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TB unter den San „eine tickende Zeitbombe“

Tsumkwe und Mangetti Dune von medikamentenresistenter Tuberkulose betroffen
Eine Untersuchung von Amnesty International zeigt, dass die Prävalenz von medikamentenresistenter Tuberkulose in den Regionen um Tsumkwe und Magnetti-Dune durch strukturelle soziale Faktoren bedingt ist. Das Elend ist auch eine Folge der politischen und historischen Missachtung.
Katharina Moser
Von Katharina Moser, Windhoek

Dass Tuberkulose in ganz Namibia verbreitet ist, ist den meisten Menschen bekannt. Doch auf die Tatsache, dass unproportional viele San-Mitglieder bei Tsumkwe und Mangetti-Dune an medikamentenresistenter Tuberkulose (MDR) erkrankt sind, hat ein Bericht von Amnesty International nun ein Schlaglicht geworfen. Ein Wissenschaftlerteam der Menschenrechtsorganisation stellte gestern seine Informationen vor, nachdem sie in der vergangenen Woche Namibia bereist hatten, um die Ergebnisse ihrer Studie aus dem Jahr 2021 neuauszuwerten. „In den Regionen um Tsumkwe und Mangetti-Dune sehen wir ein Epizentrum schlimmer Formen von Tuberkulose, die gegen mehrere Medikamente resistent sind. Diese Entwicklung ist vor allem durch die große Armut und soziale Strukturen in der Gegend bedingt“, sagte Mandipa Machacha von Amnesty International für das Südliche Afrika. Die Vertreter der Organisation haben über das vergangene Jahr hinweg die historischen, sozialen und politischen Faktoren untersucht, die zur Prävalenz von MDR geführt haben.

Sozialschwaches Umfeld

Aus sozialer Sicht sind vor allem ein Mangel an Bildung, Einkommensmöglichkeiten, Unterkünften, Hygiene sowie hohe Ernährungsunsicherheit entscheidend. Wie Machacha betont, können Tuberkulose-Medikamente nur zusammen mit Nahrung eingenommen werden – dafür müssen den San aber auch genügend Lebensmittel zur Verfügung stehen. „Ich habe meine Medikamente, aber seit drei Tagen nichts gegessen – daher kann ich sie nicht nehmen“, soll eine San-Frau den Forschungsbeauftragten gesagt haben. Unterbrochene Medikamenteneinnahme führt oft dazu, dass sich eine Resistenz ausbildet. Hinzu kommt ein Mangel an festen Unterkünften: Wenn Großfamilien von bis zu 15 Menschen in einer Hütte lebten, sei bei einem Erkrankten das Anstecken der Familienmitglieder unausweichlich, so Machacha.

Ein weiterer Faktor ist der Mangel an Gesundheitseinrichtungen. Es fehlt an Personal und Ausstattung, und für viele San ist die nächste Klinik zu weit entfernt, um sie zu erreichen. Sprachbarrieren, zwischen Krankenpflegern, die kein San sprechen, sowie teils direkte Diskriminierung erschweren ein Eindämmen der Tuberkulose weiter. Regierungsbeamte wiederum ziehen in ihren Entscheidungen zu selten die Lokalbevölkerung zu Rate, wodurch Regierungsprogramme oft nicht an die Bedürfnisse und Verhältnisse vor Ort angepasst sind.

Schritte nach vorne

Als Reaktion auf den Amnesty International-Bericht vom vergangenen Jahr hatte das Gesundheitsministerium einen strategischen Plan ausgearbeitet, um Maßnahmen gegen das Elend zu ergreifen, die teils auch bereits gefruchtet haben. Die Forschungsbeauftragen haben in der vergangenen Woche die Situation neu ausgewertet: In Tsumkwe werden durch bessere Diagnoseanstrengungen inzwischen mehr Fälle festgestellt, allerdings immer noch kaum Follow-Ups durchgeführt. Auch Corona hat viele Entwickungen gebremst; die Ausstattung ist begrenzt. In Mangetti Dune gibt es zwar eine Klinik, aber keinen Arzt mehr. Die Entfernungen für die Gemeindemitglieder sind groß. Die Ambulanzen wiederum sind überlastet: „In Notfällen müssen sie oft entscheiden, ob sie einer gebärenden Mutter oder einem sterbenden TB-Patienten helfen wollen“, so Machacha. Bei diagnostizierten Fällen werden außerdem keine Kontakte nachverfolgt. „Diese Kombination aus XDR-, MDR- und ‚normalen‘ TB-Patienten ist eine tickende Zeitbombe.“

In der Umsiedlungsgemeinde Drimiopsis herrscht enormer Nahrungsmittelmangel. Es gibt keine Klinik: Der Transport zur nächstgelegenen in Gobabis kostet 120 N$. Ein enormes Problem jedoch, das alle Regionen vereint, ist die Tatsache, dass Krankheitsfälle nicht isoliert werden, nicht einmal in der Klinik selbst. Erkrankte leben genau wie zuvor weiter in ihrer Gemeinschaft. Dr. Nunurai Ruswa vom National Tuberculosis and Leprosy Programme (NTLP) des Gesundheitsministeriums stellt jedoch klar, dass diese Sonderregelung dort auf Wunsch der San selbst gelte, da für sie eine Isolation nicht praktikabel sei. Ihm zufolge habe man in Tsumkwe dieses und vergangenes Jahr 11 000 Menschen auf Tuberkulose untersucht und 129 neue, bisher unentdeckte Fälle ausfindig gemacht. Die Klinik in Tsumkwe habe inzwischen die beste Ausstattung zur Tuberkulosebehandlung im ganzen Land, so Ruswa. Es sei außerdem, gemäß der strategischen Ziele, gelungen, die nomadischen und halbnomadischen Gruppierungen in den Regionen Kunene, Sambesi, Otjozondjupa und Kavango zu kartieren. In den nächsten drei Monaten wolle man zudem einen Folgestrategieplan entwickeln, um die Situation weiter zu entschärfen. „In fünf Jahren werden wir zumindest in Tsumkwe ganz anders über Tuberkulose reden als heute.“

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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