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Das Wahljahr aus namibischem Winter beschaut

Am Wendekreis des Steinbocks stehen wir kurz vor der Wintersonnenwende. Die Tage sind mild, frischkühl mit königsblauem Himmel und einer Klarsicht, die Du jedem Politiker mit Machtanspruch und dem mündigen Wählervolk wünschen möchtest. Und die kalte sternklare Nacht lässt sich in funkelnder Fülle noch steigern, indem Du Dich mit jedem Zehnkilometerschritt von der lichtdurchfluteten Hauptstadt entfernst. Die Milchstraße rückt näher. Da entsteht die Versuchung, einer besonderen Person einen Stern vom Himmel zu holen. Da sind mos unendlich stief übrig.

2024 is sommer an drei relevanten Flecken 'n besonderes Wahljahr. Im Lande der Braven und Bravourösen sind wir am Mittwoch, 27. November, dran. Die Südafrikaner ham grad gewählt und die Europäische Union hat auch ein neues Wählermandat geholt. Alle drei Szenarien sind für uns in aufgezählter Reihenfolge wüst wichtig in einer Zeit, die aus den Fugen gerät. ,,Time is out of joint“ heißt es in einem der Dramen von Willy Shakespeare. Israel/Gaza, Russland/Ukraine, Sudan, China/Taiwan-China et cetera – Konfliktherde en masse. Wir kommen unten kurz auf die Wahlen zurück.

Schwein im Schlaf

Der berstenden Weltkulisse mit Totschlag, Vernichtung, Vertreibung und Millionen von Flüchtlingsströmen ham irische Forscher den Rücken gekehrt, um nich zu sagen den Mittelfinger gezeigt. – Nebenbei. Leser, die bei den Forschern hier den Unterschied zwischen Mannsen und Weibsen vermissen, mögen den beliebig gern selbst hinzufügen. – Also, die irischen Forscher ham sich an 'ne muhrsch wissenschaftlich unverfängliche Untersuchung gemacht. Bei Wildschweinen ham die sowahr die Schlafstörung im Sommer und im Winter abgelauscht! 'ne gekonnte Ablenkung von der maroden Weltpolitik, oder wie? Der Befund wurde im Fachjournal der British Royal Society veröffentlicht: ,,Im Sommer is der Schlaf von Wildschweinen fragmentierter (sic) und von schlechter Qualität im Gegensatz zum Winter.“ Nach den Wahlthemen können wir zu den Wild-, nein zu unseren Warzenschweinen zurückkehren.

Bei den Wahlen

Unsere eigenen Wahlen sind in diesem Jahr besonders spannend, denn zum ersten Mal kandidiert die Partei, die sich für die Größte aller Zeiten hält, mit einer Präsidentschaftskandidatin. Zuvor wollen parteiinterne Gegner noch einen Sonderparteitag erzwingen, den die Führung jedoch auf 2025 verschoben hat. Swapo-Genosse Reinhold Shipwikineni und Mitläufer verklagen die Parteispitze vor Gericht, weil die Verschiebung gegen die Parteiverfassung verstoße. Das Gericht muss noch entscheiden. Die SWA Volksorganisation wird aber 'n paar Federn lassen müssen.

Und nach der Wahl in der Kaprepublik? Da is biekie Licht in den Tunnel gekommen. Denn Omupräsidente Cyril Ramaphosa isses gelungen, mit seinem 40-Prozent-Wählermandat eine nationale Einheitsregierung zu bilden. Dass die Democratic Alliance (DA) mit einem 21-Prozent-Mandat mit dem ANC in die Exekutive einzieht, weckt Hoffnung auf wenigstens etwas Neubeginn. Aber wir dürfen dabei net nich vergessen, dass die 40% bei dem ANC verbliebener Wähler Menschen sind, die mit jeglicher Korruption, Kleptomanie und State Capture (der Staat als Beute) bei ihrer Parteispitze zufrieden sind. Das hat die Gefolgschaft des ANC unter Jacob Zuma viele Jahre lang zustimmend oder achselzuckend hingenommen und unterstützt. Die Democratic Alliance, die sich Gott sei Dank als Provinzregierung im Westkap schon bewiesen hat, muss jetzt neben dem ANC Stehvermögen zeigen. Selbst ANC-Comräds dürften sich mit neuen politischen Partnern einem besseren Werteverständnis zuwenden, das Südafrika verdient. Das spielt für uns 'ne wüste Rolle. Die Kaprepublik is immer noch der große Bruder Namibias. Die wirtschaftliche und kulturelle Verflechtung mit und zwischen Windhoek, Kapstadt und Johannesburg is mindestens so wie zwischen Berlin und Wien.

Und bei der EU-Wahl?

Und da sind wir bei den jüngsten Wahlen der Europäischen Union angekommen, die alle fünf Jahre abgehalten werden. Diesmal übrigens ohne Brexit-Exit-Engländer. Die deutschen, französischen und italienischen Wähler ham der EU 'nen Rechtsruck gegeben, besser gesagt, 'nen konservativen Stoß verliehen. Denn was is heute eigentlich links, grün und rechts? Was grün, Mitte und links is in Deutschland, sind heute Waffenbrüder und Kriegstreiber in zwei Kriegsschauplätzen. Was rechts und konservativ is – in Frankreich und Italien ähnlich – verbeißt sich in die Migrationsfrage von Flüchtlingen, Migranten und Asylanten, die Europa bedrängen. Die Alternative für Deutschland (AfD), von den teutschen Main-Stream-Medien dämonisiert, von den Schweizer Medien analysiert, hat bei der EU-Wahl 15,9% der deutschen Stimmen abgegeben und 15 Sitze erobert (Zugewinn 6 Sitze). Die CDU/CSU hat 29 Sitze, Olaf Scholzens SPD is mit 14 Sitzen, (zwei verloren) unter die AfD gerutscht und die Grünen haben es nach einem Verlust von 9 (neun) Sitzen noch auf 12 Sitze geschafft. Frankreichs Präsident Macron hat mit seiner Renaissance-Partei nur 14,6% der französischen Stimmen eingebracht. Die konservative ,,Rassemblement National“ hat dagegen 31,3 % erreicht. Macron hat darauf für Frankreich Neuwahlen ausgerufen.

In Diffamierung erstarrt

Und die teutschen Mainstream-Medien und Moderatoren? Die verharren in ihrer Blase, spucken Gift und Galle gegen Millionen Mitbürger, die sich neu orientieren, derweil den Grünen und der SPD die Wähler davonlaufen. Sie sind außerstande, mit der AfD 'nen sachlichen politischen Diskurs zu führen. Die labern über und nich mit den Alternativen. Da gibt's 'ne Ausflucht. Die klammern sich an Diffamierung. Und wenn ihnen die Argumente ausgehen, Eureka! Da is mos noch die Nazikeule und die Hitlerleiche, die sie mit sich rumschleppen, um sie gegen den inneren Feind schleudern zu können! Wrachtach, das ham se moi bei Wladimir Putin abgeguckt. Wenn dem die Argumente gegen die Ukrainer Zelenskys ausgehen, beschimpft er seine Nachbarn als Nazis, 80 Jahre nach der Nazi-Besetzung Russlands und der Ukraine. Wrachtach, nich zu glauben, auf dem Niveau sind die teutsch-korrekten Main-Stream-Medien angelangt.

Zurück ins Land der Braven und Bravourösen. Jetzt in der Winterfrische gehören Biltong mit Fettrand und ein KWV-5-Jahre Brandy auf den Tisch!

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-22

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