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Vor 50 Jahren
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1974-07-30
LETZTE MELDUNG

Windhoek – Die beiden Führer der SWAPO-Jugendliga Ezriel Taaipopi und Joseph Kashea wurden heute vom Südwestafrikanischen Obergericht unter Vorsitz von Gerichtspräsident Badenhorst im Sinne der Anklage für schuldig befunden. Die beiden SWAPO-Jugendführer waren wegen versuchter Anstiftung zum Mord, Gewalttätigkeit und Sachbeschädigung angeklagt. Das Strafmaß wird voraussichtlich morgen verkündet. Nach dem Urteilsspruch kam es zu einer kleinen Demonstration vor dem Obergericht. Es wurden dabei Plakate mit verschiedenen Aufschriften wie „Eine Nation, ein Namibia", „Weg mit Vorster", „Namibia mit Sean McBride" usw. gezeigt.



NOCH KEINE ENDGÜLTIGEN ZIFFERN

Oshakati – Noch liegen keine endgültigen amtlichen Ziffern hinsichtlich der Ovambos, die illegal nach Angola und anschließend nach Sambia gegangen sind, vor. Der Generalkommissar für die eingeborenen Völker Südwestafrikas, J. M. de Wet, erklärte heute früh, dass der Unterricht in Ongwediva erst heute beginnt. Normalerweise füllen sich die Klassen sehr langsam. Man rechnet, dass bis zum Ende der Woche alle Schüler eingetroffen sind. Zurzeit, so sagte de Wet, seien rund 350 Grenzgänger namentlich bekannt. Die tatsächliche Zahl schätzt de Wet jetzt auf etwa 500.



AUSDEHNUNG DER STREIKS IN EAST LONDON

East London – In neun Fabriken von East London traten am Montag etwa 3 000 Arbeiter in Streik und verlangten höhere Löhne. In der Consolidated Textiles in Chiselhurst, einer Fabrik in der Frame-Gruppe, mussten Tränengas und Hunde eingesetzt werdem, um etwa tausend streikende Arbeiter zu vertreiben. Auch in der Cyril Lord-Fabrik mussten etwa 600 Streikende mit Tränengas vertrieben werden. Polizei-Brigadier Prinsloo erklärte, dass einige der Streikenden Agitatoren seien. Sie wollten die Fabrikgebäude nicht verlassen. Der größere Teil der Streikenden habe sich jedoch ruhig verhalten.

Gegenwärtig erhalten in den Textilfabriken Manner einen Lohn von neun Rand in der Woche, mit einer Erhöhung um einen Rand nach sechs Monaten. Frauen erhalten 7,50 Rand in der Woche und ebenfalls einen Rand mehr nach sechs Monaten.



FREIER ZUGANG ZUR SEE

Zomba (Malawi) – Präsident Banda erklärte am Montag, dass trotz des Abbruchs der diplomatischen Beziehungen zwischen Portugal und Malawi Straßen und Eisenbahnen zu den Häfen in Mosambik offenbleiben müssten. Nach internationalem Gesetz habe Portugal kein Recht, Malawi den Zugang zur See zu verschließen. Er nehme daher an, dass weder die Regierung in Portugal noch die in Lourenço Marques den Weg versperren würden. Malawi benutzt zwei Häfen, nämlich Beira and Nacala.

Banda erinnerte an seine früheren Aussagen, wonach die Grenze zwischen Mosambik und Malawi künstlicher Natur sei, und dass die Afrikaner in Mosambik „unser eigenes Volk" seien. Die Flüchtlinge aus Mosambik hätten in Malawi nichts zu befürchten. Auch die Malawier, die längs der Grenze mit Mosambik Handel treiben, sollten ihre Geschäfte fortsetzen.



KRITISCHER TAG FÜR DIE ZYPERN-KONFERENZ

Genf/Athen/Ankara – Ein Ja oder ein Nein der griechischen und der türkischen Regierung entscheiden heute über Erfolg oder Fehlschlag der Zypern-Konferenz in Genf, an der die Außenminister von Großbritannien, Griechenland und der Türkei mit ihren Delegationen beteiligt sind. Die Antwort erwartete der britische Außenminister Callaghan, der als Vermittler zwischen Griechen und Türken auftritt, heute vormittag 10.30 Uhr. (Zur Stunde, da dieser Bericht geschrieben wird, ist noch keine Meldung aus Genf eingetroffen.)

Athen und Ankara müssen mit einer gemeinsamen Erklärung einverstanden sein, die Garantien des Waffenstillstandes auf Zypern zu verstärken und die Verfassungsprobleme gemeinsam zu Iösen. Callaghan brauchte mehr als 30 Stunden, um in fast ununterbrochenen Verhandlungen die Erklärung vorzubereiten. Den drei Außenministern erschien gestern die vorgesehene Erklärung annehmbar, doch liegt der Entscheid in Athen und Ankara. Die türkische Regierung hat sofort einen Punkt zurückgewiesen: Sie will die etwa 120 000 Mann Truppen nicht aus der Insel zurückziehen. In den letzten Tagen versuchte die türkische Truppenführung, die türkischen Stellungen von ihrem Brückenkopf Kyrenia aus zu konsolidieren, so dass es immer wieder zu neuen Waffenstillstandsverletzungen kam. Die Türkei verlangt auch die Intervention der UNO in Limassol, wo zypriotische Türken von griechischen Zyprioten in einem Fußballstadion festgehalten werden.



EISENBAHNGÜTER-VERKEHRSSPERRE

Johannesburg – Die südafrikanische Eisenbahnen gaben am Montag bekannt, dass bis zum 3. August jeder Güterverkehr für Stationen im westlichen Kapgebiet verboten sind. Dies betrifft Güter für Stationen südlich von De Aar und westlich von Riversdale. Lebendvieh, verderbliche Güter, Kohle, Anthrazit und Güter, die an einem bestimmten Tag auf Schiffe verladen werden müssen, sind vom Verbot ausgenommen. Als Grund wird die übermäßige Belastung der Eisenbahnlinie von Johannesburg nach Kapstadt angegeben.



FREUDENKUNDGEBUNG

Lissabon – In Angola, Mosambik und Guinea-Bissau kam es zu Freudenkundgebungen unter Schwarzen und Weiß als die Fernsehansprache des Prasidenten Spinola übertragen wurde. Die Feiern dauerten bis spät in die Nacht bin ein, und Schwarze und Weiße umarmten einander. Alle riefen „Viva Spinola – Viva Portugal – Viva A Liberdade (Freiheft)". Es wurde überall in Städten und Dörfern der afrikanischen Territorien gefeiert. Politische Beobachter erklären, die Rede Spinolas habe nun allen Kämpfen ein Ende gesetzt. Es steht damit eine Meldung aus Beira im Widerspruch, wonach Frelimos von neuem die Eisenbahnlinie von Beira nach Tete gesprengt, haben, eine Stunde nachdem die Reparaturen früherer Schaden vollendet waren. Bei Inhaminga wurde ein Zug aus Maschinengewehren beschossen. Drei Güterwagen wurden beschädigt.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-21

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