Vor 50 Jahren
1974-10-22
BEGINN DER FLOTTENMANÄVER
Kapstadt – Elf britische Kriegsschiffe, die eine Woche in Simonstown verbrachten, stachen am Montag in See, um an der Westküste Flottenmanöver mit der südafrikanischen Flotte zu beginnen, woran auch noch französische Einheiten teilnehmen werden. Die britische Flotte wird sich am Freitag nach dem Fernen Osten begeben.
100 JAHRE WELTPOSTVEREIN
Bern – Der Weltpostverein hat am 9. Oktober in seiner Zentrale in Bern den 100. Jahrestag seiner Gründung gefeiert. Der Schweizer Augenminister Pierre Graber enthüllte aus diesem Anlag im Gebäude an der Weltpoststraße eine Gedenktafel. Am 9. Oktober 1874 hatten 22 Länder den „allgemeinen Postverein" aus der Taufe gehoben, der die Grundlagen des uneingeschränkten Postverkehrs rund um die Welt schuf. Als Vater der später umbenannten Organisation gilt der Generalpostmeister des Deutschen Reiches, Heinrich von Stephan, der eine Denkschrift über den Zusammenschluss aller Erdteile zu einem einzigen Postgebiet verfasst hatte. Heute ist der Weltpostverein eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit 153 Mitgliedern.
ALS „NAMIBIA" IN DER UNESCO
New York – Südwestafrika ist unter dem Namen „Namibia" als assoziiertes Mitglied der UNESCO (der UNO-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) aufgenommen worden. Der Vorschlag zur Aufnahme erfolgte durch den „UNO-Rat für Namibia" und wurde von Äthiopien, Mexiko, Guinea, Togo, Liberia, Marokko, Ägypten und der Sowjetunion unterstützt. Es ist die zweite UNO-Organisation, in die Südwestafrika als „Namibia" aufgenommen worden ist. Vor einigen Monaten wurde SWA-Mitglied der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Zwei Ärzte der SWAPO sind Mitglieder der „namibianischen Delegation". Sean McBride, der „UNO-Kommissar für Namibia", erklärte in New York dem SAPA-Vertreter, er erwarte, dass Südwestafrika noch in ähnliche UNO-Organisationen aufgenommen werde, u.a. in das Internationale Arbeitsamt. Alle SWA-Delegierten würden durch SWAPO ernannt. McBride flog am Montagabend nach Lusaka, wo er der zehnjährigen Unabhängigkeitsfeier Sambias beiwohnen wird. Er beabsichtigt, südwestafrikanische Flüchtlinge zu besuchen, um mit ihnen über die Schaffung des „Namibia-Instituts" zu diskutieren.
SCHWERE UNRUHEN IN MOSAMBIK
Lourenço Marques – In der vergangenen Nacht wurden 14 Personen, neun Weiße und fünf Schwarze, getötet and 66 verwundet. Die Unruhen entstanden durch Schüsse zwischen einer Gruppe portugiesischer Soldaten und Soldaten der Befreiungsfront Frelimo. Portugiesischen und Frelimo-Truppen gelang es, die Gemüter zu beschwichtigen.
Nach der Schießerei, in welcher drei Frelimo-Soldaten und drei Weiße – ein Mann, ein Junge und ein Mädchen – erschossen wurden, warfen wütende Schwarze Steine auf Autos und steckten sie in Brand.
Die Unruhen der letzten Nacht sind die ersten nach der vergeblichen Machtergreifung letzten Monat durch Weiße. In einer Radioansprache sagte Portugals Hochkommissar, Admiral Victor Crespo, dass die Lage unter Kontrolle sei, und forderte die Bevölkerung zur Ruhe auf. Der Premierminister, Joaquim Chissano, Führer der 1. vorübergehenden Regierung, sagte, dass die Unruhen durch Provokationen hervorgerufen seien.
Abgesehen von kleinen Gruppen von Einwohnern, die die Lage besprachen. und einer Gruppe Weißen die vor dem Hospital warteten, war die Stadt im großen und ganzem ruhige.
TERRORANFÄLLIGE FLUGHÄFEN
Washington – Frankfurt und München gehören zu 18 Flughäfen der Welt, die nach einer vertraulichen Studie der amerikanischen Bundesluftfahrtbehörde FAA wegen ihrer Lage in „Terroristen-verseuchten" Gebieten oder wegen ungenügender Sicherheitsvorkehrungen besonders anfällig für arabische Terroristenanschläge sind.
In der von dem amerikanischen Kolumnisten Jack Anderson in Auszügen veröffentlichten Untersuchung heißt es, lauf dem Flughafen von München habe es bisher elf Zwischenfälle mit Terroristen gegeben. Dies sei die höchste Zahl unter allen Flughäfen. Als einer der Gründe nennt die Studie die engen Bindungen der Bundesrepublik an Israel.
Außer den beiden deutschen Flughafen nennt die FAA Anderson zufolge Rom, Amsterdam, Genf, Zürich, Madrid, Beirut, Athen, Tel Aviv, Paris, London, Istanbul, Wien, Brüssel, Barcelona, Kopenhagen und Lissabon.
„AUSBEUTUNG“ SÖDWESTAFRIKAS
New York – Südwestafrika ist das in der Geschichte am meisten ausgebeutete Land, heißt es in einem 186seitigen Bericht des UNO-Sonderkomitees für Dekolonisierung. Die ausländischen wirtschaftlichen Interessen im südlichen Afrika seien direkt verbunden mit der Verewigung des Kolonialismus, der Apartheid und der Rassendiskriminierung. Ein Drittel des Bruttosozialproduktes von Südwestafrika gehe als Gewinn an ausländische Gesellschaften, besonders im Bergbau, wo die USA, Großbritannien, Kanada und andere Länder ihre Interessen hatten. Der Bericht zahlt die Gesellschaften auf, die in Südafrika, Südwestafrika und Rhodesien investierten, es werden auch die Tochtergesellschaften angeführt. Die brutale Ausbeutung durch die Monopolisten hat die breiten Massen des südlichen Afrikas in grauenhaftes Elend geführt. Die meisten Westmächte würden die Dekolonisierung durch ihre Investitionen verhindern. Südafrika gestatte jetzt ausländischen Gesellschaften bis zu 75 Prozent im Bergbau und in Prospektierungen in Südwestafrika zu investieren. Diese Investitionen sollen jährlich 40 Millionen Rand betragen. 60 Prozent davon würden für raschen Gewinn im Bergbau investiert. Die hohen Gewinne gingen in die kolonialistischen Länder oder blieben in den Händen der „ausbeuterischen Minderheit ausländischer Siedler".
Kapstadt – Elf britische Kriegsschiffe, die eine Woche in Simonstown verbrachten, stachen am Montag in See, um an der Westküste Flottenmanöver mit der südafrikanischen Flotte zu beginnen, woran auch noch französische Einheiten teilnehmen werden. Die britische Flotte wird sich am Freitag nach dem Fernen Osten begeben.
100 JAHRE WELTPOSTVEREIN
Bern – Der Weltpostverein hat am 9. Oktober in seiner Zentrale in Bern den 100. Jahrestag seiner Gründung gefeiert. Der Schweizer Augenminister Pierre Graber enthüllte aus diesem Anlag im Gebäude an der Weltpoststraße eine Gedenktafel. Am 9. Oktober 1874 hatten 22 Länder den „allgemeinen Postverein" aus der Taufe gehoben, der die Grundlagen des uneingeschränkten Postverkehrs rund um die Welt schuf. Als Vater der später umbenannten Organisation gilt der Generalpostmeister des Deutschen Reiches, Heinrich von Stephan, der eine Denkschrift über den Zusammenschluss aller Erdteile zu einem einzigen Postgebiet verfasst hatte. Heute ist der Weltpostverein eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit 153 Mitgliedern.
ALS „NAMIBIA" IN DER UNESCO
New York – Südwestafrika ist unter dem Namen „Namibia" als assoziiertes Mitglied der UNESCO (der UNO-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) aufgenommen worden. Der Vorschlag zur Aufnahme erfolgte durch den „UNO-Rat für Namibia" und wurde von Äthiopien, Mexiko, Guinea, Togo, Liberia, Marokko, Ägypten und der Sowjetunion unterstützt. Es ist die zweite UNO-Organisation, in die Südwestafrika als „Namibia" aufgenommen worden ist. Vor einigen Monaten wurde SWA-Mitglied der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Zwei Ärzte der SWAPO sind Mitglieder der „namibianischen Delegation". Sean McBride, der „UNO-Kommissar für Namibia", erklärte in New York dem SAPA-Vertreter, er erwarte, dass Südwestafrika noch in ähnliche UNO-Organisationen aufgenommen werde, u.a. in das Internationale Arbeitsamt. Alle SWA-Delegierten würden durch SWAPO ernannt. McBride flog am Montagabend nach Lusaka, wo er der zehnjährigen Unabhängigkeitsfeier Sambias beiwohnen wird. Er beabsichtigt, südwestafrikanische Flüchtlinge zu besuchen, um mit ihnen über die Schaffung des „Namibia-Instituts" zu diskutieren.
SCHWERE UNRUHEN IN MOSAMBIK
Lourenço Marques – In der vergangenen Nacht wurden 14 Personen, neun Weiße und fünf Schwarze, getötet and 66 verwundet. Die Unruhen entstanden durch Schüsse zwischen einer Gruppe portugiesischer Soldaten und Soldaten der Befreiungsfront Frelimo. Portugiesischen und Frelimo-Truppen gelang es, die Gemüter zu beschwichtigen.
Nach der Schießerei, in welcher drei Frelimo-Soldaten und drei Weiße – ein Mann, ein Junge und ein Mädchen – erschossen wurden, warfen wütende Schwarze Steine auf Autos und steckten sie in Brand.
Die Unruhen der letzten Nacht sind die ersten nach der vergeblichen Machtergreifung letzten Monat durch Weiße. In einer Radioansprache sagte Portugals Hochkommissar, Admiral Victor Crespo, dass die Lage unter Kontrolle sei, und forderte die Bevölkerung zur Ruhe auf. Der Premierminister, Joaquim Chissano, Führer der 1. vorübergehenden Regierung, sagte, dass die Unruhen durch Provokationen hervorgerufen seien.
Abgesehen von kleinen Gruppen von Einwohnern, die die Lage besprachen. und einer Gruppe Weißen die vor dem Hospital warteten, war die Stadt im großen und ganzem ruhige.
TERRORANFÄLLIGE FLUGHÄFEN
Washington – Frankfurt und München gehören zu 18 Flughäfen der Welt, die nach einer vertraulichen Studie der amerikanischen Bundesluftfahrtbehörde FAA wegen ihrer Lage in „Terroristen-verseuchten" Gebieten oder wegen ungenügender Sicherheitsvorkehrungen besonders anfällig für arabische Terroristenanschläge sind.
In der von dem amerikanischen Kolumnisten Jack Anderson in Auszügen veröffentlichten Untersuchung heißt es, lauf dem Flughafen von München habe es bisher elf Zwischenfälle mit Terroristen gegeben. Dies sei die höchste Zahl unter allen Flughäfen. Als einer der Gründe nennt die Studie die engen Bindungen der Bundesrepublik an Israel.
Außer den beiden deutschen Flughafen nennt die FAA Anderson zufolge Rom, Amsterdam, Genf, Zürich, Madrid, Beirut, Athen, Tel Aviv, Paris, London, Istanbul, Wien, Brüssel, Barcelona, Kopenhagen und Lissabon.
„AUSBEUTUNG“ SÖDWESTAFRIKAS
New York – Südwestafrika ist das in der Geschichte am meisten ausgebeutete Land, heißt es in einem 186seitigen Bericht des UNO-Sonderkomitees für Dekolonisierung. Die ausländischen wirtschaftlichen Interessen im südlichen Afrika seien direkt verbunden mit der Verewigung des Kolonialismus, der Apartheid und der Rassendiskriminierung. Ein Drittel des Bruttosozialproduktes von Südwestafrika gehe als Gewinn an ausländische Gesellschaften, besonders im Bergbau, wo die USA, Großbritannien, Kanada und andere Länder ihre Interessen hatten. Der Bericht zahlt die Gesellschaften auf, die in Südafrika, Südwestafrika und Rhodesien investierten, es werden auch die Tochtergesellschaften angeführt. Die brutale Ausbeutung durch die Monopolisten hat die breiten Massen des südlichen Afrikas in grauenhaftes Elend geführt. Die meisten Westmächte würden die Dekolonisierung durch ihre Investitionen verhindern. Südafrika gestatte jetzt ausländischen Gesellschaften bis zu 75 Prozent im Bergbau und in Prospektierungen in Südwestafrika zu investieren. Diese Investitionen sollen jährlich 40 Millionen Rand betragen. 60 Prozent davon würden für raschen Gewinn im Bergbau investiert. Die hohen Gewinne gingen in die kolonialistischen Länder oder blieben in den Händen der „ausbeuterischen Minderheit ausländischer Siedler".
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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