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Die Tsumeb-Mine, hier der stillgelegte Förderturm des De Wet-Schachts, rückt in Berlin in den Brennpunkt. Neue Erkenntnisse. Otjiperendero: AZ-Archiv
Die Tsumeb-Mine, hier der stillgelegte Förderturm des De Wet-Schachts, rückt in Berlin in den Brennpunkt. Neue Erkenntnisse. Otjiperendero: AZ-Archiv

In Wein und Stein nun die Wahrheit ...

Jong, unvermittelt gerät die Tsumeb-Mine – vom Humboldt-Forum in Berlin zur „Otavi-Mine“ umbenannt – in den Mittelpunkt einer Ticketveranstaltung in der deutschen Hauptstadt. Gegen 5 Euro, ermäßigt 2,5 Euro, und mit Maulbinde, vorgeschrieben nach Patent FFP 2, sowie bei Beachtung aller Corona-Protokolle, biste voll dabei: Die Veranstaltung läuft am Mittwoch, 27. April 2022 von 18 bis 19 Uhr. Das Thema lautet „Ein Objekt, viele Fragen – Minerale aus Tsumeb“.

In der Ankündigung sind schöne Mineralienstücke abgebildet, so dass der Interessent sich auf ´nen mineralogischen Vortrag einstellt. Der weitere Begleittext erkennt die Schönheit der Mineralien auch an, lenkt die angesagte Stoßrichtung des Vortrags jedoch auf das Thema sozio-politischer Verhältnisse der lokalen Minengeschichte. Besitzverhältnisse, das System der Kontraktarbeit, Tarifstrukturen, Tsumeb in der Arpartheidszeit,

destruktive Streiks usw. sind durchaus Themen, die Aufarbeitung verdienen. Eine begeisterte Besucherin hat Tsumeb schon einmal als denkwürdig-anschauliche Industrieruine aufgebarbeitet. Die Referenten des Humbold-Forums machen ihre Vorgehensweise fairerweise von Anfang an klar.

Jesslaik, Tsumeber und andere Namibier werden wüst erstaunt sein, welch polit-historische Bedeutung die Mineralienproben der Kupfermine jetzt erlangen, die vom Bergbauinstitut von Freiberg am Erzgebirge bis nach Berlin und in einzelnen namibischen Vitrinen aufzuspüren sind. In etlichen anschaulich mineralogischen Fachbänden behaupten die Autoren sogar, dass die Grube von Tsumeb nich nur die schönsten sondern auch die untershiedlichsten Gesteinsformen geliefert hat.

Die Referenten wollen mit den Tsumeb-Mineralienen endlich mal etwas im herrrschenden Zeitgeist aufarbeiten. So kündigen sie an: „ ... doch hinter den Gesteinsproben verbirgt sich die drastische Gewaltgeschichte des deutschen Kolonialismus: Zwischen 1884 und 1915 der Otavi-Mine im heutigen Namibia entnommen, stehen die Minerale im unmittelbaren Zusammenhang mit deutscher Kolonialpolitik, der Ausbeutung von Mensch und Natur zu Zwecken der deutschen Industrialisierung und dem Völkermord an den Herero und Nama.“ Die zwei Referenten schicken sich an, „ ... über die Kontinuität kolonialer Gewalt zu sprechen. Nicht nur nämlich zeugen die Gesteine von der kolonialen Vergangenheit: Vielmehr, so betonen die beiden, erhalten die Gesteinsproben in wissenschaftlichen Sammlungen koloniale Macht bis heute aufrecht. Dem Gespräch werden die Minerale daher als spekulative Zeuginnen dienen, mit deren Hilfe den komplexen Geschichten der Ent- und Aneignung afrikanischen Wissens, rassistischer Ausbeutung, andauernder Umweltzerstörung und (Umwelt-)Rassismus nachgespürt werden können“.

Aus den Dogmen der Vorankündigung lässt sich leicht ableiten, dass die Darbieter des Themas überzeugt sind, dass in den wissenschaftlichen Sammlungen, die aus der deutschen Kolonial- und der südafrikanischen Mandatszeit stammen, „koloniale Macht bis heute“ aufrecht erhalten wird. Damit isses nich verwunderlich, dass die Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft (NWG) aus Kreisen in Deutschland, die sich der Beseitigung der Amnesie – aktuelles Modewort – d.h. Gedächtnisverlust der Ovandoitjie, verschrieben haben, angefeindet wird. Denn gerade hier sind viele wissenschaftliche Sammlungen in Druck, Stein und Film für Gegenwart, Nachwelt und Forschung vorhanden. Die Amnesie soll nämlich nich durch grundlegende Sachkenntnis sondern durch eine moralische Kommandohöhe und alleinige Deutungshoheit ersetzt werden, die ihresgleichen noch nich gefunden hat. Deshalb werden die Mineralien vorsorglich schon einmal mit dem Genozid-Dogma aufgemischt.

Aber ´s kommt noch besser. Auch die deutsche Sprache erfährt hier von Revisionisten eine Korrektur. Das Mineral, in der Einzahl sächlich, mutiert in der Mehrzahl zum weiblichen Geschlecht: „ ... die Minerale (dienen) daher als spekulative Zeuginnen ...“ Mach kein´ Fout! Der transvestitische Genderfimmel greift nun auch auf leblose Materie über, was die Mitarbeiter*Innen des Forums demnächst wohl durch Binnen*sternchen dokumentieren werden.

Jesslaik, wir wär´n wüst gern bei dem Vortrag dabei. Wir müssten uns aber erst über die Masken-Norm der Deutschen kundig machen, denn im Lande der Braven und Bravourösen hat sich manch Wellblechdeutscher sommer so ´ne Augenbinde aufs Maul gerückt, die ´ne Fluglinie dem Passagier an Bord eigentlich zur Überrückung des Nachtflugs verteilt hat.

Ergänzend zu in vino veritas kommen wir jetzt mit gebildeten Humboldti(ndi)anern auf in lapis veritas.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-25

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