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Vor 50 Jahren
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Vor 50 Jahren

1974-09-27
KURZ BERICHTET

Luanda/ Lourenço Marques – Die südafrikanischen Generalkonsulate in Angola und Mosambik stellten gestern ab Mitternacht die Ausgabe von Visa für portugiesische Staatsbürger ein. Es werden nur Visa an solche Personen erteilt, die sich zu geschäftlichen Zwecken in die Republik begeben. Die Anordnung erfolgte, weil zu viele Flüchtlinge die freizügige Ausgabe von Visa missbraucht hatten.

Gaborone – In Botswana finden am 26. Oktober Wahlen im Parlament und in den lokalen Behörden statt. Es sind die zweiten Wahlen seit der Unabhängigkeit. Botswana ist der einzige Staat im schwarzen Afrika, der im Parlament auch Vertreter oppositioneller Parteien aufweist. Die regierende Demokratische Partei Sir Seretse Khamas hat in allen 32 Wahlkreisen Kandidaten aufgestellt.

DIE RECHTEN GEHEN, DIE LINKEN KOMMEN

Lourenço Marques – Vor dem missglückten Putsch vom 7. September in Lourenço Marques hatten etwa 25 000 Weiße Mosambik verlassen. Seit dem Zusammenbruch des Putsches sind ihnen mindestens 10 000 gefolgt. Allein 5 000 Portugiesen haben Lourenço Marques mach dem Wochenende vom 7. und 8. September in Richtung Südafrika per Eisenbahn verlassen. Einige tausend weitere Menschen sind per Schiff nach Portugal, Südafrika oder in europäische Länder gereist. Über 10 Prozent der weißen Bevölkerung Mosambiks hat das Land verlassen. Die weiße Bevölkerung Mosambiks lag bei etwa 250 000 Seelen. In dem Bericht eines Portugiesen aus Lourenço Marques heißt es: „Die Rechten gehen, die Linken kommen." Allerdings ist der Zuzug von linken Einwanderern aus Portugal im Vergleich zum Abzug der Weißen zahlenmäßig äußerst gering.

Appelle der portugiesischen Behörden und der Frelimo-Führer, die die Weißen zum Bleiben aufforderten, wurden nicht beachtet. Sowohl in Portugal als auch bei Frelimo herrscht Beunruhigung über die hohe Zahl der Abwanderer, die im wirtschaftlichen Leben des Landes keine unbedeutenden Rollen gespielt haben.

ÜBERRASCHUNG BEI DEN VEREINTEN NATIONEN

New York – Außenminister Dr. Hilgard Muller wird nicht an der weltpolitischen Debatte der Generalversammlung teilnehmen. Der Außenminister ließ seinen Namen von der Rednerliste streichen. Dr. Muller sollte am Montag vor der Generalversammlung sprechen. Die Entscheidung des Augenministers wurde im Hauptquartier der Vereinten Nationen mit Überraschung zur Kenntnis genommen. In erster Linie soll damit die Hitze aus der gegenwärtigen Situation herausgenommen werden. Die afrikanischen Staaten hatten sich zu einer Konfrontation für Montag vorbereitet. Im Zuge der Zurückweisung der südafrikanischen Beglaubigungsschreiben wäre möglicherweise ein Auszug Südafrikas aus den Vereinten Nationen notwendig geworden, bevor Dr. Muller das Wort hätte ergreifen können tritt das Beglaubigungskomitee zusammen und wird sich mit der Frage der Anerkennung beziehungsweise Zurückweisung der südafrikanischen Beglaubigungsschreiben befassen. Am Montag soll die Entscheidung des Komitees der Generalversammlung vorgelegt werden. Dies soll ursprünglich unmittelbar vor der Rede des Außenministers erfolgen. Dieser Absicht hat Dr. Muller durch die Zurückziehung der Wortmeldung vorgebeugt.

PAC UND ANC BEOBACHTEN

New York – Die in Südafrika verbotenen „Befreiungs-bewegungen" PAC und ANC haben fiir die Zeit der Debatte des politiachen Komitees der Generalversammlung der Vereinten Nationen fiber die Apartheid Beobachterstatus vet-lichen bekommen. Sildafrika hat schriftlich dagegen ptote-stiert. 1m vergangenen Jahr waren Vertreter der beiden Organisationen wahrend der Siidafrikadebatte in New York. Ihr Status war jedoch nicht festgelegt worden. In diesel's Jahr erhalten die Organisationen Beobachterstatus und bekormnen entspreehencle Aufwandsentschadigungen in Hobe von etwa 2.695 Rand..Die Vereinten Nationen veraiiten allerdings nur die Flugreise in. der Beonornie-Klasse.

JETZT DIE KAPVERDISCHEN INSELN

Bissau – Nachdem PAIGC die Macht in dem inzwischen unabhängig gewordenen Portugiesisch-Guinea übernommen hat, konzentriert sich die Organisation auf die Kapverdischen Inseln. Der stellvertretende Verteidigungsminister von Guinea-Bissau, Major Pedro Pires, der die Unabhängigkeit mit Portugal ausgehandelt hatte, wird sich demnächst auf die Kapverdischen Inseln begeben, um für deren Anschluss an Guinea-Bissau zu arbeiten. Die gesamte sogenannte Nationale Kommission für die Kapverdischen Inseln der PAIGC will sich auf den Inseln permanent niederlassen. Die Inseln werden nach wie vor von Portugal verwaltet. Vize-Verteidigungsminister Major Pires deutete an, dass er sein Ministeramt Guinea-Bissau zur Verfügung stellen werde.

Kein Kommissionsmitglied, das sich zu den Kapverdischen Inseln begibt, wird ein Amt in der Regierung von Guinea-Bissau erhalten. Dies ist eine klare Andeutung, dass PAIGC Guinea und die Kapverdischen Inseln als getrennte Angelegenheiten betrachtet. Major Pires schilderte seine Pläne vor der Abreise aus Bissau wie folgt: Die Kapverdischen Inseln sollen im Rahmen allgemeiner Wahlen eine Nationalversammlung erhalten, die die Unabhängigkeit vorbereitet und durchgeführt. Ansehliegend soll das unabhängige Inselreich sich für eine Union mit Guinea-Bissau entscheiden. Die Wahlen auf den Inseln sollen gemeinsam von Portugal und PAIGC kontrolliert werden.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-26

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