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Vor 50 Jahren
Vor 50 Jahren

Vor 50 Jahren

1974-08-20
KEINE SPUR VON EINEM MASSAKER

Katima Mulilo – 35 Journalisten aus dem Ausland und aus Süd- und Südwestafrika flogen gestern früh von Pretoria nach Katima Mulilo im östlichen Caprivi-Zipfel. Sie wurden begleitet von F. D. Tothill, Chef der Südwestafrikaabteilung im Außenministerium, Advokat R. F. Botha, Mitglied des Volksrates für Wonderboom, und Professor E. Potgieter, Generalkommissar für den östlichen Caprivi-Zipfel. Die Journalisten vertreten u.a. die folgenden ausländischen Nachrichtenmedien: BBC, Time, New York Times, Washington Post, Daily Mirror, Daily Telegraph, Die Welt, Schweizer Rundfunk, Quick und Paris Match. Die Vertreter der Presse erhielten Gelegenheit, die Beschuldigungen des schwedischen Fernsehens und des SWAPO-Vertreters in London, Peter Katjavivi im östlichen Caprivi-Zipfel habe die südafrikanische Wehrmacht ein Massaker veranstaltet, zu überprüfen. Die beiden Schweden, die den Fernsehfilm gedreht hatten, waren nicht mit von der Partie. Sie waren eingeladen worden, hatten aber ihre Einladung von unerfüllbaren Bedingungen abhängig gemacht. U.a. wollten sie von dem UNO-Kommissar für Südwestafrika Sean McBride in den Caprivi-Zipfel begleitet werden.

Bei ihrer Ankunft in Katima Mulilo wurde die Presse von dem Vorsitzenden des Rates des östlichen Caprivi-Zipfels, Chef Moraliswani, und seinen Ratsmännern begrüßt. Er erklärte, gewisse Berichte in Zeitungen und im Rundfunk hatten dem Caprivi-ZipfeI einen schlechten Namen gegeben. „Ich hoffe, dass lhre Untersuchung den guten Namen wiederherstellen wird."

AMERIKANISCHER BOTSCHAFTER AUF ZYPERN GETÖTET

Nikosia – Während einer antiamerikanischen Demonstration vor der amerikanischen Botschaft in Nikosia ist, wie Präsident Glavkos Clerides im Rundfunk mitteilte, der amerikanische Botschafter Rodge Davies, erschossen worden. Die Botschaft hatte am Montag um acht Uhr früh um Polizei-schutz gebeten, doch erschienen nur 30 bis 40 unbewaffnete Polizisten, und die zypriotische Nationalgarde lehnte es überhaupt ab, Hilfe zu leisten. Die vordringenden Demonstranten gossen zunächst Benzin über zwölf Autos vor der Botschaft, dass sie dann in Brand setzten. Die Demonstranten waren zum Teil mit Maschinengewehren und Granaten bewaffnet. Sie drangen in die Botschaft ein und erschossen durch das Fenster des Büros den Botschafter sowie seine Sekretärin, eine griechische Zypriotin.

Als sich das Attentat ereignete, hielt der Präsident gerade eine Pressekonferenz ab, die er dann unterbrach, als er die Nachricht über den Überfall auf die Botschaft erhielt. Der 53-jährige Botschafter, ein Witwer, war erst vor drei Monaten auf die Insel gekommen. Paradoxerweise ereignete sich das Attentat im Augenblick, als Clerides erklärte, die USA schienen bereit zu sein, auf die Türkei einen Druck auszuüben. Es kam auch nicht zu neuen Zwischenfällen; und die Türken hatten ihren Vormarsch eingestellt.

Überall in Griechenland kam es zu antiamerikanischen Demonstrationen. Auf Kreta verlangten etwa 5 000 Demonstranten die Schließung des amerikanischen Luftwaffenstützpunktes. Die Regierung hat bereits die Flugtätigkeit der Amerikaner eingeschränkt. Selbst in Washington kam es zu Demonstrationen, wo griechische Amerikaner vier Stunden vor dem Weißen Haus demonstrierten. Auf Plakaten wurde der Rücktritt des Außenministers Kissinger gefordert. An der Demonstration nehmen etwa 17 000 Personen teil.

WIEDER CHROM-EINFUHRVERBOT

Washington – Präsident Ford unterstützt das Verbot der Chrom-Einfuhr aus Rhodesien, sagte Pressesekretär Jerald terHorst. Das Einfuhrverbot war 1967 von Präsident Johnson aufgrund des Sanktionsbeschlusses der UNO im Jahre 1966 erlassen worden. 1971 wurde die Einfuhr von Chrom wieder gestattet. Seidler haben jedoch die Anhänger eines Verbotes im Kongress wieder die Oberhand gewonnen.

PREISINFLATION IN PORTUGAL

Lissabon – Ministerprasident Vasco dos Santos Goncalves forderte die Bevölkerung auf, wirtschaftliche Opfer zu bringen. Infolge der steigenden Weltmarktpreise gingen die Preise auch in Portugal hoher, and infolge der Politik des gestürzten Regimes müsse man jetzt mit einer Inflationsrate von 30 Prozent rechnen. Die Preise für Benzin, Brot, Zucker, Milch, Kunstdünger und Viehfutter steigen ab heute beträchtlich. Ein Liter Super-Benzin kostet jetzt umgerechnet 30 c statt wie bisher 26 c. Mit Ausnahme von Griechenland ist heute das Benzin in Portugal am teuersten. Der Brotpreis stieg um ein Drittel, der Zuckerpreis um die Hälfte. Kunstdünger stieg um 35 und 99 Prozent. Der Ministerpräsident erklärte, die Zeit sei vorüber, in der die Regierung das Volk belog. Das Volk müsse erkennen, wie die wirkliche Situation sei.

EIN RAND = 1,45 DOLLARS

Pretoria – Der Wert des Rand gegenüber dem amerikanischen Dollar ist in weniger als einer Woche zum zweiten Mal herabgesetzt worden. Der neue Wechselkurs ist ab heute ein Rand = 1,45 Dollars. Die erste Abwertung fand am 15. August statt als der Kurs von 1,50 Dollars. auf 1,47 Dollars herabgesetzt wurde. Die neue kleine Abwertung hat in Bankkreisen angesichts der neuen Stärkung des Dollars nicht überrascht. Sie steht auf der Linie der neuen Politik der Reservebank, den Rand unabhängig und kontrolliert floaten zu lassen. Die Reservebank war der Meinung, dass angesichts der weiten Schwankungen auf dem internationalen Devisenmarkt die Stärke des Rand nicht richtig eingeschätzt werde.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-26

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