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In diesem August Gesökkel um Klarsicht

Als die Sonne auf dem namibischen Hochplateau am vergangenen Freitag und Samstag früh morgens gesökkelt hat aufzusteigen, sich angestrengt hat, am dichtgrau verhangenem Himmel eine Bahn zu brechen, sind manche Leut in Weltuntergangsstimmung verfallen, einer Sonnenfinsternis ähnlich. Die trocken-kalte Winterluft bietet in der Regel gestochen scharfe Klarsicht, dass die Berge zum Greifen näherrücken. Aber jetzt waren die Auas-Berge von der Hauptstadt aus überhaupt nich zu sehen. Piloten ham an dem Tag gemeldet, dass sie von oben überhaupt keinen Durchblick hatten. In der Landesmitte war keinerlei Veldbrand gemeldet. Und die dicht-grauen Schwaden hatten mit vermuteter Feuchtigkeit nix zu tun, die mitunter mit nebligen Ausläufern einer Kapschen Kaltfront über die Namib-Dünen bis ins Khomas Hochland eindringt.

Also was is los? Bis die Meteorologen in den phänomenal dick-grauen Dunst Klarheit gebracht ham. Länder-deckende Rauchschwaden sind aus Zentralafrika eingedrungen. Sie stammen von den saisonalen Gras- und Waldbränden tropischer Breiten, wo sie ansonsten von den Winden fortgeblasen werden. Aber diesmal waren die fast windstillen Witterungsverhältnisse vom Äquator bis zum Wendekreis des Steinbocks auf Inversion eingestellt, so dass sich der Feinstaub der Rauchschwaden derart verdichtet hat, dass Du das schwach schimmerndeTagesgestirn mit bloßem Auge direkt ohne Pein und Gefahr anschauen konntest.

Trotzdem war unsere Luft ohne Qualm, Geruch und Bedrohung noch immer fein genießbar. Aber der bedrohlich graue Vorhang hat uns einen optischen Eindruck verschafft, wie es in den urbanen Megapolis-Zentren wie Neu Delhi, Peking und Mexiko-Stadt aussieht, wenn dort infolge konzentrierter industrieeller und Abgasverschmutzung die Behörden den Leuten nachdrücklich die Ausgangssperre anraten oder gar verhängen. Denn die dortige Luftverschmutzung is derart intens und toxisch, dass der Mensch, der da ´nen Tag im Freien verbringt, soviel Dreck einatmet wie ´n Kettenraucher, der in gleicher Zeit per Lungenzug den Qualm von 30 filterlosen Glimmstengeln inhaliert.

Die Rauchschwaden ham sich teils verzogen und wir ham wieder mehr Klarsicht, die wir im anlaufenden Wahlkampf muhts noch brauchen.

Werbung auf Irrwegen

In unserer Konsumkultur und Wegwerfgesellschaft, schwatzt die Werbung Dir stief Artikel auf. Da musste wrachtach moi aufpassen. Auf der Hut sein, dass Du nich mit unnötiger Ware nach Hause gehst. Und die Geschäfte locken gerade zum Monatsende mit Speschills, wohl wissend, dass der Kunde, der oder die auf das Sonderangebot eingeht, etliche andere Artikel mitnimmt, die nich im Sonderangebot stehen. Und Du musst auch moi tjecken, dass Du von seriösen Supermärkten nich veräppelt wirst.

Kunden von W Brock wurden letzthin mit dem Schlappriem gefangen.

In der Werbebroschüre, die zum Monatsende um Pay Day ´rum usw mit den Zeitungen auf den Tisch flattert, bietet W Brock ´n moies Speschill an, nämlich ein Kilogramm Kornflocken, Corn Flakes, auch Poust Tousties genannt, zu ca N$ 47,99. Jesslaik, das klingt so gut, das scheint kaum wahr zu sein. Der Kunde holt also 2 Packungen von je @ 1 kg dieser Heartland-Kornflocken aus dem Regal.

Weil´s des Öfteren vorkommt, dass die Läden Speschills annoncieren, aber ihre Kassen nich informieren, hält der Käufer sicherheitshalber schon das Zeitungsblatt bereit, wo der Sonderpreis unter W Brock schwarz/weiß und bunt abgedruckt is. Und er hat recht: die Kassiererin drückt nich den feinen Preis, der im Blatt steht. Sie verlangt N$73,99 pro kg-Packung, also amper das Doppelte von dem, was W Brock in der Zeitung anpreist. Die Kassiererin is erstmal ratlos, denn der Cäschbox-Comuter liest eben nur einen Preis. Und der Kunde lässt den Vormann, meinetwegen den Manager, rufen. Der kommt und löst das Verwirrspiel immer noch nich. Denn, so erklärt der, W Brock-Supermärkte zerfallen nach Identität, Bränding und Logo jetzt nämlich in zweierlei Klassen, in W Brock-Läden und W-Fresh-Läden – frech is wahrscheinlich nich gemeint. Und die Werbung bedient die zwei Klassen getrennt. Die W Brock-Läden findste in den westlichen Wohnvierteln von Ovenduka wie Khomasdal usw. und die W-Fresh-Läden in //Ai-/Gams im Osten usw.

Endlich fällt beim Kunden der Groschen. Er/Sie folgert also: In den Schicki-Micki-W-Fresh-Läden musste net nich nach annoncierten Speschills suchen, selbst wenn die auf einem Woermann-Brock-Zeitungsblatt stehen.

Im Vorübergehen musste auf noch `ne W Brock-Grille achten. Die großen Supermärkte bieten ihren Konsumenten Kundenkarten, auf denen der Konsument beim Einkauf Kreditpunkte sammelt. Kommt der Windhoeker mit seiner W Brock-Kundenkarte nach Tsôaxhaobmund und zückt beim Einkauf im dortigen W Brock-Laden seine Kundenkarte, schaut die Kassiererin ihn an wie ´nen Schrank: „Nöh, die W Brock-Karten von Ovenduka nimmt der W Brock-Laden in Tsôaxaobmund nich.“

Windhoeker und Swakopmunder! Irgendwie klingt das bekannt. Ähnliches hat sich huka bei den Wissenschaftlichen Gesellschaften von Ovenduka und Tsôachaobmund abgespielt. Die waren mal eins, dann ham se sich entzweit. Und so fahr´n se fort. Manch Inländer is Mitglied von beiden und schafft so wieder Verbindung.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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