Hage Geingob im Umgang mit der Landreform
In diesen Tagen der Würdigung, der Nachlese, der Huldigung, der Hommage und der Laudationes des verstorbenen Präsidenten Geingob rückt manch unbekanntes Detail aus der Peripherie in den Blickpunkt. Is noch ´ne Nische übrig, die in den Nachrufen aus der Nation der Hinterbliebenen ausgeleuchtet werden muss? Später werden sich Historiker und ihre Geschichtsststudenten in Abhandlungen und Magisterschriften mit der Ära Geingob beschäftigen. Dann kommen Fragen dran, die jetzt während der formalen Trauertage unangerührt bleiben. Zum Beispiel die Frage, inwiefern der Präsident ein Mitwisser der kolossalen, mehrere Jahre dauernden Korruption im Fischereiministerium war. Oder wie gut war er von den Tätern abgeschirmt? Als der Sender Al Dschasira – so die deutsche Rechtschreibung von Al Jazeera – die vermeintlichen Fischvrott-Täter entlarvt hatte, is Geingob nich als ihr Apologet eingetreten, sondern hat er die Verlegenheit – schließlich wurden zwei seiner Jungs aus seinem handverlesenen Kabinett belangt – der Justiz, der Rechtsprechung überlassen.
Just von Al Dschasira wurde in diesen Tagen ein Interview im Originalton wieder ausgestrahlt, das ein versierter Journalist dieses Senders mit Präsident Geingob über den Dauerbrenner der Landreform und die überkommenen Besitzverhältnisse der Ländereien in Namibia geführt hat. Bei den Fragen hat der Journalist wie oft üblich bei diesem Thema veraltete Statistiken und Klischees des schwarz-weißen Grundbesitzes im kommerziellen Farmgebiet verwendet und die Kommunalgebiete aus der Gesamtgleichung ausgegrenzt oder ignoriert, um den Präsidenten implizit zu drängen, kraft seiner Exekutivbefugnis zu intervenieren, mit der Anspielung, warum er denn in dieser Sache noch nichts unternommen habe.
In der Wiedergabe dieses Interviews hat Geingob dem Interviewer gelassen beigebracht, dass ihm der Durchblick fehle. Der Journo musste erfahren, dass man in Namibia zwischen „Land“ einerseits und Grundbesitz andererseits unterscheidet, wobei Grundbesitz in der Verfassung und in Gesetzten verankert bleibt. Geingob hat ihm auch beigebracht, dass die fünf Westmächte in ihrer Anleitung zur namibischen Verfassung in den 80-iger Jahren dem Grundbesitz besondere Bedeutung beigemessen haben, was die Verfassungsväter unter Vorsitz von Geingob beibehalten haben. Um dem Al Dschasira-Fritzen beizubringen, dass er, Geingob, mit den Verhältnissen von Grund und Boden engstens vertraut war, sagte er: „Ich bin auf einer weißen Farm geboren und habe später in selbiger Gegend meine eigene Farm erworben.“ Damit war das Interview beendet.
Etliche Jahre zuvor während der Periode als Geingob im Kabinett Nujoma Premierminister war, hat er den Diktator von Simbabwe, Comräd Boppa Mugabe, einmal in Ondangwa empfangen. Mugabe war gekommen, um ein neues Hotel einzuweihen, das Simbabwe wesentlich mitfinanziert hatte. Im Verlauf des Einweihungszeremoniells ergriff Mugabe das Wort und ermutigte Geingob explizit, die gleiche „rapide Landreform“ zu befolgen, wie sie in Simbabwe gerade durchgeführt wurde. Im Klartext hieß das damals, dass Mugabes Terrormiliz weiße Farmer, Bürger des Landes, von ihrem Grundbesitz vertrieb, ohne Entschädigung, versteht sich. Von einem Agrarexportland is Simbabwe dann mos Empfänger ausländischer Nahrungsmittelhilfe geworden und die galoppierede Inflation setzte ein, von der sich Simbabwe auch unter Emmerson Mnangagwa noch nich erholt hat.
Geingob hörte sich Mugabes Ratschläge stillschweigend an, mit gelassenem Flunsch ohne Widerspruch. Er dankte dem Gast für seine Rede, ohne auf das Bodenthema einzugehen. Eine Person mit Maß und taktischem Gespür.
Just von Al Dschasira wurde in diesen Tagen ein Interview im Originalton wieder ausgestrahlt, das ein versierter Journalist dieses Senders mit Präsident Geingob über den Dauerbrenner der Landreform und die überkommenen Besitzverhältnisse der Ländereien in Namibia geführt hat. Bei den Fragen hat der Journalist wie oft üblich bei diesem Thema veraltete Statistiken und Klischees des schwarz-weißen Grundbesitzes im kommerziellen Farmgebiet verwendet und die Kommunalgebiete aus der Gesamtgleichung ausgegrenzt oder ignoriert, um den Präsidenten implizit zu drängen, kraft seiner Exekutivbefugnis zu intervenieren, mit der Anspielung, warum er denn in dieser Sache noch nichts unternommen habe.
In der Wiedergabe dieses Interviews hat Geingob dem Interviewer gelassen beigebracht, dass ihm der Durchblick fehle. Der Journo musste erfahren, dass man in Namibia zwischen „Land“ einerseits und Grundbesitz andererseits unterscheidet, wobei Grundbesitz in der Verfassung und in Gesetzten verankert bleibt. Geingob hat ihm auch beigebracht, dass die fünf Westmächte in ihrer Anleitung zur namibischen Verfassung in den 80-iger Jahren dem Grundbesitz besondere Bedeutung beigemessen haben, was die Verfassungsväter unter Vorsitz von Geingob beibehalten haben. Um dem Al Dschasira-Fritzen beizubringen, dass er, Geingob, mit den Verhältnissen von Grund und Boden engstens vertraut war, sagte er: „Ich bin auf einer weißen Farm geboren und habe später in selbiger Gegend meine eigene Farm erworben.“ Damit war das Interview beendet.
Etliche Jahre zuvor während der Periode als Geingob im Kabinett Nujoma Premierminister war, hat er den Diktator von Simbabwe, Comräd Boppa Mugabe, einmal in Ondangwa empfangen. Mugabe war gekommen, um ein neues Hotel einzuweihen, das Simbabwe wesentlich mitfinanziert hatte. Im Verlauf des Einweihungszeremoniells ergriff Mugabe das Wort und ermutigte Geingob explizit, die gleiche „rapide Landreform“ zu befolgen, wie sie in Simbabwe gerade durchgeführt wurde. Im Klartext hieß das damals, dass Mugabes Terrormiliz weiße Farmer, Bürger des Landes, von ihrem Grundbesitz vertrieb, ohne Entschädigung, versteht sich. Von einem Agrarexportland is Simbabwe dann mos Empfänger ausländischer Nahrungsmittelhilfe geworden und die galoppierede Inflation setzte ein, von der sich Simbabwe auch unter Emmerson Mnangagwa noch nich erholt hat.
Geingob hörte sich Mugabes Ratschläge stillschweigend an, mit gelassenem Flunsch ohne Widerspruch. Er dankte dem Gast für seine Rede, ohne auf das Bodenthema einzugehen. Eine Person mit Maß und taktischem Gespür.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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