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Brand, Bischof Burgert 2
Brand, Bischof Burgert 2

Burgert Brand, Bischof der ELKIN (DELK) grüßt zum Neuen Jahr

Liebe Leserinnen und Leser

Wir leben an der Schwelle. So manches Mal werden wir noch 23 schreiben und eigentlich 24 meinen; werden von diesem Jahr sprechen und eigentlich das vorige meinen, oder vom nächsten Jahr, in dem wir allerdings schon angekommen sind. Was fällt einem da an der Schwelle ein?

Ich denke an eine eindrucksvolle biblische Geschichte. Jesus zieht durch ein Dorf auf seinem Weg nach Jerusalem. Dort kommt es zu einer Begegnung mit 10 aussätzigen Männern. Diese lebten außerhalb des Dorfs in der Wildnis, denn man fürchtete sich vor einer möglichen Ansteckung. Dass Jesus auf sie zugeht und eingeht, ist ungewöhnlich und zeugt von seiner großen Menschenliebe. Die Männer flehen um Erbarmen - nichts wünschen sie sich sehnlicher, als dass sie geheilt werden. Von Jesus erwarten sie offensichtlich, dass er ihnen weiterhelfen kann. Und dann sagt Jesus, dass sie sich auf den Weg machen und sich den Priestern zeigen sollen. Die Priester sollten darüber befinden, ob sie wieder ,,rein” seien oder noch nicht. Noch war von einer Heilung nichts zu sehen - sie lebten in ihrer alten Existenz -, aber sie sollten sich auf den Weg zu den Priestern machen - eine mögliche neue Existenz vor Augen. Ohne Beweismittel, ohne Zeichen irgendwelcher Art sollen sich auf den Weg in die Zukunft machen. Ein mutiger Schritt wird ihnen abverlangt. Wenn sich Kranke den Priestern zeigen, werden sie abgelehnt und fortgeschickt - und sie sind zu diesem Zeitpunkt krank. Lohnt sich das? Machen sie sich nicht lächerlich? Ein beschwerlicher Weg umsonst? An dieser Schwelle ihres Daseins befinden sie sich. ,,Wer nichts wagt, gewinnt nichts”, sagt das deutsche Sprichwort.

Das Neue ereignete sich dann unterwegs. ,,Und es geschah, als sie hingingen, da wurden sie rein”, heißt es in der biblischen Erzählung. Es hatte sich gelohnt, diesen Schritt über die Schwelle der vielen Fragwürdigkeiten zu wagen. Entscheidend - so meine ich - ist dann allerdings die Reaktion des Einen: Er kehrt um zu Jesus, wirft sich ihm vor die Füße, dankt ihm - er will Gott die Ehre geben. Von den weiteren neun Geheilten hören wir kein Wort. Sie verschwinden einfach von der Bildfläche. Nur einer erkennt, dass das Neue wirklich neu ist, sein Leben verändert hat, ihm neue Weg geöffnet hat, und dass dieses Neue nicht aus ihm selbst kommt. Es macht ihn zu einem betenden, zu einem dankenden Menschen! Er verdankt sich Gott und er dankt ihm.

Das will ich an der Schwelle des neuen Jahres auch für mich lernen: Nicht alles ist selbstverständlich. Nicht alles kann ich auf mein Können und Wissen zurückführen. Ich verdanke mich Gott und will ihm danken. Von Martin Luther will ich lernen, der einmal sagte: ,,Darum ist’s gut, dass man am frühen Morgen das Gebet das erste und am Abend das letzte Werk sein lässt.” Diesen Grund-Satz will ich auch für das neue Jahr anwenden - mit Gebet und Dankbarkeit hinein das neue Jahr. Am Ende dann und im Rückblick ein großes Staunen und wieder Danken.

In diesem Sinne wünscht ihnen ein gutes neues Jahr

Ihr

Burgert Brand, Bischof der ELKIN (DELK)

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-27

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