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Vor 50 Jahren
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Vor 50 Jahren

1974-10-29
MILLIONÄRE MIT TEUFELSKRALLEN

Windhoek – Die Teufelskralle, jene bizarre Wurzel, die in Südwestafrika gefunden und zu Gesundheitstees verarbeitet wird, soll ab Juli nächsten Jahres unter Naturschutz gestellt werden. Die Teufelskralle, eine überirdische Wurzel, die den Samen durch Teilung freisprengt, gilt seit langer Zeit als Gesundheitselixier.

Die Wurzel, die dank ihrer Krallen sehr „anhänglich“ ist, wurde früher reichlich auf Südwestafrikas Steppen gefunden. Sie wurde lange Zeit kaum beachtet und wegen ihrer „Anhänglichkeit" eher als lastig empfunden. Erst in jüngster Zeit entwickelte sich eine Sammelleidenschaft um die Teufelskralle. In großen Mengen wurde sie gesammelt und im In- und Ausland verkauft. Wie der Direktor der Abteilung Naturschutz der Südwester Administration Bernabé de la Bat gegenüber der AZ erklärte, müßten beim Export der Wunderwurzel beträchtliche Preise erzielt worden sein, denn die Sammelleidenschaft vergrößerte sich immer mehr, und verschiedene Sammler wähnten sich anscheinend schon auf dem Wege zum Millionär.



NUR UNABHÄNGIGE KANDIDATEN IN OWAMBO

Oshakati – Die Regierung von Owambo gab gestern erneut bekannt, dass die Kandidaten, die für die Wahlen zum Gesetzgebenden Rat nominiert sind, Wahlversammlungen abhalten können. Die Wahl findet vom 13. bis 17. Januar 1975 statt. Gestern wurden die 35 traditionellen Mitglieder des Rates bestimmt. Dabei ergaben sich im Vergleich zur gegenwärtigen Situation lediglich sechs Veränderungen. Während bei drei Stimmen lediglich ein Abgeordneter ausgewechselt wurde, ernannten die Nkolonkati drei neue Mitglieder. Die Parteien in Owambo haben bisher kein Verfahren zur Nominierung der Kandidaten für Wahlen entwickelt. Daher gelten die Kandidaten als unabhängig, wenn auch bestimmte Kandidaten von bestimmten Parteien unterstützt werden.



RÜCKZUGSGEFECHTE IM WELTSICHERHEITSRAT

New York – Die afrikanische Gruppe von 42 Ländern bereitet sich auf Rückzugsgefechte im Weltsicherheitsrat vor. Innerhalb der Gruppe herrscht Uneinigkeit, ob man fortfahren soll Südafrika aus den Vereinten Nationen auszuschließen oder zum Abzug zu zwingen oder ob man das ganze Projekt nicht besser bis zum nächsten Jahr verschieben soll. Die Erklärungen von Ministerpräsident Vorster vor dem Senat and von UNO-Botschafter R. F. Botha vor dem Weltsicherheitsrat haben bei Freunden und Gegnern Südafrikas einen starken Eindruck hinterlassen. Die Reaktion des sambischen Präsidenten Kenneth Kaunda wird als Zeichen dafür gewertet, dass führende afrikanische Staaten die Konfrontation mindestens verschieben wollen.

In afrikanischen Kreisen setzt sich mehr und mehr die Meinung durch, dass man Südafrikas Ausschluss aus den Vereinten Nationen in diesem Jahr nicht weitertreiben sollte. Vielmehr sollte man warten, ob Südafrika wirklich die angekündigten Veränderungen durchführt. Falls nicht, kann man im kommenden Jahr mit größerer Wucht die Ausschlussforderungen stellen.



FÜNF BEULENPESTTOTE

Windhoek – Seit dem Ausbruch der Beulenpest in Owambo sind fünf Personen gestorben. Insgesamt wurden 169 Fälle behandelt. 40 Patienten befinden sich immer noch in Behandlung, während der Rest als geheilt entlassen ist. Dies gab Advokat E. van Ziji MdE. heute bekannt. Die Öffentlichkeit wird dringend gebeten, unnötige Besuche der infizierten Gegenden in Owambo zu verschieben. Als Urheber. der Krankheit gelten Nagetiere. Die Krankheit wird durch Fliegen übertragen. Tote Nagetiere sollten daher nicht berührt werden. Kampieren im Freien soll unterlassen werden. Besucher der infizierten Gebiete von Owambo werden mit Insektenmitteln behandelt. Innerhalb der infizierten Gebiete hat die Gesundheitsabteilung in guter Zusammenarbeit mit der Bevölkerung die entsprechenden Maßnahmen zur Vernichtung der Insekten, die die Krankheit übertragen, vorgenommen. Man nimmt an, dass die Krankheit unter Kontrolle ist. Es ist jedoch möglich, dass weitere Fälle auftreten.



MEHR WEISSE VERLASSEN MOSAMBIK

Lourenço Marques – Trotz der Aufforderungen der Behörden, die Weißen möchten im Lande bleiben, hat eine neue Auswanderungswelle eingesetzt. Admiral Cresco erklärte im Rundfunk, die Behörden hätten alles unter Kontrolle. Gerüchte über ein soziales und wirtschaftliches Chaos sollten nicht beachtet werden. Die Weißen sollten im Lande bleiben und den Afrikanern helfen, ein starker Mosambik aufzubauen, wenn es die vollständige Unabhängigkeit von Portugal im nächsten Juni erreiche. Die 1 200 verhafteten Personen, meistens Schwarze, die in einem Armeelager außerhalb der Stadt untergebracht sind, wurden in den letzten Tagen verhört. Einzelheiten sind darüber nicht bekannt. Der Ministerpräsident der Übergangsregierung, Joaquim Chissano, hat sich nach Daressalam begeben, um dort mit dem Frelimochef Samora Machel zu konferieren. In seiner Begleitung befinden sich der Verkehrsminister Eugenio Picolo, ein Frelimo-Armee-Mitglied Xavier Sulila und Joaquim Carvalho, Sekretär für Produktion und Handel.



VERHANDLUNGEN ÜBER ANGOLA

Lissabon – Der Vorsitzende der Militärjunta in Angola, Vizeadmiral Rosa COutinho, ist in Lissabon eingetroffen, um über die mögliche Bildung einer Übergangsregierung in Angola zu verhandeln. In dieser Regierung sollen auch die drei Guerillabewegungen vertreten sein. Die Behörden zeigen sich zuversichtlich, dass die Bildung der Übergangsregierung Anfang des nächsten Monats angekündigt werden kann. Der Admiral wird mit dem Dekolonisierungskomitee zusammentreffen, in dem auch der Ministerpräsident, der Außenminister and der Überseeminister vertreten sind.



BLUTIGE XHOSASKÄMPFE IN DER TRANSKEI

Umtata – Im Distrikt Tabankulu kam es am letzten Freitag zu einem Kampf zwischen 400 und 600 Xhosas. Zwei Gruppen, jede etwa 200 bis 300 Mann stark, griffen einander mit Gewehrfeuer, Äxten und Speeren an. 15 Xhosas wurden getötet. Die Zahl der Verletzten ist nicht bekannt. Die sich bekämpfenden Gruppen stammten aus der Tabankulu-Siedlung und aus dem Nudeke-Verwaltungsgebiet. Die Ursache des Kampfes ist nicht bekannt. Ein Puma-Hubschrauber der südafrikanischen Luftwaffe steht den Behörden der Transkei bei, die Xhosas zu finden, die sich in den Busch verflüchtigt hatten. Am Montag herrschte im ganzen Gebiet wieder Ruhe.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-21

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