Vor 50 Jahren

„DIE PUPPEN WERDEN TANZEN“Lusaka – Nach dem Abzug der etwa 500 Ovambos aus ihrem Land über Angola nach Sambia hat jetzt der Ätherkrieg von Radio Sambia eingesetzt. Gestern kündigte ein Sprecher von Radio Sambia, ein Nicki lyambo, von dem bekannt ist, dass er ein ausgebildeter SWAPO-Terrorist ist, an, dass demnächst „die Puppen in Südwestafrika tanzen werden". In seiner in Afrikaans gehaltenen Ansprache, die mit den Worten „Liebe Namibianer" begann, kündigte er die Befreiung Südwestafrikas mit Hilfe von Angola und Mosambik an. Die „Buren und schwarzen Buren" würden verjagt werden. „Sie müssen flüchten wohin wissen wir nicht", hieß es in der Radiobotschaft.Einige „schwarze Buren" wurden mit Namen genannt. Es handelt sich dabei um Häuptlinge und Ratsmänner, die mit der Verhängung der traditionellen Prügelstrafe mit Palmruten etwas zu tun hatten. Zu Beginn seiner Botschaft erinnert Nicki Iyambo an die „schrecklichen Dinge", die Chefs und Häuptlinge 1973 getan hatten. Selbst Frauen und Mädchen seien auf den nackten Körper geschlagen worden. Botschaften von ELOK-Bischof Leonhard Auala wurden gelobt. Die „Buren" müßten sich zum Weggehen vorbereiten, wenn „Namibia" befreit sei.UNRUHEN IN LUANDALuanda – Am Montagnachmittag kam es im Zentrum der angolanischen Hauptstadt zu neuen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Soldaten. Nach inoffiziellen Berichten sollen etwa 20 Personen getötet worden sein. 15 Personen seien verletzt worden. Die Truppen eröffneten das Feuer, als sie versuchten, schwarze Demonstranten auseinanderzutreiben. Schon in den beiden vorhergehenden Nachten kam es zu Gewalttätigkeiten, wobei nicht nur vier Personen getötet wurden, wie zuerst gemeldet wurde, sondern sieben. Vier davon wurden am Montag beigesetzt, wobei etwa 30 000 Personen an den Trauerfeiern teilnahmen. Zum ersten Mal stellten die beiden rivalisierenden Guerillabewegungen, nämlich die „Volksbewegung für die Befreiung Angolas" und die „Nationale Front für die Befreiung Angolas", zusammen ihre Flaggen auf. Die Beerdigung der Opfer verlief ohne Zwischenfälle. Dagegen kam es später zu neuen Zusammenstößen.PORTUGAL NOCH OHNE KABINETT Lissabon – Es ist dem neuen Ministerpräsidenten Oberst Vasco dos Santos Gonçalves es noch nicht gelungen, ein neues Kabinett zu bilden. Seine Ernennung traf die Politiker Lissabon wie ein Schock, da niemand vermutete, dass der Oberst, der unter den jungen Offizieren eine führende Rolle spielte, zum Ministerpräsidenten emporrücken könnte. Präsident Spinola erklärte am Montagabend. das neue Kabinett werde heute, Dienstag, oder am Mittwoch gebildet werden. Gonçalves, der an Schlaflosigkeit leidet, arbeitete schon zwei Nächte durch, ohne dass er ein neues Kabinett ankündigen konnte. Man weiß nur, dass es weiter links von der früheren Regierung stehen wird und der kommunistische Parteichef Alvaro Cunhal sowie der Sozialistenführer Dr. Mario Soares wieder ernannt werden sollen. KEINE KAMPAGNE GEGEN DEN WELTKIRCHENRATJohannesburg – Pastor Rolf Sauerzapf und Pastor Joachim Ruff sind in Johannesburg eingetroffen, um eine Verteilerorganisation für Spenden der Notgemeinschaft Evangelischer Christen in Deutschland zugunsten der Opfer des Terrorismus im südlichen Afrika zu schaffen. Pastor Sauerzapf und Pastor Ruff waren kurzfristig in Südwestafrika, bevor sie nach Johannesburg weiterflogen. Die Notgemeinschaft ist beunruhigt über „Entwicklungen innerhalb des Weitkirchenrates, insbesondere über sein Antirassismusprogramm mit seiner Hilfe an Terroristenbewegungen". Sauerzapf und Ruff stellten in Johannesburg jedoch fest, dass die Notgemeinschaft keine Opposition zum Weltkirchenrat darstelle. Ferner wolle sie nicht die Politik der südafrikanischen Regierung unterstützen In einer vorbereiteten Erklärung heißt es ferner: „Dies (die Spende von etwa 5 000 Rand) darf nicht als Kampagne gegen den Weltkirchenrat gesehen werden, obwohl wir bedauern, dass er nicht das gleiche tut, was wir tun." Die Notgemeinschaft glaubt, dass dieser Fonds eine Zurückweisung der Gewaltanwendung darstellt. „Die Rolle des Christen sei nicht, Blutvergießen zu verurteilen oder zu billigen, sondern den Schwachen und Kranken zu helfen."LEBT ERZBISCHOF MAKARIOS NOCH?New York – Ein UNO-Sprecher erklärte am Montag, Präsident Makarios von Zypern sei noch am Leben. Er stützt sich dabei auf eine Unterredung, die zwischen einem UNO-Offizier und dem Erzbischof im westlichen Teil der Insel in der Stadt Paphos stattgefunden habe. Dort befindet sich ein Rundfunksender, der von der aufständischen Nationalgarde noch nicht besetzt sei. Der Vertreter Dr. Waldheims auf der Insel, der mexikanische Diplomat Louis Weekman-Munoz, der sein Amt erst am 1. Juli angetreten hat, weif noch nichts Näheres über das Schicksal des Präsidenten. Zur Stunde gibt es keine weiteren Anhaltspunkte, ob Erzbischof Makarios wirklich noch am Leben ist. Gestern hieß es, er sei in seinem Palast ums Leben gekommen.Ein Sprecher der schwedischen UNO-Abteilung auf Zypern – auf der Insel stehen seit der Unabhängigkeit UNO-Bewachungstruppen – erklärte, dass der Regierungs-palast in Nikosia niedergebrannt sei. Der Lufthafen sei schwer beschädigt. Gestern wurde auf ein schwedisches UNO-Flugzeug, das sich auf dem Flug nach Nikosia befand, geschossen. Das Flugzeug wurde beschädigt, doch wurde niemand verletzt. An Bord befand sich der Befehlshaber der schwedischen UNO-Streitkräfte.

Vor 50 Jahren

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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