Laut und bunt: Hunderttausende beim Christopher Street Day in Berlin
Endlich wieder ein „richtiger" CSD in Berlin, sagen viele. Und feiern bis zum Abwinken. Aber auch politische Botschaften sendet die queere Community aus der Hauptstadt.
Von Björn Graas und Stefan Kruse, dpa
Berlin
Laut, bunt, schrill - und friedlich: Nach zwei Jahren Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie ist am Samstag in Berlin wieder eine große Partyparade zum Christopher Street Day (CSD) mit Hunderttausenden Menschen durch die Stadt gezogen.
Der Zug mit fast 100 Fahrzeugen, lauten House-, Disco- und Elektrobeats, Konfettikanonaden und viel fantasievoll gekleidetem Fußvolk führte auf einer 7,4 Kilometer langen Strecke durch mehrere Berliner Stadtteile. Zum Abschluss gab es am Brandenburger Tor eine Feier mit Bühnenprogramm bis tief in die Nacht. Nach Schätzung der Veranstalter beteiligten sich etwa 600 000 Menschen am CSD. Die Polizei bezifferte die Zahl der Teilnehmer auf etwa 350 000.
Lassen uns nicht den Mund verbieten
Eine CSD-Sprecherin bilanzierte am Sonntag, von der Demonstration und anderen Veranstaltungen drumherum sei ein starkes Signal ausgegangen: „Wir sind viele, und wir sind laut. Und wir lassen uns nicht den Mund verbieten. Wir stehen für unsere Rechte ein.“ Der CSD habe gezeigt, dass man politische Ziele auch mit viel Spaß vertreten und damit viele Menschen überzeugen könne.
Der Berliner CSD ist eine der größten Veranstaltungen der lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans-, queeren und intergeschlechtlichen Community (LGBTQI) in Europa. Unter dem Motto „Vereint in Liebe. Gegen Hass, Krieg und Diskriminierung“ protestierten die Teilnehmer einerseits gegen Gewalt und Benachteiligung - andererseits wollten sie einfach ausgelassen eine Mega-Party feiern.
Beim Demonstrationszug machten laut Veranstalter 96 Fahrzeuge und mindestens 80 Fußgruppen aus aller Welt mit - so viele wie noch nie beim CSD in Berlin, der seine 44. Auflage erlebte. Darunter waren auch Menschen aus der Ukraine, die sich seit fünf Monaten eines russischen Angriffskrieges erwehren muss. Ihnen wurde ein Truck gestellt. „War kills my love“, stand auf einem Plakat, das eine junge Frau im Demonstrationszug hochhielt.
Bei schönem, aber nicht zu heißem Wetter warfen sich viele CSD-Teilnehmer richtig in Schale: Ob ausladende Federkostüme in Pink, Glitzer-Hosen, goldene Röcke, schwarze Lederoutfits mit Maske oder einfach nur leichte Sommerklamotten - erlaubt war, was gefällt. Auch fast nackte Frauen reihten sich in den Trubel ein, andere Teilnehmer fielen mit blau oder rosarot gefärbten Haaren auf.
Entlang der Route standen Tausende jubelnde Zuschauer, aus Gebäuden entlang des Zuges winkten Menschen mit Regenbogenfahnen. Die Trucks verbreiteten Musik, Konfettiregen oder Kunstnebel - sie wippten teilweise im Takt, weil die Fahrgäste auf der Ladefläche tanzten.
Kampf für Gleichstellung muss weitergehen
Doch es ging auch um politische Botschaften. Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) erinnerte zur Eröffnung an den russischen Krieg gegen die Ukraine. „Tausende Menschen sind geflüchtet, darunter viele queere Menschen.“ In Deutschland würden Menschen aus der Community diskriminiert, beklagte Lederer, der selbst schwul ist. Der Kampf dagegen und für Gleichstellung müsse weitergehen. „Wir müssen uns emanzipieren.“ Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), die wegen einer Corona-Infektion nicht zum CSD kam, rief dazu auf, sich Hass und Ausgrenzung entgegenzustellen.
Ein Novum in Berlin: Anlässlich der 44. CSD-Auflage wehten erstmals drei Regenbogenfahnen am und auf dem Reichstagsgebäude, dem Sitz des Bundestags. Auch Kanzleramt, Bundesrat und andere Institutionen wie das Innen- oder das Verteidigungsministerium setzten mit der Flagge ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz. Erst im April hatte das Innenministerium die Genehmigung für solche Aktionen erteilt.
Der Christopher Street Day wird weltweit gefeiert. Die Bewegung geht auf Ereignisse im Juni 1969 zurück, als Polizisten in New York eine Bar in der Christopher Street stürmten und so einen Aufstand von Schwulen, Lesben und Transmenschen auslösten.
In den vergangenen beiden Corona-Jahren fand der CSD in Berlin nur eingeschränkt statt. 2020 wurde die Parade offiziell abgesagt, einige Tausend Menschen gingen trotzdem auf die Straße. 2021 demonstrierten Zehntausende bei einer kleineren CSD-Parade unter strikten Corona-Auflagen, zudem galt ein Alkoholverbot.
Berlin
Laut, bunt, schrill - und friedlich: Nach zwei Jahren Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie ist am Samstag in Berlin wieder eine große Partyparade zum Christopher Street Day (CSD) mit Hunderttausenden Menschen durch die Stadt gezogen.
Der Zug mit fast 100 Fahrzeugen, lauten House-, Disco- und Elektrobeats, Konfettikanonaden und viel fantasievoll gekleidetem Fußvolk führte auf einer 7,4 Kilometer langen Strecke durch mehrere Berliner Stadtteile. Zum Abschluss gab es am Brandenburger Tor eine Feier mit Bühnenprogramm bis tief in die Nacht. Nach Schätzung der Veranstalter beteiligten sich etwa 600 000 Menschen am CSD. Die Polizei bezifferte die Zahl der Teilnehmer auf etwa 350 000.
Lassen uns nicht den Mund verbieten
Eine CSD-Sprecherin bilanzierte am Sonntag, von der Demonstration und anderen Veranstaltungen drumherum sei ein starkes Signal ausgegangen: „Wir sind viele, und wir sind laut. Und wir lassen uns nicht den Mund verbieten. Wir stehen für unsere Rechte ein.“ Der CSD habe gezeigt, dass man politische Ziele auch mit viel Spaß vertreten und damit viele Menschen überzeugen könne.
Der Berliner CSD ist eine der größten Veranstaltungen der lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans-, queeren und intergeschlechtlichen Community (LGBTQI) in Europa. Unter dem Motto „Vereint in Liebe. Gegen Hass, Krieg und Diskriminierung“ protestierten die Teilnehmer einerseits gegen Gewalt und Benachteiligung - andererseits wollten sie einfach ausgelassen eine Mega-Party feiern.
Beim Demonstrationszug machten laut Veranstalter 96 Fahrzeuge und mindestens 80 Fußgruppen aus aller Welt mit - so viele wie noch nie beim CSD in Berlin, der seine 44. Auflage erlebte. Darunter waren auch Menschen aus der Ukraine, die sich seit fünf Monaten eines russischen Angriffskrieges erwehren muss. Ihnen wurde ein Truck gestellt. „War kills my love“, stand auf einem Plakat, das eine junge Frau im Demonstrationszug hochhielt.
Bei schönem, aber nicht zu heißem Wetter warfen sich viele CSD-Teilnehmer richtig in Schale: Ob ausladende Federkostüme in Pink, Glitzer-Hosen, goldene Röcke, schwarze Lederoutfits mit Maske oder einfach nur leichte Sommerklamotten - erlaubt war, was gefällt. Auch fast nackte Frauen reihten sich in den Trubel ein, andere Teilnehmer fielen mit blau oder rosarot gefärbten Haaren auf.
Entlang der Route standen Tausende jubelnde Zuschauer, aus Gebäuden entlang des Zuges winkten Menschen mit Regenbogenfahnen. Die Trucks verbreiteten Musik, Konfettiregen oder Kunstnebel - sie wippten teilweise im Takt, weil die Fahrgäste auf der Ladefläche tanzten.
Kampf für Gleichstellung muss weitergehen
Doch es ging auch um politische Botschaften. Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) erinnerte zur Eröffnung an den russischen Krieg gegen die Ukraine. „Tausende Menschen sind geflüchtet, darunter viele queere Menschen.“ In Deutschland würden Menschen aus der Community diskriminiert, beklagte Lederer, der selbst schwul ist. Der Kampf dagegen und für Gleichstellung müsse weitergehen. „Wir müssen uns emanzipieren.“ Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), die wegen einer Corona-Infektion nicht zum CSD kam, rief dazu auf, sich Hass und Ausgrenzung entgegenzustellen.
Ein Novum in Berlin: Anlässlich der 44. CSD-Auflage wehten erstmals drei Regenbogenfahnen am und auf dem Reichstagsgebäude, dem Sitz des Bundestags. Auch Kanzleramt, Bundesrat und andere Institutionen wie das Innen- oder das Verteidigungsministerium setzten mit der Flagge ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz. Erst im April hatte das Innenministerium die Genehmigung für solche Aktionen erteilt.
Der Christopher Street Day wird weltweit gefeiert. Die Bewegung geht auf Ereignisse im Juni 1969 zurück, als Polizisten in New York eine Bar in der Christopher Street stürmten und so einen Aufstand von Schwulen, Lesben und Transmenschen auslösten.
In den vergangenen beiden Corona-Jahren fand der CSD in Berlin nur eingeschränkt statt. 2020 wurde die Parade offiziell abgesagt, einige Tausend Menschen gingen trotzdem auf die Straße. 2021 demonstrierten Zehntausende bei einer kleineren CSD-Parade unter strikten Corona-Auflagen, zudem galt ein Alkoholverbot.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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