass die Namas im Beirat des Ministerpräsidenten vertreten sind. Von Seiten des Beirates war vor kurzem eine Erklärung herausgegeben worden, der zufolge die Namas nach Besprechungen mit Advokat E. van Zijl beschlossen hätten, zwei Vertreter in den Beirat zu entsenden. Witbooi erklärt, die Tatsache, dass die Gespräche in Windhoek stattgefunden hätten, habe den Argwohn der Namas erregt. Die Repräsentanten der Namas im Beirat würden das Namavolk nicht rechtmäßig vertreten.

„BLITZER“ IN DER FRAUENVERSAMMLUNG

Los Angeles – Amerikas „Star-Blitzer", der Anzeigenvertreter Robert Opel, fand Zugang in einen Konferenzsaal des Stadtrates, wo sich Hausfrauen versammelt hatten, um gegen Nacktheit am Strand von Los Angeles zu demonstrieren. Opel, der von der Polizei weggeführt wurde, ging durch die Reihen der versammelten Hausfrauen hindurch und erklärte nachher, er habe herausfinden wollen, ob Nacktheit wirklich unzüchtig sei. Der Stadtrat, der davon wenig beeindruckt war, sprach für den ganzen Strand ein Nacktheitsverbot aus.

KURZ BERICHTET

Madrid – Staatschef General Franco, der sich seit Dienstag infolge einer Venenentzündung im Krankenhaus befindet, geht es wieder besser und man erwartet, dass er nach etwa drei Tagen das Krankenhaus verlassen kann. Am Donnerstag fand der erste Ministerrat seit 40 Jahren statt, in dem Franco nicht selbst präsidierte.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-26

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