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Vor 50 Jahren
Vor 50 Jahren

Vor 50 Jahren

1974-10-31
KUNENE DREIMAL TEURER ALS GEPLANT

Windhoek – Auf der gestrigen Stadtratssitzung kam es zu einer lebhaften Diskussion über die künftigen Stromtarife. SWAWEK hat zwar einen festen Kontrakt mit Windhoek und auch Walvis Bay, nach dem die Tarife bis zum Jahr 1982 feststehen. SWAWEK ist jedoch an die Großverbraucher herangetreten, die Tarife wegen der erhöhten Gestehungskosten heraufzusetzen. Da die Stadt auch an der Elektrizitätsversorgung verdienen will, ergibt sich für den Verbraucher eine Erhöhung um 15 Prozent ab 1. Januar.

Es war zwar die Rede von Erpressung und von Pistole auf die Brust setzen, aber schließlich beschloss der Stadtrat mit elf Stimmen gegen die einzige Stimme des Ratsherrn Levinson, sich den SWAWEK-Argumenten zu beugen. Zwar machte der Ratsherr van Taak den schlichteren Versuch, die jetzige Erhöhung als Ausnahmeerscheinung darzustellen. Man war sich jedoch allgemein darüber im klaren, dass einmaligen Ausnahme weitere folgen werden.

Der Vorsitzende der städtischen Exekutive, Ratsherr Spies, schilderte in einer ausführlichen Erklärung den Vertrag mit SWAWEK. Erst nachdem SWAWEK einen festen Tarif für die kommenden zehn Jahre, von 1972 an gerechnet, angeboten hatte, seien Windhoek und Walvis Bay bereit gewesen, auf ihre eigenen Kraftwerke verzichten. Jetzt komme SWAWEK und fordere trotz des bestehenden Vertrages eine Erhöhung der Tarife. Spies betonte, dass die Exekutive nur nach erheblichen Bedenken dem Wunsch SWAWEKs nachzukommen bereit ist. Allerdings werden mehrere Bedingungen gestellt.



GEFÄNGNIS-GEISELN BEFREIT

Den Haag – Heute früh um vier Uhr befreiten Polizeioffiziere, die eine Marineeinheit zur Verfügung hatten, die von vier bewaffneten Gefangenen seit letztem Samstag in der Gefängniskapelle festgehaltenen 15 Geiseln. Zuerst waren es 22 Geiseln, doch entließen die Terroristen einige Kinder und ältere Leute. Es mussten nur wenige Warnschüsse abgegeben werden, um die Gefangenen zu entwaffnen, die vollkommen überrascht wurden. Unter den Terroristen befanden sich der 23-jährige Palästiner Adrian Ahmad Nuri, zwei Holländer, die wegen bewaffneter Raubüberfälle Strafen von je sieben Jahren absaßen, und ein Algerier, der zwei Jahre Gefängnisstrafe erhielt, weil er einen Waffenhändler in Rotterdam überfallen hatte. Nun entführte er im letzten März ein britisches Flugzeug in Amsterdam und setzte es in Brand. Sein damaliger Helfer Sami Hussein Tanirna lag im Gefängniskrankenhaus in Scheveningen, nachdem er seinen Hungerstreik aufgegeben hatte. Nuri verIangte, dass Tanima in die Kapelle gebracht werde, und es sollte ihnen freier Abzug in einem Flugzeug gewährt werden, da sie sonst die Geiseln erschießen würden. Tanima Iehnte ab, weil er seine Strafe absitzen will. Dies machte die Terroristen unschlüssig, und die niederländische Regierung ordnete daher die GeiseI-Befreiung an, die sich planmäßig und ohne Opfer vollzog. Es ist nicht klar, welche Ziele die Terroristen verfolgten.



BOMBENDROHUNG IN DER UNO

New York – In den letzten, zwei Tagen erhielt die UNO drei anonyme Drohungen, dass Bombenattentate geplant seien. Ale Sitzungssäle sind daher sofort für die Öffentlichkeit geschlossen worden. Über das Wochenende sind in der Stadt fünf Bomben explodiert, die von Terroristen gelegt wurden, die für die Unabhängigkeit Puerto Ricos eintreten. In telefonischen Drohungen wurden Unterbrechungen der Sitzungen angekündigt. Die radikale Jüdische Verteidigungsliga drohte, jede Versammlung zu sprengen, zu der sie keinen Zutritt habe. Die Juden protestieren gegen die Zulassung der Palästinischen Befreiungsorganisation (PLO), deren Vertreter nächste Woche in der UNO sprechen soll.



BOMBEN IN BIRMINGHAM

Birmingham – Eine Bombe zerstörte am Montagabend das Auto des britischen Sportministers Denis Howell, der sich nicht in dem Wagen befand, wohl aber seine Frau und sein zehnjähriger Sohn, die nicht verletzt wurden, aber stark unter Schock Leiden. Die Bombe war glücklicherweise aus dem Wagen gefallen und außerhalb explodiert. Nur wenige Stunden zuvor konnte eine Bombe im Wagen eines prominenten Richters entschärft werden. Es war der zweite Versuch, ein Mitglied der Gerichtsbehörden zu ermorden. Der Anschlag auf das Auto des Postministers ist wahrscheinlich auf eine Namensverwechslung zurückzuführen. Die Bombe galt offenbar dem gleichnamigen Denis Howell, einem früheren nordirischen Minister. Bis jetzt gab es in diesem Jahr in englischen Städten 35 Bombenattentate.



KURZ BERICHTET

Chicago – Am vorletzten Wochenende war in eine Bank eingebrochen worden, wobei aus der Stahlkammer 4,3 Millionen Dollars entwendet wurden. Es ist der bisher größte Diebstahl in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Es ist inzwischen gelungen, einen der Beteiligten, den 31-jährigen Ralf Marerra, zu verhaften. Vom Geld war noch keine Spur zu finden.



SWAPO-FLÜCHTLINGE SUCHEN INTERNATIONALE HILFE

Helsinki – „Die überwiegend jungen Namibia-Flüchtlinge in Sambia benötigen dringend internationalen Beistand." Das erklärte der Bischof der Ovambokavangokirche D. Leonard Auala (Namibia) jetzt in Helsinki. Auala hat kürzlich die über Angela nach Sambia geflohenen Landsleute aufgesucht. Er gab in Finnland der Hoffnung Ausdruck, dass die Kirchen dafür Sorge tragen würden, dass die vor der südafrikanischen Herrschaft in Namibia geflohenen jungen Schwarzen im Exil die Möglichkeit zum Studium und zu fachlicher Berufsausbildung erhalten. So lautet eine Meldung des Pressedienstes des Lutherischen Weltbundes. Weiter heißt es:

„Seit Mai dieses Jahres haben nahezu 3 000 Ovambos und eine größere Anzahl von Angehörigen anderer schwarzer Volksgruppen Namibia verlassen. Die meisten Flüchtlinge sind im Alter von 15 bis zu 40 Jahren. Sie sind alle Anhänger der Südwestafrikanischen Volksorganisation (SWAPO). Durchweg handelt es sich um Lehrer, Krankenhauspersonal, junge Theologen und Studenten, die nach Sambia fliehen. Wie Auala berichtete, sind die meisten Flüchtlinge Lutheraner, unter ihnen aber auch Anglikaner und römische Katholiken.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-26

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