Vor 50 Jahren
1974-05-13
EINIGUNG ÜBER BONNER REGIERUNGSBILDUNG
Bonn – Die Koalitionspartner SPD and FDP einigten sich gestern auf einer gemeinsamen Sitzung über die Zusammensetzung der neuen Regierung unter dem künftigen Bundeskanzler Helmut Schmidt. Helmut Schmidt erklärte nach der Sitzung im Fernsehen, die beiden Parteien hatten im Prinzip über alle Punkte Übereinstimmung erzielt, vor allem über die Zusammenstellung des neuen Kabinetts.
Man erwartet beträchtliche Personalveränderungen im Bundeskabinett. Die Zahl der Minister ist von 17 auf 15 herabgesetzt. Hinsichtlich des Regierungsprogramms rechnet man nicht mit wesentlichen Änderungen. Es wird jedoch angenommen, dass die Regierung Schmidt vor allem die Innenpolitik in den Vordergrund schieben und versuchen wird, die Inflation mit mehr Nachdruck zu bekämpfen.
AUF DEM WEGE ZUR EINIGUNG?
Jerusalem – Syrien und Israel befinden sich offenbar auf dem Wege zu einer Einigung über den Rückzug von den Golan-Höhen. Der amerikanische Außenminister Dr. Henry Kissinger wird im Laufe dieser Woche seine Wirbelwind-Diplomatie fortsetzen, um sie zu einer Beilegung ihrer Differenzen zu überreden. Dr. Kissinger und der israelische Außenminister Abba Eban waren sich am Sonntag darüber einig, dass gewisse Fortschritte bereits gemacht worden seien, aber noch verschiedene Hürden würden auf dem Wege zum Disengagement genommen werden müssen.
Beide sprachen von einer Beilegung der Konflikte und deuteten an, dass Syrien und Israel, trotz des täglichen Schusswechsels auf den Golan-Höhen während der vergangenen zwei Monate, sich näher kommen. Beobachter ermahnten jedoch zur Vorsicht, und ein Amerikaner erklärte: „Wir wissen jetzt, wie eine Übereinkunft zustande kommen könnte, aber es könnte für alle betroffenen Parteien zu viel sein, um es zu schaffen."
Dr. Kissinger sprach am Sonntag zweidreiviertel Stunden mit Ministerpräsidentin Golda Meir und ihren Beratern, nachdem er aus Damaskus in Jerusalem eingetroffen war. Er setzt die Verhandlungen am heutigen Montag vor einer israelischen Kabinettssitzung fort. Er will am Dienstag nach Syrien zurückkehren.
ANTI-FRELIMO-DEMONSTRATIONEN IN BEIRA
Beira – Während der Anwesenheit von General Gomez in Beira kam es zu gegen Frelimo gerichteten Demonstrationen. Tausende von Demonstranten forderten Waffen für den Kampf gegen Frelimo. Die Demonstrationen entwickelten sich im Zuge einer Versammlung der neuen politischen Organisation GUMO. GUMO wird für Frelimo-freundlich gehalten. Demonstranten stürzten zunächst den Wagen der GUMO-Führerin um und zogen anschließend zum Gouverneurspalast. Bei Zusammenstößen mit der Polizei und anderen politischen Gruppen wurden einige Personen verletzt. Bisher ist von einem Toten die Rede. General Gomez erneuerte angesichts der Demonstranten das Waffenstillstandsangebot an die Terroristenorganisationen. Er forderte sie auf, die Waffen niederzulegen und sich zur Vernunft politischer Verhandlungen zu bekennen.
Der General führte aus, die Guerillabewegungen brauchten nicht zu kapitulieren. Sie sollten jedoch ihre Waffen niederlegen und am Verhandlungstisch erscheinen. Wenn sie sich nicht zu einer friedlichen Lösung bekennten, bleibe Portugal nichts anderes übrig, als den Kampf verschärft fortzusetzen.
HOLLÄNDISCHE MISSIONARE ÜBER MASSAKER
Den Nosch – Fünf holländische Missionare haben den portugiesischen Truppen in Mosambik ein Massaker von mindestens 200 Schwarzafrikanern, die Folterung von Gefangenen sowie die Brandschatzung verschiedener Dörfer vorgeworfen. Laut den Missionaren sollen manche Gefangene an ihren Füßen aufgehängt worden sein, während afrikanische Kinder durch elektrische Schocks dazu gezwungen wurden, Information über Frelimo-Guerillas preiszugeben. Diese Vorwürfe sind in einer in Holland veröffentlichten Denkschrift enthalten und behaupten, dass das genannte Massaker sich im vergangenen Jahr in der Nähe in Inhamingas im Bezirk Beira ereignet habe.
Die fünf holländischen Missionare sind kürzlich vor dem Militärputsch in Portugal nach Holland zurückgekehrt. Sie haben Mosambik verlassen, weil die Kirchen-Hierarchie keinen klaren Standpunkt im Zusammenhang mit den Tötungen in Mosambik eingenommen habe.
WIRIYAMU-BESCHULDIGUNGEN VOR DER UNO
London – Eine UNO-Kommission, die Klagen gegen die Portugiesen in Mosambik prüft, beginnt heute mit einer öffentlichen Untersuchung während einer fünfwöchigen Erkundungsreise in Europa und Afrika. Diese Untersuchung wurde im vergangenen Jahr von der Generalversammlung angeordnet, nachdem spanische Priester weltweit mit Behauptungen über Massenmorde an Zivilisten durch portugiesische Truppen in Mosambik Aufsehen erregt hatten. Weitere Beschuldigungen von holländischen Priestern werden auch von der Kommission untersucht, deren Vorsitzender der neapolitanische UNO-Vertreter ist. Der britische Priester Adrian Hastings, der mit seinen Anschuldigungen über ein Massaker in Wiriyamu Weltschlagzeilen machte, hat bereits bei den Vereinten Nationen Aussagen über seine Beschuldigungen gemacht. Die Kommission will eine Woche in London verbringen und dann Madrid, Rom und Afrikaländer besuchen. Sie hofft, in Tansania und Sambia Zeugenaussagen zu hören; es ist jedoch noch unsicher, ob sie trotz des Machtwechsels in Lissabon in Mosambik zugelassen wird.
Bonn – Die Koalitionspartner SPD and FDP einigten sich gestern auf einer gemeinsamen Sitzung über die Zusammensetzung der neuen Regierung unter dem künftigen Bundeskanzler Helmut Schmidt. Helmut Schmidt erklärte nach der Sitzung im Fernsehen, die beiden Parteien hatten im Prinzip über alle Punkte Übereinstimmung erzielt, vor allem über die Zusammenstellung des neuen Kabinetts.
Man erwartet beträchtliche Personalveränderungen im Bundeskabinett. Die Zahl der Minister ist von 17 auf 15 herabgesetzt. Hinsichtlich des Regierungsprogramms rechnet man nicht mit wesentlichen Änderungen. Es wird jedoch angenommen, dass die Regierung Schmidt vor allem die Innenpolitik in den Vordergrund schieben und versuchen wird, die Inflation mit mehr Nachdruck zu bekämpfen.
AUF DEM WEGE ZUR EINIGUNG?
Jerusalem – Syrien und Israel befinden sich offenbar auf dem Wege zu einer Einigung über den Rückzug von den Golan-Höhen. Der amerikanische Außenminister Dr. Henry Kissinger wird im Laufe dieser Woche seine Wirbelwind-Diplomatie fortsetzen, um sie zu einer Beilegung ihrer Differenzen zu überreden. Dr. Kissinger und der israelische Außenminister Abba Eban waren sich am Sonntag darüber einig, dass gewisse Fortschritte bereits gemacht worden seien, aber noch verschiedene Hürden würden auf dem Wege zum Disengagement genommen werden müssen.
Beide sprachen von einer Beilegung der Konflikte und deuteten an, dass Syrien und Israel, trotz des täglichen Schusswechsels auf den Golan-Höhen während der vergangenen zwei Monate, sich näher kommen. Beobachter ermahnten jedoch zur Vorsicht, und ein Amerikaner erklärte: „Wir wissen jetzt, wie eine Übereinkunft zustande kommen könnte, aber es könnte für alle betroffenen Parteien zu viel sein, um es zu schaffen."
Dr. Kissinger sprach am Sonntag zweidreiviertel Stunden mit Ministerpräsidentin Golda Meir und ihren Beratern, nachdem er aus Damaskus in Jerusalem eingetroffen war. Er setzt die Verhandlungen am heutigen Montag vor einer israelischen Kabinettssitzung fort. Er will am Dienstag nach Syrien zurückkehren.
ANTI-FRELIMO-DEMONSTRATIONEN IN BEIRA
Beira – Während der Anwesenheit von General Gomez in Beira kam es zu gegen Frelimo gerichteten Demonstrationen. Tausende von Demonstranten forderten Waffen für den Kampf gegen Frelimo. Die Demonstrationen entwickelten sich im Zuge einer Versammlung der neuen politischen Organisation GUMO. GUMO wird für Frelimo-freundlich gehalten. Demonstranten stürzten zunächst den Wagen der GUMO-Führerin um und zogen anschließend zum Gouverneurspalast. Bei Zusammenstößen mit der Polizei und anderen politischen Gruppen wurden einige Personen verletzt. Bisher ist von einem Toten die Rede. General Gomez erneuerte angesichts der Demonstranten das Waffenstillstandsangebot an die Terroristenorganisationen. Er forderte sie auf, die Waffen niederzulegen und sich zur Vernunft politischer Verhandlungen zu bekennen.
Der General führte aus, die Guerillabewegungen brauchten nicht zu kapitulieren. Sie sollten jedoch ihre Waffen niederlegen und am Verhandlungstisch erscheinen. Wenn sie sich nicht zu einer friedlichen Lösung bekennten, bleibe Portugal nichts anderes übrig, als den Kampf verschärft fortzusetzen.
HOLLÄNDISCHE MISSIONARE ÜBER MASSAKER
Den Nosch – Fünf holländische Missionare haben den portugiesischen Truppen in Mosambik ein Massaker von mindestens 200 Schwarzafrikanern, die Folterung von Gefangenen sowie die Brandschatzung verschiedener Dörfer vorgeworfen. Laut den Missionaren sollen manche Gefangene an ihren Füßen aufgehängt worden sein, während afrikanische Kinder durch elektrische Schocks dazu gezwungen wurden, Information über Frelimo-Guerillas preiszugeben. Diese Vorwürfe sind in einer in Holland veröffentlichten Denkschrift enthalten und behaupten, dass das genannte Massaker sich im vergangenen Jahr in der Nähe in Inhamingas im Bezirk Beira ereignet habe.
Die fünf holländischen Missionare sind kürzlich vor dem Militärputsch in Portugal nach Holland zurückgekehrt. Sie haben Mosambik verlassen, weil die Kirchen-Hierarchie keinen klaren Standpunkt im Zusammenhang mit den Tötungen in Mosambik eingenommen habe.
WIRIYAMU-BESCHULDIGUNGEN VOR DER UNO
London – Eine UNO-Kommission, die Klagen gegen die Portugiesen in Mosambik prüft, beginnt heute mit einer öffentlichen Untersuchung während einer fünfwöchigen Erkundungsreise in Europa und Afrika. Diese Untersuchung wurde im vergangenen Jahr von der Generalversammlung angeordnet, nachdem spanische Priester weltweit mit Behauptungen über Massenmorde an Zivilisten durch portugiesische Truppen in Mosambik Aufsehen erregt hatten. Weitere Beschuldigungen von holländischen Priestern werden auch von der Kommission untersucht, deren Vorsitzender der neapolitanische UNO-Vertreter ist. Der britische Priester Adrian Hastings, der mit seinen Anschuldigungen über ein Massaker in Wiriyamu Weltschlagzeilen machte, hat bereits bei den Vereinten Nationen Aussagen über seine Beschuldigungen gemacht. Die Kommission will eine Woche in London verbringen und dann Madrid, Rom und Afrikaländer besuchen. Sie hofft, in Tansania und Sambia Zeugenaussagen zu hören; es ist jedoch noch unsicher, ob sie trotz des Machtwechsels in Lissabon in Mosambik zugelassen wird.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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