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Vor 50 Jahren
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Vor 50 Jahren

1974-09-16
FREIE WAHLEN IN OWAMBO?

Oshakati – Der Generalkommissar für die eingeborenen Völker Südwestafrikas, J. M. de Wet, bestätigte heute Vormittag, dass der Auszug aus Owambo nach wie vor andauere. Etwa 1 500 Ovambos seien als „abwesend" identifiziert. Man nimmt jedoch an, dass die Zahl der Ovambos, die Südwestafrika verlassen haben and durch Angola nach Sambia gezogen sind, etwa bei 3 000 liegt. Die Ovambos, die Südwestafrika verlassen, sollen angeben, sie wollen sich in dem „Namibia-Institut" des UNO-Kommissars McBride für administrative Aufgaben vorbereiten lassen.

Generalkommissar de Wet lehnt es ab, zu Spekulationen Stellung zu nehmen, die am Freitag von der „Financial Mail" geäußert worden sind. „Nach zuverlässigen Quellen in Kapstadt ist geplant, volle und freie Wahlen, in Owambo im nächsten Jahr abzuhalten, bei denen allen politischen Parteien eine ungehinderte Wahlkampagne zugesichert wird", schreibt die Zeitung.

SÜDWESTAFRIKA AUF DEM WEGE ZUR SELBSTBESTIMMUNG

Tsumeb – Vor der (weißen) Lehrervereinigung in Tsumeb befasste sich der Generalkommissar für die Eingeborenenbevölkerung Südwestafrikas J. M. de Wet am Freitagabend mit dem Thema „Südwestafrika auf dem Wege zur Selbstbestimmung: evolutionär oder revolutionär?" De Wet ging in seiner Rede davon aus, dass Südwestafrika ein Teil des afrikanischen Festlandes ist und dass Geschehnisse in Afrika such einen Einflug auf Südwestafrika haben. Während der vergangenen 14 Jahre sei die Tendenz zur Selbstbestimmung in Afrika augenfällig geworden. Seit 1960 habe es nur zehn unabhängige afrikanische Staaten gegeben: Zwischen 1960 und 1970 hatten 31 weitere Staaten die Unabhängigkeit erhalten.

Ende vergangenen Jahres seien nur noch wenige Gebiete Afrika abhängig gewesen. Südwestafrika werde in diesem Zusammenhang als noch nicht unabhängig angesehen, und es müsse erwartet werden, dass der Druck, Südwestafrika auch unabhängig zu machen, zunehmen werde, sagte de Wet.

ÜBERGANGSREGIERUNG IN MOSAMBIK

Lourenço Marques – Mit einem Flugzeug der ostafrikanischen Luftfahrtgesellschaft sind aus Daressalam die Frelimo-Mitglieder der Übergangsregierung in Lourenço Marques eingetroffen. Namen wurden bisher nicht genannt. In ihrer Begleitung befindet sich der chinesische Unterstaatssekretär für politische und Dekolonisierungsangelegenheiten, Tang Ming-tschao, der der Einsetzung der Regierung im Auftrag des UNO-Generalsekretars Dr. Kurt Waldheim beiwohnen wird. Die Anwesenheit des chinesischen Kommunisten gilt als symbolisch für den künftigen Kurs Mosambiks, der auf die Abwendung von den weißen Regierungen im südlichen Afrika und auf die Anlehnung an China hinzielt.

Seit Freitag sind in der Hauptstadt Mosambiks mehr als tausend schwerbewaffnete Frelimos eingetroffen. Den Transport besorgten bezeichnenderweise Flugzeuge der ostafrikanischen Luftfahrtgesellschaften. Die Frelimos arbeiten mit den portugiesischen Truppen zusammen, um die Ruhe aufrechtzuerhalten. Die Zahl der Toten wird jetzt mit 87 angegeben, und etwa 300 Personen wurden verletzt. Man nimmt an, dass etwa 2 000 Personen nach Südafrika geflüchtet sind. Die Eisenbahn-, Flug- und Schiffsverbindungen sind aber wieder normal, so dass der Ausreise nichts im Wege steht.

DRAMA IN DER FRANZÖSISCHEN BOTSCHAFT IM HAAG

Den Haag – Am Freitag um 17.40 Uhr überfielen drei Männer die französische Botschaft im Haag, besetzten das Gebäude und nahmen den französischen Botschafter Jacques Senard sowie zehn weitere Personen als Geiseln fest. Zwei Polizisten, ein Mann und eine Frau, die auf den Alarmruf der Botschaft zu Hilfe kamen, wurden durch Schüsse verletzt. Die Polizistin mussten sich einer Notoperation unterziehen.

Die Terroristen, die sich als Angehörige der „Japanischen Roten Armee" bezeichneten, forderten die Freilassung des Japaners Yutaka Furuyu, der im Juli in Paris verhaftet worden war, und die Entsendung einer Boeing 707 mit Pilot Kopilot nach dem Flughafen Schiphol, die die Terrorristen an einen ungenannten Ort in Sicherheit bringen soll. Sie wollten außer dem Botschafter alle Geiseln freilassen.

BLEIBT SÜDAFRIKA MITGLIED DER VEREINTEN NATIONEN?

New York — Morgen, Dienstag, tritt die Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York zu ihrer 29. Sitzungsperiode zusammen. Obwohl die Weltorganisation in praktisch allen Gebieten der Welt Krisen ins Auge starrt, dürfte sich Südafrika starken Angriffen seitens gewisser Staaten gegenfibersehen. Nachdem Portugal Guinea-Bissau in die Unabhängigkeit entlassen hat und Verhandlungen über die Gewährung der Unabhängigkeit mit Mosambik und andeutungsweise auch mit Angola im Gange sind, dürften sich die afrikanischen Staaten insbesondere auf Angriffe gegen Rhodesien und Südafrika konzentrieren. Am Freitag hatte die afrikanische Gruppe bereits eine Sitzung, in der sie sich mit diesen Fragen beschäftigte. Soweit bekannt, wurde bisher keine Übereinstimmung über die einzuschlagenden Schritte erreicht.

WIR VERURTEILEN AUCH DIE UNO-APARTHEID

New York – Südafrikas neuer Botschafter bei den Vereinten Nationen, Advokat R. F. Botha, traf gestern in New York ein, um seinen Posten zu übernehmen. In einem Interview mit dem SAPA-Vertreter erklärte er: „Die Apartheid, die hier verurteilt wird, werden wir auch verurteilen." Dies gelte für die Auslegung des Begriffs Apartheid durch die Vereinten Nationen. Botha betrachtet es als seine, Aufgabe, die erheblichen Missverständnisse, die im Hinblick auf Südafrika bestehen, auf selektiver Grundlage aufzuhellen.

Botha ging anschließend auf das Verhältnis Südafrikas zum übrigen Afrika ein: „Schließlich haben wir Freunde in Afrika. Wenn alles, was über uns gesagt wird, von den Afrikanern geglaubt wird, dann wundere ich mich nicht über ihre Handlungsweise. Wenn sie andererseits davon überzeugt werden können, dass viel von dem, was behauptet wird, einfach grundlos und unwahr ist, dann glaube ich, fühlen sie sich erleichtert und sind bereit, mit uns über Dinge offen zu sprechen, die sie beunruhigen."

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-26

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