Lachen ist und bleibt ein Grundrecht

Kevin SantyWINDHOEKWeihnachten steht vor der Tür, und während sich weltweit der Bauch vollgeschlagen wird, ist die Festzeit auch eine Zeit zu der wir daran erinnert werden, dass Millionen von Menschen hungrig bleiben werden. Es ist eine Zeit des Spendens. Geld, Essen und Kleidung können direkt an benachteiligte Individuen oder an Organisationen wie die Family of Hope Services (FHS) in Katutura gespendet werden um einen Unterschied zu machen.Das FHS unterstützt etwa 500 vernachlässigte, misshandelte oder schlicht finanziell benachteiligte Kinder in unterschiedlichen Programmen mit Nahrung, Zugang zu Bildung und Psychotherapie. Über das FHS werden auch Patenschaften vermittelt, sodass Privatpersonen im Jahr mit 1 850 N$ die Schuldbildung eines Kindes finanzieren können. Die 2001 gegründete Organisation verzeichnete große Erfolge darin, Kindern langfristig zu helfen. Einige Schulabrecher schafften es durch das FHS an die Universität. Vermittelt werden Kinder in Not durch Sozialarbeiter, die Polizei oder durch überforderte Eltern selbst.Viele der Kinder wurden vernachlässigt oder misshandelt. Um ihre Traumata zu überwinden, ist mehr nötig als eine warme Mahlzeit. Darum kümmert sich seit fünf Jahren Jana Marie Backhaus-Tors, oder besser gesagt Prinzessin Banana. Die deutsche Schauspielerin organisiert mit ihrer Clowntruppe Fun Factory Aufführungen in Kindergärten, Krankenhäusern und Hilfszentren, um den Kindern Zugang zu einem der wichtigsten Güter zu verschaffen: Spaß!Mit dem Clown Tik-Tok, dem Weihnachtsmann, einem Elfen, Prinzessin Elsa aus dem Disney-Animationsfilm Frozen und sogar einem echten Pony brachte die Fun Factory die Kinder im Family of Hope Service Center zum lachen, singen, tanzen und toben. Obendrein spendete die Truppe Spielzeug, Kuscheltiere und 120 Pfannkuchen und 120 Äpfel an die Organisation. Finanziert wurde alles durch Spenden, zu denen Jana über ihren Instagram-Account „german_actress_in_africa“ aufrief.Tatsächlich verdient die Fun Factory die nötigen Geldmittel aber auch über Auftritte für Privatpersonen. Clown kann nämlich auch ein Hauptberuf sein. „Wenn man das aufbaut könnte ein ganz neuer Arbeitsmarkt geschaffen werden.“, sagt sie. Eine Clownsausbildung sei nämlich auch gar nicht so schwierig. Gewisse pädagogische und psychologische Kenntnisse braucht es aber schon, ebenso wie viel Kreativität, Feingefühl und eine gelassene und frohsinnige Lebenseinstellung. „Wir transformieren Orte“, erklärt Jana. Dies sei ein sehr wichtiger Aspekt ihrer Arbeit, um Kindern den Schrecken in ihrer Heimat zu nehmen, der sich durch schlechte Erfahrungen im Alltag verbirgt.Dafür erzählen die Clowns Geschichten, um den Kindern neuen Zugang zu ihrer Umgebung zu ermöglichen. Ein Desinfektionsmittelspender bekommt dann beispielsweise zwei Glupschaugen aufgeklebt, und schon ist der Gegenstand nicht mehr Zeuge einer tödlichen Pandemie, sondern ein lustiger Freund mit Namen und Charakter. Diese Geschichten bleiben in den Köpfen, und lindern ständigen Stress.Es wird schnell klar, der Metier als Clown ist von Freude und Gelächter erfüllt. Jana bestätigt, dass diese Arbeit eine aufbauende Leidenschaft ist, trotzdem trifft sie immer wieder die Realisation, in welcher Umgebung sie sich befindet. Vernachlässigte Kinder, die abgemagert oder ungepflegt sind, gehen ihr manchmal an die Substanz, insbesondere seitdem sie selbst Mutter ist.In ihrer Rolle als Prinzessin Banana sieht sie ihr Kostüm auch als einen mentalen Schutzschild, der ihr hilft, positiv zu bleiben und ihre Mission als Närrin zu erfüllen. Außerhalb der Rolle kann es schwer sein, mitten in diesem Leid zu stehen, sagt sie.In den informellen Siedlungen Katuturas leben viele Kinder, deren Eltern an HIV oder AIDS gestorben sind. Seit Anfang 2020, kommen Corona-Waisen hinzu. Im Januar bis März 2020 erreichte das FHS mehr als 1000 Kinder in Not. Der Organisation fehlt es allerdings sowohl an finanziellen Mitteln, als auch Fachkräften. Um Einkommen zu generieren verkauft die Organisation restaurierte Fahrräder, durch die Pandemie ist die Geldnot jedoch gewachsen. Deutsche Praktikanten und freiwillige Helfer, die zuvor jährlich ankamen, können derzeit aufgrund der Beschränkungen nicht aufgenommen werden. Das Engagement der Helfer bleibt jedoch ungebrochen. Durch ihre Förderungen können benachteiligte Menschen ihre Schwierigkeiten überwinden und ein stabiles Leben führen.

Lachen ist und bleibt ein Grundrecht

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-15

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