Vor 50 Jahren
1975-01-23
VERHANDLUNGEN MIT HEIMATLANDFÜHRERN
Kapstadt – Ministerprasident B. J. Vorster verhandelte gestern mit den acht Führern von Heimatländern in der Republik in Kapstadt. Die Gespräche erstreckten sich über neun Stunden. Der Ministerpräsident erklärte, er plane die Unabhängigkeit für die Heimatländer. Nach der Unabhängigkeit, so fügte er hinzu, werde Südafrika fortfahren, finanzielle und sonstige Hilfe den neuen Ländern zu geben. Die Transkei sei ein Beispiel für die Entwicklung. Die Verhandlungen deckten ein weites Feld. Wie erwartet, wurde viel Zeit der Situation der Bantus in den städtischen Gebieten gewidmet. Am Ende der Gespräche dankte der Chefminister der Transkei, Kaiser Matanzima, dem Ministerpräsidenten für seine Geduld während der langen Verhandlungen. Zum ersten Mal seien auf dieser Ebene die Probleme der städtischen Bantus so detailliert besprochen worden. Die Heimatland-Führer beglückwünschten den Ministerpräsidenten zu seinen Bemühungen um eine Détente im südlichen Afrika.
KRISE IN LISSABON VERHÜTET?
Lissabon – Die Koalitionskrise in Lissabon scheint beendet zu sein, da die Volksdemokratische Partei (PPD), die Anhänger im Zentrum und bei den Linksgerichteten hat, ihre Absicht bekundete, weiter in der Koalition mitzumachen. Die Krise entstand, weil das Kabinett gegen die Stimmen der Sozialisten und PPD grundsätzlich einem Gesetz zustimmte, wonach es in Portugal nur eine einzige Gewerkschaft geben soll. Dies würde bedeuten, dass die unter einen Hut gebrachten Gewerkschaften unter kommunistische Führung kämen.
DER ERSTE SCHWARZE PFARRER
Hamburg – Die deutsche Presseagentur verbreitet zurzeit ein Bild und eine Meldung vom ersten schwarzen Pfarrer in der Bundesrepublik. Dabei soll es sich um den 29-jahrigen Ngeno Zacharias Nakamhela aus Namibia handeln. Der Pfarrer betreut jetzt eine Gemeinde im westfälischen Detmold und will, wie es heißt, vorerst drei Jahre in Deutschland bleiben.
NEUE SICHERHEITSMASSNAHMEN
Paris – Der französische Innenminister kündigte neue Sicherheitsmaßnahmen auf französischen Flughäfen an, nachdem Terroristen den Orly-Flughafen zweimal binnen einer Woche angefallen hatten. Pontiatowski sagte, dass die Zuschauerterrassen für die Öffentlichkeit geschlossen werden, höhere Zäune erbaut und Polizeikontrollen eingesetzt werden.
Frankreich wird außerdem mit einer Menge schwieriger politischer Probleme belastet, die der freiwilligen Übergabe der Terroristen in Bagdad folgen. Außerdem sollte Frankreich die Auslieferung der Terroristen verlangen, wie es in einer namhaften französischen Zeitung angedeutet wird. Sollte dieses geschehen, sei noch nicht klar, welches die Folgen seien in den französisch-arabischen Beziehungen, die hauptsächlich auf ökonomischer Basis bestanden.
DREI GEISELN BEFREIT
Thamesford Ontario – Der 22-jährige Donald Cline ließ heute drei Kinder der Familie Field, die er als Geiseln festgehalten hatte, frei. Der 12-jährige Bobby, der älteste Sohn der Fields, wird noch immer gefangen gehalten. Cline gab die drei Kinder frei, nachdem er ein Lösegeld von 10 000 Dollars bekommen hatte. Er verlangte außerdem freies Geleit in einem Polizeiwagen, weshalb er den 12-jährigen Bobby noch immer zu seiner eigenen Sicherheit gefangen hält. Bei der Übergabe des Lösegeldes soll Cline Schüsse abgegeben haben, doch niemand ist in dem Schießvorfall verletzt worden. Wie berichtet wird, gaben die Eltern der vier Kinder bekannt, dass Cline schon sehr oft als Babysitter bei der Familie Field war. Die Mutter des kleinen Bobby ist felsenfest davon überzeugt, dass Cline Bobby kein Leid antun wird, denn sie habe ihm bisher immer vertrauen können und würde ihm auch weiterhin vertrauen.
Die Polizei berichtet, dass Cline im Oktober letzten Jahres aus dem Gefängnis in Millhaven ausgebrochen ist, wo er wegen bewaffneten Raubes und Autodiebstahls gesessen hat.
ZWEI JAHRE NACH FRIEDENSSCHLUSS
Washington – Der Tag, an dem Henry Kissinger den Friedensvertrag, der ihm den Nobelpreis einbrachte, mit Vietnam unterzeichnete, jährt sich am 27. Januar zum zweiten Mal. Zurzeit herrscht ebenso ständiges Blutvergießen in Südvietnam, wie während des Höhepunktes der kommunistischen Offensive. Der Unterschied liegt darin, dass unter den täglich mehr als tausend Verwundeten keine Amerikaner mehr sind. In den Jahren von 1961 bis 1973 sind 56 000 amerikanische Soldaten in Südvietnam gefallen.
Wie verlautet; sind die Chancen gering, dass der neue Kongress abermals amerikanische Kampfeinheiten nach Südostasien entsenden wird, selbst wenn die kommunistischen Angriffe sich wiederholten. Die Frage, die aufgeworfen wer-den kann, ist, oh Amerika es zulassen kann, dass Südvietnam nun doch kommunistisch wird, nachdem Amerika 56 000 Mann in einem zehnjährigen Krieg, der jährlich 25 Milliarden Dollars kostete, verloren hat. Die Mehrheit der Amerikaner wird gegen einen neuen Krieg in Vietnam sein. Obwohl Südvietnam noch immer heftig um seine Unabhängigkeit kämpft, bedeutet der 27 Januar für die Amerikaner das Ende des Vietnam-Krieges.
LONDON VERZICHTET AUF KANALTUNNEL
Paris – Die Regierung rief gestern einen Sturm der Empörung im britischen Parlament hervor, als der britisch Staatssekretar Anthony Crosland ankündigte, dass England auf den Bau eines Kanaltunnels zwischen dem europäischen Festland und der englischen Insel verzichte. Der Beschluss wurde im Unterhaus mit einer Mehrheit von 76 Stimmen angenommen. Das Projekt des Tunnels sollte unter Zusammenarbeit Englands und Frankreich 1981 fertiggestellt werden. Die Reisedauer einer Zugfahrt von England auf das europäische Festland würde dadurch von acht Stunden auf drei Stunden gekürzt werden. Die Länge des beabsichtigten Tunnels beträgt 51 km, davon liegen 37 km unter dem Meer. Der Plan dieses Tunnels wurde bereits zu Napoleons Zeiten aufgestellt und bis heute immer wieder von neuem erwogen.
Kapstadt – Ministerprasident B. J. Vorster verhandelte gestern mit den acht Führern von Heimatländern in der Republik in Kapstadt. Die Gespräche erstreckten sich über neun Stunden. Der Ministerpräsident erklärte, er plane die Unabhängigkeit für die Heimatländer. Nach der Unabhängigkeit, so fügte er hinzu, werde Südafrika fortfahren, finanzielle und sonstige Hilfe den neuen Ländern zu geben. Die Transkei sei ein Beispiel für die Entwicklung. Die Verhandlungen deckten ein weites Feld. Wie erwartet, wurde viel Zeit der Situation der Bantus in den städtischen Gebieten gewidmet. Am Ende der Gespräche dankte der Chefminister der Transkei, Kaiser Matanzima, dem Ministerpräsidenten für seine Geduld während der langen Verhandlungen. Zum ersten Mal seien auf dieser Ebene die Probleme der städtischen Bantus so detailliert besprochen worden. Die Heimatland-Führer beglückwünschten den Ministerpräsidenten zu seinen Bemühungen um eine Détente im südlichen Afrika.
KRISE IN LISSABON VERHÜTET?
Lissabon – Die Koalitionskrise in Lissabon scheint beendet zu sein, da die Volksdemokratische Partei (PPD), die Anhänger im Zentrum und bei den Linksgerichteten hat, ihre Absicht bekundete, weiter in der Koalition mitzumachen. Die Krise entstand, weil das Kabinett gegen die Stimmen der Sozialisten und PPD grundsätzlich einem Gesetz zustimmte, wonach es in Portugal nur eine einzige Gewerkschaft geben soll. Dies würde bedeuten, dass die unter einen Hut gebrachten Gewerkschaften unter kommunistische Führung kämen.
DER ERSTE SCHWARZE PFARRER
Hamburg – Die deutsche Presseagentur verbreitet zurzeit ein Bild und eine Meldung vom ersten schwarzen Pfarrer in der Bundesrepublik. Dabei soll es sich um den 29-jahrigen Ngeno Zacharias Nakamhela aus Namibia handeln. Der Pfarrer betreut jetzt eine Gemeinde im westfälischen Detmold und will, wie es heißt, vorerst drei Jahre in Deutschland bleiben.
NEUE SICHERHEITSMASSNAHMEN
Paris – Der französische Innenminister kündigte neue Sicherheitsmaßnahmen auf französischen Flughäfen an, nachdem Terroristen den Orly-Flughafen zweimal binnen einer Woche angefallen hatten. Pontiatowski sagte, dass die Zuschauerterrassen für die Öffentlichkeit geschlossen werden, höhere Zäune erbaut und Polizeikontrollen eingesetzt werden.
Frankreich wird außerdem mit einer Menge schwieriger politischer Probleme belastet, die der freiwilligen Übergabe der Terroristen in Bagdad folgen. Außerdem sollte Frankreich die Auslieferung der Terroristen verlangen, wie es in einer namhaften französischen Zeitung angedeutet wird. Sollte dieses geschehen, sei noch nicht klar, welches die Folgen seien in den französisch-arabischen Beziehungen, die hauptsächlich auf ökonomischer Basis bestanden.
DREI GEISELN BEFREIT
Thamesford Ontario – Der 22-jährige Donald Cline ließ heute drei Kinder der Familie Field, die er als Geiseln festgehalten hatte, frei. Der 12-jährige Bobby, der älteste Sohn der Fields, wird noch immer gefangen gehalten. Cline gab die drei Kinder frei, nachdem er ein Lösegeld von 10 000 Dollars bekommen hatte. Er verlangte außerdem freies Geleit in einem Polizeiwagen, weshalb er den 12-jährigen Bobby noch immer zu seiner eigenen Sicherheit gefangen hält. Bei der Übergabe des Lösegeldes soll Cline Schüsse abgegeben haben, doch niemand ist in dem Schießvorfall verletzt worden. Wie berichtet wird, gaben die Eltern der vier Kinder bekannt, dass Cline schon sehr oft als Babysitter bei der Familie Field war. Die Mutter des kleinen Bobby ist felsenfest davon überzeugt, dass Cline Bobby kein Leid antun wird, denn sie habe ihm bisher immer vertrauen können und würde ihm auch weiterhin vertrauen.
Die Polizei berichtet, dass Cline im Oktober letzten Jahres aus dem Gefängnis in Millhaven ausgebrochen ist, wo er wegen bewaffneten Raubes und Autodiebstahls gesessen hat.
ZWEI JAHRE NACH FRIEDENSSCHLUSS
Washington – Der Tag, an dem Henry Kissinger den Friedensvertrag, der ihm den Nobelpreis einbrachte, mit Vietnam unterzeichnete, jährt sich am 27. Januar zum zweiten Mal. Zurzeit herrscht ebenso ständiges Blutvergießen in Südvietnam, wie während des Höhepunktes der kommunistischen Offensive. Der Unterschied liegt darin, dass unter den täglich mehr als tausend Verwundeten keine Amerikaner mehr sind. In den Jahren von 1961 bis 1973 sind 56 000 amerikanische Soldaten in Südvietnam gefallen.
Wie verlautet; sind die Chancen gering, dass der neue Kongress abermals amerikanische Kampfeinheiten nach Südostasien entsenden wird, selbst wenn die kommunistischen Angriffe sich wiederholten. Die Frage, die aufgeworfen wer-den kann, ist, oh Amerika es zulassen kann, dass Südvietnam nun doch kommunistisch wird, nachdem Amerika 56 000 Mann in einem zehnjährigen Krieg, der jährlich 25 Milliarden Dollars kostete, verloren hat. Die Mehrheit der Amerikaner wird gegen einen neuen Krieg in Vietnam sein. Obwohl Südvietnam noch immer heftig um seine Unabhängigkeit kämpft, bedeutet der 27 Januar für die Amerikaner das Ende des Vietnam-Krieges.
LONDON VERZICHTET AUF KANALTUNNEL
Paris – Die Regierung rief gestern einen Sturm der Empörung im britischen Parlament hervor, als der britisch Staatssekretar Anthony Crosland ankündigte, dass England auf den Bau eines Kanaltunnels zwischen dem europäischen Festland und der englischen Insel verzichte. Der Beschluss wurde im Unterhaus mit einer Mehrheit von 76 Stimmen angenommen. Das Projekt des Tunnels sollte unter Zusammenarbeit Englands und Frankreich 1981 fertiggestellt werden. Die Reisedauer einer Zugfahrt von England auf das europäische Festland würde dadurch von acht Stunden auf drei Stunden gekürzt werden. Die Länge des beabsichtigten Tunnels beträgt 51 km, davon liegen 37 km unter dem Meer. Der Plan dieses Tunnels wurde bereits zu Napoleons Zeiten aufgestellt und bis heute immer wieder von neuem erwogen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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