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Klaus A. Hess: Brückenbauer und Freund Namibias

Seit mehr als 46 Jahren pflegt Klaus Hess die Freundschaft mit Namibia und seinen Menschen. 19 gleichdenkende Personen gründeten im Juli 1977 die Deutsch-Namibische-Gesellschaft (DNG), er war eine dieser Personen und führte die DNG ab 1982 an. Durch diese Verbindung schaffte er es nicht nur mit Hilfe seiner Kollegen aus der DNG, unglaublich viele Projekte umzusetzen, sondern hielt er immer an einem der Grundsätze des DNGs fest: „Eine Brücke nach Namibia."
Frank Steffen
Im September 2019 berichtete die AZ über die Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an den Mitgründer und langjährigen Präsidenten der Deutsch-Namibischen Gesellschaft (DNG). In seiner Laudatio hob der stellv. Niedersächsische Ministerpräsident jener Zeit, Dr. Bernd Althusmann, insbesondere den jahrzehntelangen Einsatz von Hess für die Völkerverständigung zwischen Namibia und Deutschland hervor: „Sein Engagement und die ausgezeichnete Sachkenntnis haben einen prägenden Einfluss auf die Verbindungen zwischen beiden Ländern.“ Er sei ein anerkannter Ansprechpartner für Politik, Zivilgesellschaft und Kultur.

Hess betont nach wie vor, dass dies als Auszeichnung auch für die DNG steht und alle diejenigen, die sie über die vielen Jahre als Mitglied und Engagierte zum heutigen Stand mitgetragen haben.

Zur Person

Jahrgang 1948, ist Hess in Detmold in Ostwestfalen-Lippe aufgewachsen. Nach altsprachlichem Abitur 1967, vier Jahre Zeitoffizier bei der Bundesluftwaffe, darunter zwei Jahre als Lehroffizier und Hörsaalleiter in Feldwebel-Lehrgängen. 1972 dann ein zehnmonatiger Aufenthalt im südlichen Afrika, vorwiegend dem damaligen Südwestafrika, aber auch ausgedehnte Reisen durch Südafrika, Botswana und seinerzeit Rhodesien (heute Simbabwe). Auslöser für diesen Aufenthalt war der Schwager, der von 1970-1974 Lehrer an der DHPS war, und die Einladung der Schwester gerne mal für einen Besuch zu kommen und länger zu verweilen.

„Die vielfältigen Eindrücke und Erlebnisse (z.B. „Regen ist gutes Wetter!“) und Begegnungen mit vielen Menschen, aber auch das Erleben der damals ausgeprägten Apartheid hinterließen nachhaltige Spuren, so dass sich die Beschäftigung speziell mit SWA/Namibia auch während anschließender Berufstätigkeit in der Geschäftsführung eines Wirtschaftsverbandes in Wuppertal fortsetzte. Es ergaben sich Kontakte zu einem Freundeskreis Südwestafrika in Westdeutschland und 1977 reifte der Entschluss mit 19 Personen am 3. Juli in Bonn die heutige Deutsch-Namibische Gesellschaft zu gründen, damals noch unter dem Namen Deutsche SWA/Namibia Vereinigung, um sich für die Eigenständigkeit des Landes einzusetzen“, weiß er zu berichten.

Verbindungen knüpfen

Im Gründungsvorstand war er für die Koordination und Kommunikation zuständig: „Zielsetzung waren Informationsvermittlung in Deutschland über das Land und die Vorgänge dort. Damals gab es kein Internet, kein Fax, keine Smartphones etc. – telefonieren war sündhaft teuer.“ Es galt die Unterstützung zu bewirken, zunächst für geeignete Projekte der deutschen Sprache wie z.B. die Privatschulen, aber auch der ersten Farmschulen.

„Besonders die Informationsarbeit brachte uns recht schnell eine positive Wahrnehmung und seriöse Akzeptanz in Deutschland, die noch heute trägt. So wurde uns bereits 1985 in einer Bundestags-Drucksache von der Bundesregierung politische Neutralität und das Bemühen um die Verbesserung der deutsch-namibischen Beziehungen bestätigt.“

1982 zog sich Gründungspräsident Greiling zurück und im Rahmen eines Generationenwechsels wurde Hess erstmals zum Präsidenten gewählt. Eine Geschäftsstelle wurde in Düsseldorf etabliert. „Praktisch in Personalunion als Präsident und Geschäftsführer entwickelte ich zusammen mit den Vorstandsmitgliedern und ersten Bezirksvorsitzenden die weiteren Felder unserer Aktivitäten.“

- 1984 wurde eine Spendenaktion für ein Schülerheim der DHPS – das heutige Kreutzberger-Heim – gestartet.

- Es folgte die Anschubfinanzierung für die Grundschule und Unterstützung an weitere Farmschulen.

- Eine erste Konzerttournee des herausragenden gemischten Chores Cantare Audire wurde organisiert.

- Vor und nach der Unabhängigkeit folgten zahlreiche Tourneen von Garere, den Bridge Walkers, dem Nationalen Jugendchor und einem Barock-Ensemble.

- 1987 folgt zum zehnjährigen Jubiläum und mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes eine dreiwöchige Deutschlandtournee der Kulturgruppe Kalaharia aus Katutura, unter Leitung von Axali Doëseb.

DNG wird zu „Go-to“-Partner

„Daneben entwickelte sich immer weiter das Spendenaufkommen zugunsten verschiedener Projekte in Namibia – das Netzwerk in Deutschland wie in Namibia wuchs. Kooperationen mit der damaligen Interessengemeinschaft deutschsprachiger Namibier (IG), den Wissenschaftlichen Gesellschaften (Windhoek & Swakopmund) und Kontakte in die Politik, hüben wie drüben, festigten sich. Etwa zum Bundestag (mehrere MdB waren Mitglied) wie auch zur Bundesregierung, mehrere Afrikabeauftragte hielten Referate bei Mitgliederversammlungen. Zum Zehnjährigen erhielten wir gar Grußworte des Bundesaußenministers Hans-Dietrich Genscher und des BMZ-Ministers Hans Klein“, so Hess.

1988 erfolgte die Umbenennung in Deutsch-Namibische Gesellschaft (DNG) und infolge der Unabhängigkeit Namibias im Jahr 1990xzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzz begann eine neue Phase der Informationsarbeit an der Hess aktiv teilnahm: „Mit dem ‚Namibiamagazin‘ gründete ich ein neues, auf Namibia und die deutsch-namibischen Beziehungen fokussiertes Medium, das seither ein tragendes Element der Informationstätigkeit der DNG geworden ist. Hinzu kam ab 2004 die Wanderausstellung über „Namibia und Deutschland – aktuelle Aspekte einer besonderen Beziehung“, die nach wie vor wandert. Beides sind in Deutschland Alleinstellungsmerkmale im Feld der diversen zivilgesellschaftlichen NGO zu Namibia.“ Ebenso würden Bezirksaktivitäten zum Leistungsspektrum gehören, etwa in Berlin – Städtepartnerschaft mit Windhoek – und Frankfurt/Main. Die Förderung weiterer Kommunalpartnerschaften werde seit wenigen Jahren in einer eigenen Arbeitsgruppe betrieben.

Nujoma ehrt das Haus

„Ein besonderer Glanzpunkt in der Geschichte der DNG war 2002, als der damalige namibische Staatspräsident Sam Nujoma auf unsere Einladung hin – ausgesprochen im November 2001 bei einem Gesprächstermin in Windhoek – zum 25-jährigen Jubiläum mit einer großen Delegation nach Deutschland kam. Er führte schon länger gewünschte, politische Gespräche mit Bundeskanzler Schröder, Bundespräsident Rau und weiteren Ministern und nahm als Ehrengast an unserer Feier in Berlin teil“, erinnert sich Hess. Bereits 1996, bei seinem Staatsbesuch in Berlin, habe man für Präsident Nujoma und seine Delegation in einem rustikalen alten Wasserturm einen informellen Abend „mit alten und neuen Freuden“ unter Einbeziehung früherer DDR-Gefährten gestalten können.

„Das breite Feld der DNG-Aktivitäten hat sich über die vielen Jahre etabliert und auch erweitert. So fördern wir seit Beginn 1988 den jährlichen Sprachwettbewerb für Deutsch als Fremdsprache an den namibischen Schulen mit vierwöchigen Aufenthalten in Deutschland als Hauptpreisen. Wir kooperieren eng mit dem neuen Forum Deutschsprachiger Namibier (FDN), arbeiten mit Naturschutzprojekten zusammen und engagieren uns letzthin im Sportaustausch. In Namibia bestehen zudem vielfältige persönliche Kontakte bis in Regierungskreise hinein. Wir sind über all die Jahre eine sehr effizient organisierte, zuverlässige und transparente Spendenorganisation geworden“, erklärt Hess stolz.

Maßgebliche Spendenvolumen

In den letzten Jahren hätten demnach die abgewickelten Spendentransfers bei bis zu 800 000 Euro pro Jahr gelegen, meist zweckgebunden für eine Vielzahl an Empfängern. Dazu zählen der „Hoachanas Children Fund“ und der „DRC Women’s Trust“ sowie Schulen, Kindergärten, Suppenküchen, Stipendien und viele mehr. „Jüngst konnten wir erfolgreich ein erstes Projekt auch mit BMZ-Mitteln realisieren, so dass sich auf diesem Förderfeld künftig erweiterte Möglichkeiten eröffnen“, so Hess.

Der etablierte Status der DNG sei auch Basis für die Partnerschaft mit weiteren Organisationen wie der Bildungsinitiative Welwitschia und der engagierten SUNI e.V.. Zudem können kleinere Projektorganisationen die Infrastruktur der DNG zur eigenen Kostenersparnis mitnutzen.

„Die DNG ist heute mit rund 800 eingetragenen Mitgliedern – darunter mehrere ehemalige Botschafter in Namibia und namibische Honorarkonsule in Deutschland – und etwa ebenso vielen Projektsponsoren die führende bilaterale NGO und zugleich eine Dachorganisation. Der amtierende namibische Botschafter Martin Andjaba ist Ehrenmitglied.“

Als Repräsentant der DNG und ihrer Aktivitäten war Präsident Hess 2003 Delegationsmitglied des damaligen Vizekanzlers und Außenministers Joschka Fischer bei seinem Namibia-Besuch sowie Gast der Staatsbankette 1996 in Bonn und 2005 in Berlin (Bundespräsident Horst Köhler erwähnte in Rede in Berlin ausdrücklich die DNG).

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-14

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