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Kratzbüsche und Kröten künden den Frühling an

Nach den letzten kalten Tagen – es sei denn, die Eisheiligen stellen sich im September noch mal ein – is an den Mika-Klippen auf dem Khomas Hochland, an den Hängen von Ovenduka und im weiteren Inland der namibische Lenz ausgebrochen. Diverse Kratzbüsche, allen voran der Hakendorn, sodann die Kerzenakazie und vereinzelt schon der Kameldorn schmücken sich mit saisonalem Optimismus, dass ihre Dornenkätzchen und Blütenbällchen nich umsonst aus- und aufgebrochen sind. Der Regen wird sich später mos „termingemäß“ einstellen. Den dornlosen Wurmrindenbaum nich zu vergessen, dessen feinfasrige Vanilleblüte mit den langen Wimpern die Kätzchen der Akazien iesie übertrumpft.

In der ersten milden Nacht

Und im Klein-Windhoek-Rivier bei Brakwater und Elisenheim am Rinnsal halbgeklärten Wassers quaken in der ersten milden Nacht die Kröten. Aus feuchtem Unterschlupf grölen sie in den namibischen Frühling hinein. Wohlgemerkt, die sind katholisch, denn im Bass rufen die „Papst! Papst! Papst!“ Die Lutheraner kommen erst später hinzu, wenn es gut geregnet hat, um als Tenöre „Luther-Luther-Luther!“ zu trällern.

Wir kommen noch mal darauf zurück, dass unsere Botaniker beim Wurmrindenbaum in der Benennung nur seine Bedeutung im Kampf gegen bleddy Darmparasiten hervorheben, anstatt die Blüte zu besingen. Die Buren heben in der Namensgebung neben der Arzneiwirkung immerhin hervor, dass der Baum wider Erwarten nich zu den Kratzbüschen gehört. Mit seinen hitze- und dürre-resistenten, feinen Blättchen sieht er wie 'ne Akazie aus, hat aber keine Dornen. Deshalb nennen die Buren ihn Falschdorn – wormbasvalsdoring eben. Und - kersiesblom war ein Versuch, seine Blütenseite anzuerkennen, hat sich im Volksmund jedoch nich durchgesetzt.

Honigschlecker warten

Die Blüten locken nach den Wintermonaten emsig summende Bienen herbei und erfreuen jetzt auch den Imker, der hoffentlich auf dem Morgenmarkt für Honigschlecker wieder mal Akazienhonig anbietet. Der muss seine Bienenkästen allerdings vor dem ramponierenden zweibeinigen Honigklau schützen, so wie alles Wertvolle im Lande der Braven und Bravourösen vor Beutegeist und Kleptofingern verbarrikadiert werden muss.

Aber zurück zu den Blüten, die nich nur von Bienen angeflogen werden. Die Kerzenakazie und der Wurmrindenbaum locken den grauen Lärmvogel, aus dem Afrikaansen auch Kwähvogel genannt - sogleich im Schwarm von Sechsen oder Sieben. Die Ornithologen nennen den Piepol wissenschaftlich Corythaixoides concolor, was immer das auch heißen mag. Und wenn Du den Namen aussprichst, vermuten die Leut, dass Du in einer indigenen Sprache fluchst. Nach obstlosen Trockenmonaten fallen die Früchtefresser - kwäh – kwäh! - dann über die frischen Blüten her und morschen dabei wüst, denn am Boden unter diesen Bäumen und Büschen liegt dann ein Teppich von Blütenfetzen und Fäden.

Wie in Politik und Witterung

Termingemäß blühende Kratzbüsche? Das is mos wie vieles in Politik und Witterung ein dehnbarer Begriff. Wenn ausreichend Niederschlag kommt, spielt der Monat an sich nur eine untergeordnete Rolle. Ähnlich geht es jetzt mit dem akut anstehenden Generationswechsel in der Partei, die mit dem Kolonialkürzel SWA, die sich für die Größte aller Zeiten hält. Für Altgediente, wenn se nich Boppa Mugabe heißen, is auf der politischen Bühne das Verfallsdatum angebrochen. Solange der Wechsel begriffen, eingesehen und angegangen wird, kommt es auf den Monat oder auf ein, zwei Jahre nich an. Und diesen Altamtsträgern gönnt jeder einen kreativen Ruhestand. Und von manchem oder mancher will man hernach zu aktuellem Geschehen immer noch 'n Urteil hören. Leider ham sich einige mit der Stinkfischaffäre einen verfrühten Ruhestand hinter Gittern verschafft.

Namibisches Gemeinwesen und die Gesellschaft brauchen ordentliche Pflege, was die Justiz einigermaßen schafft. Gemeinwesen braucht jedoch keine Gemeinheit.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-14

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