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Vor 50 Jahren
Vor 50 Jahren

Vor 50 Jahren

1974-11-26
Ronja Lyhs
CABORA-BASSA-SEE IM ENSTEHEN

Lourenço Marques – Vom 1. Dezember an wird bei Cabora Bassa einer der größten von Menschen geschaffenen Seen entstehen. Die Dammschleusen werden geschlossen, und die Turbinen werden in etwa sieben Wochen in Betrieb gesetzt werden können. Der See wird eine Fläche von 2 700 Quadratkilometer bedecken, 250 km lang, 38 km Breit und durchschnittlich 26 m tief sein. Im künftigen Seegebiet werden gegenwärtig die letzten Bewohner evakuiert. Überall stehen Einsatzgruppen bereit, um einzugreifen, wenn weitere Siedlungen gefährdet sein sollten.

ZWEI HERZEN

Kapstadt – Das Herz-Team von Professor Chris Barnard führte in der vergangenen Nacht eine außergewöhnliche Operation durch, indem im Groote-Schuur-Hospital einem schwer herzkranken Patienten ein zweites Herz eingepflanzt wurde, ohne das erste wegzunehmen. Das zweite Herz dient dem Zweck, die Blutzirkulation zu verbessern. Die Operation nahm mehrere Stunden in. Anspruch. Das Befinden des Patienten wird als zufriedenstellend bezeichnet. Am zweiten Dezember sind genau sieben Jahre vergangen, seit Professor Barnard die erste Herzverpflanzung vorgenommen hat.

LUSAKA SCHWEIGT VOLLKOMMEN

Lusaka – Die Berichte, dass Sambia geheime Verhandlungen in Pretoria führe, werden in Sambia vollkommen totgeschwiegen. Minister und hohe Beamte verweigerten jede Aussage, und auch die Regierungszeitung „Zambia Daily Mail“ sowie die unabhängige „Times of Zambia“ veröffentlichen keine Nachrichten. Im Rundfunk und im Fernsehen verlautete darüber nichts. In unterrichteten Kreisen wird dagegen erklärt, die Verhandlungen bildeten einen Teil der intensiven sambischen diplomatischen Kampagne, ausstehende Fragen im südlichen Afrika; besonders in Bezug auf Rhodesien, zu Iösen. Diese unterrichteten Kreise bestätigen, dass ein sambischer Abgesandter, der Präsident Kaunda nahesteht, aber nicht- der Regierung angehört, im letzten Monat in Pretoria weilte. SAPA sagt nicht, wer die informierten Kreise sind.

SICHERHEITSMASSNAHMEN FÜR BOEINGS 747

Johannesburg – Ein Sprecher der südafrikanischen Luftfahrtgesellschaft sagte, dass die Funktionen aller Flügelklappen künftig vom Boden aus geprüft werden müssen, bevor die Maschinen aufsteigen. Dies sei nur eine vorläufige Maßnahme, die für alle Boeing 747 Flugzeuge mit sofortiger Wirkung in Kraft tritt. In diesem Zusammenhang führte Lufthansa an, dass bei dem Unglück in Nairobi festgestellt wurde, dass die vorderen Flügelklappen nicht in die richtige. Stellung gebracht waren. Die Rückklappen dagegen waren richtig eingestellt. Aus London wird gemeldet, dal3 Sprecher der Lufthansa und der Boeing-Gesellschaft noch nicht 100-prozentig festgestellt hatten, dass ein verkehrtes Einstellen der Flügelklappen für das Unglück verantwortlich war. Bereits vor zwei Jahren hatten British Airways festgestellt, dass eine falsche Einstellung der Flügelklappen für das Versagen verantwortlich sei. Am 12. August 1972 stieg eine Boeing 747 vom Heathrow Flughafen auf. Hier waren die Klappen nur teilweise ausgefahren, doch da die Maschine genügend Geschwindigkeit hatte, blieb sie in der Luft. Dieser Vorfall wurde allen anderen Fluglinien durch die internationale Luftverkehrsvereinigung mitgeteilt.

IRA WIRD IN ENGLAND VERBOTEN

London – Die Regierung kündigte heute einen Gesetzentwurf an, der die irische republikanische Armee in Britannien verbietet. Dieses neue Gesetz soll innerhalb dieser Woche durch das Parlament gebracht werden.

Roy Jenkins sagte, dass eine Höchststrafe von fünf Jahren für Mitgliedschaft in der. IRA, welche bereits in Nordirland der irischen Republik illegal ist, vorgesehen wird, Außerdem sieht das Gesetz vor, Iren, die irgendwelcher Guerillatätigkeiten verdächtigt werden, auszuweisen, ferner eine Gefängnisstrafe von fünf Jahren für jeden, der versucht, dieser Anweisung auszuweichen. Die Polizei erhält Befugnis, Personen, die irgendwelcher terroristischer Umtriebe verdächtigt werden, bis zu fünf Tagen festzuhalten. Jenkins sagte, diese Vollmachten seien drakonisch und einmalig in Friedenszeiten.

WEITERE BOMBEMATTENTATE IN LONDON

London – Drei Bomben zerstörten gestern Abend Postfächer, wobei 20 Personen verletzt wurden. Eine Bombe explodierte auf dem belebten Piccadilly Circus. Glassplitter wurden über eine große Fläche verstreut. Acht Personen wurden verwundet, doch ist keine der zwanzig Personen schwer verletzt. Der Leiter des Bombendezernats führte an, dass diese Explosionen eine klassische IRA-Taktik seien, um Chaos hervorzurufen.

Roy Jenkins kündigte gestern drakonische Maßnahmen gegen die irischen Guerillas an. Dieser Entwurf genießt die volle Unterstützung der Oppositionspartei der Konservativen. Eine Gruppe konservativer Parlamentarier ist für die Wiedereinführung der Todesstrafe. Die Londoner Polizei hat inzwischen in Erfahrung gebracht, dass der Flügel der IRA morgen einen großen Bombenanschlag beabsichtigt. Die Polizei vermutet, dass die „britische Brigade" der IRA in England tätig ist, da die britische Armee in Nordirland ein gut funktionierendes Nachrichtensystem ausgearbeitet hat.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-26

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