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Vor 50 Jahren
Vor 50 Jahren

Vor 50 Jahren

1974-05-27
AUSBILDUNG IM BERGBAU

Windhoek – Der Landesratsabgeordnete P. A. Smit, Tsumeb, befasste sich in seiner Jungfernrede im Rahmen der Haushaltsdebatte des Landesrates vor allen mit dem Bergbau in seinem Wahlkreis Tsumeb. Der Bergbau, so sagte Smit, trage zu 40 bis 50 Prozent zu den Einkünften des Haushaltsplanes bei. Smit verwies auf die beiden Berg-werke in seinem Wahlkreis und gab einen Überblick über das Ausbildungsprogramm für nichtweiße Bergarbeiter. Die Ausbildung zu Vormännern sei in den letzten Jahren besonders erfolgreich gewesen. Der Ausbildung gehe ein differenziertes Testprogramm voraus. Ganz allgemein betonte Smit die Bedeutung des Erziehungssystems für Weiße und Nichtweiße. Als er auf die Farmwirtschaft zu sprechen kam, forderte er, dass die Kredite an einzelne Farmer in einem Verhältnis zu der Ausbildung und Erfahrung dieser Farmer stehen müssten.

KONTROVERSE ZWISCHEN STAAT UND KIRCHE

Windhoek – Adolf Brinkman, MdE, nahm am Freitag im Zuge der Haushaltsdebatte zu dem Thema Staat und Kirche Stellung. Eine Konfrontation zwischen Staat und Kirche, wie sie im Ausland hochgespielt werde, gebe es in Südafrika nicht, betonte Brinkman. Es bestünden zwar Meinungsverschiedenheiten und möglicherweise auch eine Konfrontation zwischen gewissen Amtsträgern gewisser Kirchen und dem Staat, nicht aber eine Konfrontation zwischen Staat und Kirche. Unter dem Begriff Kirche wollte Brinkman die christlichen Kirchen in ihrer Gesamtheit zusammengefasst wissen.

Die primäre Aufgabe der Kirche sei die Verkündung des Evangeliums. Selbst über diesen grundsätzlichen Aspekt bestünden innerhalb der Kirche Meinungsverschiedenheiten. Intellektuelle Theologen, die im Grunde den Glauben an Gott und Christus in Frage stellen, seien dazu übergegangen, das Evangelium als Grundlage zur Änderung der Gesellschaftsordnung, unter Umständen sogar auf revolutionärem Weg, zu benutzen. Diese Theologen seien nicht in der Lage oder nicht bereit, den hohen Inhalt des Gottesdienstes und des Evangeliums zu erkennen. Sie begeben sich gewissermaßen auf eine untere Ebene und verwandeln das Evangelium in eine Art Sozialordnung für die Erde, die auf Erden verwirklicht werden müsse.

40 VERHAFTUNGEN AM FREITAG

Windhoek – Die Polizeiaktion am Freitag, die sich von 11 bis 13 Uhr in Windhoeks Innenstadt abspielte, endete mit der Festnahme von 40 Nichtweißen. Wie berichtet, führte die Polizei am Freitag zur Mittagszeit eine Razzia zur Feststellung von Personen durch, die sich in Windhoek unrechtmäßig aufhalten. Diese Razzia dient der Ausschaltung des Überhandnehmens von Diebstählen. Insbesondere Diebstähle in Laden und Einbruchsdiebstahle in Autos haben in jüngster Zeit in erschreckendem Malle zugenommen. Autobesitzer werden aufgefordert, ihre Wagen auch bei kurzfristigem Parken abzuschließen. Zum Teil sind sogar fest eingebaute Tonbandgerate und Radioapparate herausgerissen worden.

Bei der Razzia der Polizei ereigneten sich keinerlei Zwischenfälle. Zum Teil führten die Polizisten Hunde bei sich. Die Hunde wurden jedoch nicht eingesetzt.

LASST GEWEHRE SPRECHEN

Ostberlin – „Laßt Gewehre sprechen, das ist der einzige Weg für uns zur Freiheit. Dies sagte SWAPO-Führer Ngenohoa Hishongwa in Ostberlin. Hishongwa nimmt zurzeit an einer in Ostberlin stattfindenden UNO-Konferenz gegen die Apartheid teil. Er sagte in einem Gespräch mit der ostdeutschen Nachrichtenagentur ADN, Südwestafrika werde von England, den USA, Westdeutschland, Frankreich, Japan und Südafrika ausgebeutet.

In London traf ein weiterer SWAPO-Führer, Moses Garoeb, mit der Staatssekretärin im britischen Augenministerium für afrikanische Angelegenheiten Joan Lestor zusammen. Dabei wurde die künftige Labour-Politik in Sachen Südwestafrika diskutiert.

TYPHUS-EPIDEMIE BEI KAPSTADT

Kapstadt – Die Typhus-Epidemie in Mamre, einem Dorf nördlich von Kapstadt und westlich von Malmesbury, hat gefährliche Ausmaße angenommen. 78 Fälle sind einwandfrei Typhus und etwa 170 Personen sind Typhus-verdächtig. Alle befinden sich im Krankenhaus. In weniger als einer Woche sind 100 neue Fälle aufgetreten. Es sind umfassende Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden, damit die Epidemie sich nicht nach Kapstadt ausdehnt. AlIe Personen, die mit Lebensmitteln zu tun haben, müssen von der Arbeit fernbleiben, und Hausangestellte dürfen von Mamre nicht nach Kapstadt gehen.

INDIEN JETZT SECHSTE ATOMMACHT

Neu-Delhi – Als erster Staat der Dritten Welt hat Indien eine Atombombe gezündet. Die Sprengung wurde am 18. Mai bekanntgegeben und Pressemeldungen zufolge in etwa hundert Meter Tiefe in einem Wüstengebiet des nord-westindischen Bundesstaates Radschastan ausgelost. Ein Sprecher der indischen Atomenergie-Kommission betonte ausdrücklich, es handele sich um einen Atomversuch für friedliche. Zwecke. Der Staatssekretär im indischen Außenministerium, Kewal Singh, erklärte, Indien lehne weiterhin jede militärische Verwendung der Atomenergie ab.

Indien ist jetzt die sechste Atommacht der Welt neben den Vereinigten Staaten, der Sowjetunion, der Volksrepublik China, Frankreich und Gro8britannien. Es verfügt jedoch schon seit langem über ein Atomforschungszentrum. In Trombay bei Bombay arbeiten mehr als 10 000 Menschen an den Atomprogrammen, darunter über 2 400 Wissenschaftler, von denen viele Weltruf genießen. Der bedeutende indische Atomphysiker Homi J. Bhaba, der 1966 bei einem Flugzeugabsturz im Mont-Blanc-Massiv ums Leben kam, war der allgemein respektierte Präsident der ersten Genfer Konferenz zur friedlichen Nutzung der Atomenergie 1955.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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