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Madam Laura McLeod-Katjirua. Otjiperendero: Archiv Namibian Sun
Madam Laura McLeod-Katjirua. Otjiperendero: Archiv Namibian Sun

Luftschlösser, Wolkenkuckucksheim und Sündenböcke

Heute is so biekie politischer Alltag dran. Dazu gehört ´ne Meldung, dass die kurzlebige Wochenzeitung „Southern Times“ ihren Geist ausgehaucht hat. Das Blatt war ursprünglich von den Regierungen Namibias und Simbabwes gegründet worden, um den wahren panafrikanischen Geist gemeinsam zu fördern, den die unabhängigen Medien Namibias nich (mehr) verbreiteten. Das hieß im Klartext mos, dem Einfluss „westlicher Medien“ entgegenzuwirken, der sich auch in der unabhängigen Presse Namibias bemerkbar mache.

Mit diesem propagandistischen Auftrag vergraulte die Southern Times zunächst Werbekunden und erhielt lediglich paar Anzeigen aus von Staatsunternehmen, die in der Regel ihren Haushalt durch den Steuerzahler absichern und kaum eigene Einnahmen erwirtschaften. 2021 hat die Zeitung Namibian schon einmal berichtet, dass die Southern Times insgesamt 60 Mio Nam-Dollar verschlungen hatten. Und Simbabwe – wen wundert´s – hatte zu dem gemeinsamen Propagandaprojekt nur 1,4 Mio. Nam-Dollar beigetragen. Die Bilanz der Kosten hat Namibia reingesteckt. Omushamane Nangolo Mbumba, der den überflüssigen Staatsposten des Vize-Präsidenten innehat, und unser Informationsministerium waren die namibischen Akteure zur Durchführung des Medienunternehmens zur Rettung einer wahren, unbefleckten afrikanischen Pressestimme auf Namibas Kosten, die sie natürlich aus namibischen Steuergeldern abdecken konnten. Aber die Steuergelder, die milliardenschwer vergeblich für Air Namibia hinausgeschmissen wurden, und einfach nich mehr da waren, waren circa ab 2021 nun auch für die Southern Times futschikado. Und die Auflösung eines parasitären und von Simbabwe gleich nach dem Anfang schon vernachlässigten Unternehmens is nu sang- und klanglos abgeschlossen. Kein Hahn kräht mehr nach dem Luftschloss.

Meme McLeod-Katjirua schießt den Vogel ab

Miesies Laura McLeod-Katjirua, die Frau, die niemals lächelt, Gouverneurin der Region Khomas und ehemalige Vize-Generalsekretärin der regierenden Partei, liefert das Zitat der Woche:

„Unsere Premierministerin (Steinbock-Redaktion: das is Meme Saara Kuugongelwa-Amadhila) sagt, Swapo wird regieren bis Jesus wiederkommt. Ich bin ganz ihrer Meinung, denn Jesus kommt nich.“

Und sollte der Jesu kommen, musser sich muhts drauf einstellen von ihrer Partei gekreuzigt zu werden.

Miesies Laura is in ihrer Rede vor dem Regionalkomitee John Pandeni noch mehr losgeworden: Wenn sie könnte, würde sie die Demokratie in Namibia abschaffen. „Wir“, das heißt die Partei, die sich für die Größte aller Zeiten hält, „haben Freiheit, Unnabhängigkeit und Demokratie (sic!) mitgebracht. Und mit selbiger Demokratie bekämpfen uns jetzt die Leute.“ Sollte bei den nächsten Wahlen ´ne andere Partei die Regierung übernehmen, will Laura wieder ins Exil gehen. Und hier lächelst se auch nich. Wenn Lauara und ihresgeleichen gehen, kann Omundohotolo Joseph Diescho toch aus dem selbstauferlegten Exil aus dem Otjindoitjilanda-Exil zurückkommen.

Nujomas Traum sachte sterben lassen

Unsere Regale stehen voller Zielsetzungen, Zukunftspläne und bei den Entwicklungsstrategien – National Development Plan – sind wir mittlerweile bei Nummero IV, beim Vierten, angekommen. Keine Frage, Staat und Gesellschaft brauchen ´nen Rahmen mit Zielen, die messbar und übeschaubar sein müssen. Aber wie so oft wird vieles zerredet und bleibt im Klischee stecken. Empty development prattle. – Overgezet synde: Leeres Entwicklungsgeschwätz.

Und die Zeitung Confidénte hat letzthin versucht, das chronische Dilemma auf den Punkt zu bringen. Die Jahreszahl des schon ein Dutzend Jahre alten Fernziels VISION 2030 – Namibia zu industrialisieren – rückt mos immer näher. Und die Zeitung hat darum getitelt: Killing Nujoma´s dream softly. Also die Vision 2030. Der ausfühliche Meinungartikel der Confidénte lässt Premier-Meme Saara Kuugongelwa-Amadhila, Arbeitsexperte Herbert Jauch, Meme Pendudkeni Ithana und Jung-Omushamane Ephraim Nekongo, Generalsekretär der Swapo-Jugendliga und noch andere zu Wort kommen, was aus der Vision denn geworden sei. Implizit heißt es, die nachrückenden Regierungen nach Gründungsvater Nujoma hätten ihre Pflicht versäumt und die Vision 30, die unter seiner Hand ausgerufen wurde, langsam eingehen lassen.

Nu kannste ´n derart langes Meinungs-Feature als Development prattle abtun. Aber bei der einen oder anderen Stimme musste dennoch die Ohren spitzen wegen der Haltung und der Illusion, die daraus sprechen. Tom Alweendo, derzeit Oministeli für Bergbau, und vorher Chef der Planungskommission, hat bereits 2017 eingeräumt, dass zur Erfüllung der Vision 2030 einfach nich genug getan wrde. Die Einzelheiten ersparen wir uns hier.

Aber da meldet sich Jugendgeneral Ephraim Nekongo von der Partei zu Wort, die sich für die Größte aller Zeiten hält. Der hat mos die Antwort, warum das mit die Vision nich hinhaut: „Wir ham Führungssabotage!“ Wettert der vor sich hin. „Die Leut versuchen feste die Regierungsunternehmen (SOEs – state ownede enterprises) zu sabotieren, um Privatisierung voranzutreiben, was für sie (die Leut) vorteilhaft sein wird. Weiße Monopolkapitalisten versuchen hier die Regierungsarbeit zu sabotieren und sie behaupten sie könnten die Jobs (der Regierungsstellen) besser verrichten.

Schaut Euch nur Air Namibia an und was mit Meatco passiert; dies sind gute Exempel purer Sabotage. Als Regierung müssen wir diese Leut entfernen, die zu ihrem Gewinn gegen den Fortschritt unseres Landes sind.“

Nekongo genießt garantierte namibische Rede- und Meinungsfreiheit.

Der Comräd hat die Freiheit so weit fortgeschritten zu sein, um auf dem Polit-Stand und dem Vokabular des Kalten Krieges der 70-er Jahre zu agieren.

Er hat die Freiheit, für die Unzulänglichkeiten, für das Versagen des eigenen Systems Sündenböcke zu benennen, die in sein Rassenbild passen. Die größten Schreihälse sind muhrsch geübt, Schuld zuzuweisen, um von sich selbst ablzulenken.

Die sind auch wüst leicht zu durchschauen. Damit reicht´s für heute.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-26

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