Mangel an Krebsmedikamenten
Versorgungsprobleme führen auch zu Engpässen bei Impfstoffen
Namibia ist akut von einem Mangel an Impfstoffen sowie von Engpässen bei der Lieferung von Krebsmedikamenten betroffen. Das hängt mit einem Exportrückgang in Südafrika zusammen, aber auch mit lähmenden Abläufen in namibischen Behörden.
Von Katharina Moser, Windhoek
Namibier, die sich gegen verschiedene Krankheiten impfen lassen möchten, könnten momentan mit leeren Händen und ungeimpft vom Arzt zurückkehren. Namibia erlebt aktuell einen massiven Mangel an Impfstoffen und weiteren medizinischen Produkten. Wie mehrere private Ärzte der AZ mitteilten, ist es für sie seit einiger Zeit unmöglich, bestimmte Impfstoffe, beispielsweise gegen Hepatitis A oder Typhus, zu beschaffen. Nach Angaben von Doktoren in Windhoek ist dies darauf zurückzuführen, dass ein Großteil der Impfstoffe und weiterer medizinischer Produkte aus Südafrika importiert werde, wo aufgrund der Energiekrise weniger produziert werde. Mehrere große Zulieferer in Namibia haben daher Lieferungen einzelner Stoffe eingestellt.
Auch der Vorsitzende der Medizinischen Vereinigung in Namibia (Medical Association of Namibia, MAN), Dr. David Weber, bestätigte einen „massiven Mangel bei vielen Impfstoffen“, und nicht nur das: Auch lebensnotwendige Medikamente seien betroffen, darunter Krebsmedikamente. Er führt die Engpässe auch auf die Abläufe in der medizinischen Regulationsbehörde Namibias (Namibia Medicines Regulatory Council, NMRC) zurück, welche für die Belieferung medizinischer Stoffe in Namibia zuständig und „Teil des Problems“ ist. Laut Weber erfordert der NMRC, dass alle Medikamente in Namibia aufwändig registriert werden müssen, was nur einen winzigen Teil des Bedarfs der SADC, geschweige denn des afrikanischen Bedarfs ausmache. „Die großen internationalen Unternehmen ziehen sich aufgrund des langwierigen Zulassungsverfahrens einfach aus Namibia zurück und überlassen es den örtlichen Behörden, die benötigten Medikamente oder Substanzen zu beschaffen.“
Vielschichtige Herausforderungen
Laut Weber verschärft das die Knappheit medizinischer Stoffe in Namibia weit über Impfstoffe hinaus: „Das Debakel der NMRC führt dazu, dass viele unserer Krebsmedikamente und Impfstoffe für die namibische Bevölkerung nicht ohne weiteres verfügbar sind.“
Der große namibische Medikamentenzulieferer Geka Pharma äußerte auf Anfrage der AZ, die Herstellung und der Vertrieb von Impfstoffen unterlägen weltweiten Beschränkungen. „Die Gründe für die Einschränkungen und die daraus resultierenden Engpässe sind vielschichtig“, so Nardia Coetzee, Geschäftsführerin und Pharmazeutin von Geka. „Die Hauptgründe für die Engpässe in Namibia sind veränderte Vertriebskanäle, höhere Nachfrage, Herstellungs- und Produktionsprobleme einschließlich Produktionsunterbrechungen, unzureichende Lagerbestände, und dass die meisten Impfstoffe aus Europa importiert werden.“ Die Hersteller wollten Impfungen in Namibia aber unterstützen, indem sie den Zugang zu wichtigen Impfstoffen ermöglichten.
Ministerium sieht keine Probleme
Bei dem namibischen Gesundheitsministerium stießen Fragen zum Mangel an Impfstoffen und Medikamenten derweil auf taube Ohren. Der Pressesprecher des Ministeriums, Walters Mashazi Kamaya, sagte auf Anfrage der AZ, es bestehe von staatlicher Seite bei Impfstoffen „keinen Mangel und keine Krise“. Es gebe grundsätzlich so viel Material im Land, wie auch bestellt werde. Weber erklärte diese Haltung des Ministeriums damit, dass es sich an die WHO-Richtlinien halte, und diese protokollieren nur eine minimale Menge aller in der ersten Welt verfügbaren Impfstoffe. „Daher wird das Ministerium aufgrund der wenigen Impfungen, die es verabreicht, nur geringe oder gar keine Engpässe haben“, so Weber.
Auf die Frage, ob somit jeder Namibier bei jedem staatlichen Arzt jederzeit eine gewünschte Impfung erhalten könne, gestand Kamaya aber ein, dass es derzeit keine vollständige Abdeckung gebe. Er verwies auf die Budgetgrenze des Gesundheitsministeriums, die nach dem Öffentlichen Beschaffungsgesetz (Public Procurement Act) bei 25 Millionen N$ liege. Daher sei das Ministerium nicht in der Lage, langfristige Verträge abzuschließen; diese müssten über die zentrale Beschaffungsbehörde Namibias (CPBN) abgewickelt werden. „Aufgrund der Schwierigkeiten bei der Vergabe dieser langfristigen Verträge durch das CPBN hat das Ministerium Überbrückungsmaßnahmen ergriffen, die aus Beschaffungsaktivitäten bestehen, um den kurzfristigen Bedarf zu decken“, so Kamaya. „Diese kurzfristigen Maßnahmen in Erwartung der Fertigstellung des CPBN haben das Ministerium in einen ständigen Zyklus von Notbeschaffungen versetzt, was nicht kosteneffizient ist und eine Herausforderung für die robuste Planung der Versorgung darstellt.“ Es werde erwogen, eine Ausnahme von den Beschränkungen des Gesetzes über das öffentliche Beschaffungswesen zu erhalten, die es dem Ministerium ermögliche, einen ausreichenden Vorrat für 12 Monate zu beschaffen, um die Sicherheit der Lieferkette zu stabilisieren und zu gewährleisten.
Bis diese verschiedenartigen Herausforderungen der Beschaffung von Impfstoffen und Medikamenten gelöst sind, sehen sich Patienten weiter durch eine lückenhafte Versorgungslage bedroht. Reisende, die zur Einreise in andere afrikanische Länder bestimmte Impfungen benötigen, müssen sich in der Zwischenzeit nach alternativen Impfmöglichkeiten umsehen – oder darauf hoffen, dass ihr Hausarzt noch Restbestände der betroffenen Impfstoffe im Hause hat.
Namibier, die sich gegen verschiedene Krankheiten impfen lassen möchten, könnten momentan mit leeren Händen und ungeimpft vom Arzt zurückkehren. Namibia erlebt aktuell einen massiven Mangel an Impfstoffen und weiteren medizinischen Produkten. Wie mehrere private Ärzte der AZ mitteilten, ist es für sie seit einiger Zeit unmöglich, bestimmte Impfstoffe, beispielsweise gegen Hepatitis A oder Typhus, zu beschaffen. Nach Angaben von Doktoren in Windhoek ist dies darauf zurückzuführen, dass ein Großteil der Impfstoffe und weiterer medizinischer Produkte aus Südafrika importiert werde, wo aufgrund der Energiekrise weniger produziert werde. Mehrere große Zulieferer in Namibia haben daher Lieferungen einzelner Stoffe eingestellt.
Auch der Vorsitzende der Medizinischen Vereinigung in Namibia (Medical Association of Namibia, MAN), Dr. David Weber, bestätigte einen „massiven Mangel bei vielen Impfstoffen“, und nicht nur das: Auch lebensnotwendige Medikamente seien betroffen, darunter Krebsmedikamente. Er führt die Engpässe auch auf die Abläufe in der medizinischen Regulationsbehörde Namibias (Namibia Medicines Regulatory Council, NMRC) zurück, welche für die Belieferung medizinischer Stoffe in Namibia zuständig und „Teil des Problems“ ist. Laut Weber erfordert der NMRC, dass alle Medikamente in Namibia aufwändig registriert werden müssen, was nur einen winzigen Teil des Bedarfs der SADC, geschweige denn des afrikanischen Bedarfs ausmache. „Die großen internationalen Unternehmen ziehen sich aufgrund des langwierigen Zulassungsverfahrens einfach aus Namibia zurück und überlassen es den örtlichen Behörden, die benötigten Medikamente oder Substanzen zu beschaffen.“
Vielschichtige Herausforderungen
Laut Weber verschärft das die Knappheit medizinischer Stoffe in Namibia weit über Impfstoffe hinaus: „Das Debakel der NMRC führt dazu, dass viele unserer Krebsmedikamente und Impfstoffe für die namibische Bevölkerung nicht ohne weiteres verfügbar sind.“
Der große namibische Medikamentenzulieferer Geka Pharma äußerte auf Anfrage der AZ, die Herstellung und der Vertrieb von Impfstoffen unterlägen weltweiten Beschränkungen. „Die Gründe für die Einschränkungen und die daraus resultierenden Engpässe sind vielschichtig“, so Nardia Coetzee, Geschäftsführerin und Pharmazeutin von Geka. „Die Hauptgründe für die Engpässe in Namibia sind veränderte Vertriebskanäle, höhere Nachfrage, Herstellungs- und Produktionsprobleme einschließlich Produktionsunterbrechungen, unzureichende Lagerbestände, und dass die meisten Impfstoffe aus Europa importiert werden.“ Die Hersteller wollten Impfungen in Namibia aber unterstützen, indem sie den Zugang zu wichtigen Impfstoffen ermöglichten.
Ministerium sieht keine Probleme
Bei dem namibischen Gesundheitsministerium stießen Fragen zum Mangel an Impfstoffen und Medikamenten derweil auf taube Ohren. Der Pressesprecher des Ministeriums, Walters Mashazi Kamaya, sagte auf Anfrage der AZ, es bestehe von staatlicher Seite bei Impfstoffen „keinen Mangel und keine Krise“. Es gebe grundsätzlich so viel Material im Land, wie auch bestellt werde. Weber erklärte diese Haltung des Ministeriums damit, dass es sich an die WHO-Richtlinien halte, und diese protokollieren nur eine minimale Menge aller in der ersten Welt verfügbaren Impfstoffe. „Daher wird das Ministerium aufgrund der wenigen Impfungen, die es verabreicht, nur geringe oder gar keine Engpässe haben“, so Weber.
Auf die Frage, ob somit jeder Namibier bei jedem staatlichen Arzt jederzeit eine gewünschte Impfung erhalten könne, gestand Kamaya aber ein, dass es derzeit keine vollständige Abdeckung gebe. Er verwies auf die Budgetgrenze des Gesundheitsministeriums, die nach dem Öffentlichen Beschaffungsgesetz (Public Procurement Act) bei 25 Millionen N$ liege. Daher sei das Ministerium nicht in der Lage, langfristige Verträge abzuschließen; diese müssten über die zentrale Beschaffungsbehörde Namibias (CPBN) abgewickelt werden. „Aufgrund der Schwierigkeiten bei der Vergabe dieser langfristigen Verträge durch das CPBN hat das Ministerium Überbrückungsmaßnahmen ergriffen, die aus Beschaffungsaktivitäten bestehen, um den kurzfristigen Bedarf zu decken“, so Kamaya. „Diese kurzfristigen Maßnahmen in Erwartung der Fertigstellung des CPBN haben das Ministerium in einen ständigen Zyklus von Notbeschaffungen versetzt, was nicht kosteneffizient ist und eine Herausforderung für die robuste Planung der Versorgung darstellt.“ Es werde erwogen, eine Ausnahme von den Beschränkungen des Gesetzes über das öffentliche Beschaffungswesen zu erhalten, die es dem Ministerium ermögliche, einen ausreichenden Vorrat für 12 Monate zu beschaffen, um die Sicherheit der Lieferkette zu stabilisieren und zu gewährleisten.
Bis diese verschiedenartigen Herausforderungen der Beschaffung von Impfstoffen und Medikamenten gelöst sind, sehen sich Patienten weiter durch eine lückenhafte Versorgungslage bedroht. Reisende, die zur Einreise in andere afrikanische Länder bestimmte Impfungen benötigen, müssen sich in der Zwischenzeit nach alternativen Impfmöglichkeiten umsehen – oder darauf hoffen, dass ihr Hausarzt noch Restbestände der betroffenen Impfstoffe im Hause hat.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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