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Vor 50 Jahren
Vor 50 Jahren

Vor 50 Jahren

1974-02-04
DER DEUTSCHE CHARAKTER UNWIEDERBRINGLICH VERLOREN

Windhoek – Die Umfrage der AZ, ob das alte Museum in der Kaiserstraße erhalten werden soll oder nicht, hat eine beträchtliche Diskussion ausgelöst. Die Nein-Stimmen sind nach wie vor in der Mehrheit. Bis heute früh waren 60 Nein-Stimmen und elf Ja-Stimmen eingegangen. Die beiden ausführlichsten Begründungen für ihre Haltung kamen vom Nationalen Denkmalsrat sowie von Ewald von Kleist. Der Nationale Denkmalsrat überschreibt seine Stellungnahme mit den Worten: „Schmerenbeck-Haus ist kein nationales Denkmal."

In dem Schreiben heißt es, dass der Sekretär des Rates, S. J., Schoeman, zu der Frage Stellung genommen und bestätigt hat, dass der Rat die Proklamierung des alten Museums in der Kaiserstraße zum nationalen Denkmal nicht empfehlen werde. Das Schreiben kommt zu dem Schluss: „Windhoeks deutscher Charakter ist bereits unwiederbringlich verloren. Die Stadtvater haben die Zeichen an der Wand gesehen, als sie sich angeschickt haben, in den Streit zu ziehen, um zu versuchen, die schönen alten Gebäude in Windhoek zu retten. Vielleicht können die Stadtväter erwägen, einen Kulturpark abzuzweigen, in dem die schönsten alten Gebäude oder davon rekonstruiert werden können. Dies konnte eine Art Freilichtmuseum sein, wie es außerhalb Pretorias zurzeit erstellt wird."

ERSTE BAHNUNTERSPÜLUNG BEI WASSER

Windhoek – Schwere Regenfälle während des Wochenendes sorgten für ernste Eisenbahnunterspülungen im Süden, schlammige und zum Teil unbefahrbare Sandstraßen im ganzen Land, volle Dämme und laufende Riviere.

Soweit festgestellt werden konnte, befinden sich die Sandstraßen in einem unverändert schlechten Zustand. Die Teerstraßen sind noch alle in Ordnung, die in den Süden auch wieder. Am Samstag konnte der Schaden, der durch Regen der Teerstraße zwischen Asab und Wasser entstand, behoben werden. Eine Brücke war beschädigt worden, und zeitweise durften diese nur leichte Wagen überqueren.

Der schwerste Schaden entstand bei Wasser, wo eine Eisenbahnbrücke weggeschwemmt wurde, so dass nur die Pfeifer stehenblieben. Zu beiden Seiten der Brücke wurden außerdem 18 Kilometer Schienen weggerissen. Dies passierte in der Nacht von Freitag auf Samstag, und weitere Regenfälle am Samstag und Sonntag erschwerten die Reparaturarbeiten sehr. Von der Eisenbahn wurde der AZ mitgeteilt, dass man damit rechne, dass die Strecke am Dienstagabend wieder für den Verkehr geöffnet werden könne. Zwischen Goageb und Aus kam es an verschiedenen Stellen zu Unterspülungen. Auch diese müssen noch repariert werden. Auch auf der Strecke zwischen Klein-Karas und Grünau wurden die Schienen weggespült, doch konnte dieser Schaden gestern behoben werden. Züge aus dem Süden fahren momentan bis Keetmanshoop, Züge nach dem Süden bis Mariental. Zwischen diesen beiden Orten ist für Passagiere ein Busdienst eingesetzt worden.

AI-AIS WURDE ÜBERSCHWEMMT

Windhoek – Das Touristenlager in Ai-Ais musste am Samstagvormittag aufgegeben werden. Die Bewohner von Ai-Ais mussten das Lager verlassen und konnten erst heute Vormittag zurückkehren. Am Samstag gegen 10 Uhr stieg das Wasser im Fischfluß derart, dass die Schutzmauer überspült wurde. Die festen Bauten im unteren Teil, die Toiletten, Duschräume und Küchen, wurden von den Fluten erfasst und stifteten ein. Das Wasser strömte auch in den oberen Teil des Lagers. Der dort angerichtete Schaden kann zurzeit nicht übersehen werden, er dürfte aber erheblich sein. Das gesamte Schwimmbad ist unter Wasser.

Heute Vormittag konnten Beamte der Abteilung Naturschutz und Tourismus durch Schwemmsand und allerhand andere Hindernisse wieder das Lager erreichen. Im unteren Teil des Lagers ist praktisch alles verwüstet, auch Mauern beim Schwimmbad sind eingestürzt. Das Hauptgebäude und die Häuser der Beamten wurden, wie festgestellt wurde, nicht beschädigt. Die Mannschaft von Ai-Ais wurde durch Weiße und Nichtweiße in den letzten Wochen verstärkt. Diese haben zum Schutz der höher liegenden Gebäude Sandsackbarrieren gebaut und Einrichtungsgegenstande in Sicherheit gebracht. Die Gefahrensituation ist jedoch längst nicht vorbei. Man erwartet vielmehr ein erneutes Ansteigen des Fischflusses.

TARIFVERHANDLUNGEN GESCHEITERT

Stuttgart – Im öffentlichen Dienst der Bundesrepublik steht ein Streik vor der Tür. In Stuttgart wurden am 28. Januar die Tarifverhandlungen für die über zwei Millionen Arbeiter und Angestellten bei Band, Ländern und Gemeinden sowie bei der Bundespost für gescheitert erklärt, nachdem die öffentlichen Arbeitgeber nicht über ein verbessertes Angebot von 9,5 Prozent oder mindestens 130 Mark im Monet hinausgegangen waren. Zuvor hatten die Gewerkschaften OTV, DAG und die Postgewerkschaft dieses dritte Angebot in der diesjährigen Tarifrunde ebenfalls als „unzureichend“ abgelehnt.

Die gewerkschaftlich organisierten Arbeiter und Angestellten im öffentlichen Dienst werden am 7. und 8. Februar in einer Urabstimmung über Kampfmaßnahmen entscheiden. Auch die Postgewerkschaft erklärte ihre Absicht, eine Urabstimmung abzuhalten.

KURZ BERICHTET

London – Die 270 000 britischen Bergarbeiter haben ihre geheime Abstimmung abgeschlossen, die darüber entscheiden wird, ob sie wegen ihrer Lohnforderungen in Streik treten wollen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-16

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