Zum Abschied ein Griff ins Bildarchiv der Allgemeinen Zeitung

Hage Gottfried Geingob, geb. am 3. August 1941 in Otjiwarongo, gest. am 5. Februar 2024 in Windhoek, hat das Bild Namibias während der drei Jahrzehnte nach der Unabhängigkeit umfassend geprägt, insbesondere während der vergangenen neun Jahre, als er das höchste Amt im Staat bekleidete. Aus allen Institutionen und aus der Geschäftswelt ertönen jetzt Laudationes und Nachrufe.

Hier richten wir den Blick auf seine Person und Merkmale aus einem anderen Blickwinkel. Unter den herausragenden Politikern unterscheidet man grob nach ihrer Herkunft, ob sie nördlich von Etoscha, nördlich der Roten Linie oder südlich davon zur Welt gekommen sind. Dieser Unterschied prägt – selbstverständlich mit Ausnahmen – den Charakter der Persönlichkeiten. Hage Geingob und Ben Amathila als Beispiel gehören zu den Politikern und Entscheidungsträgern, die südlich der Roten Linie geboren und aufgewachsen sind. Sie zeichnen sich generell durch mehr Wendigkeit, Humor und Gelassenheit aus als diejenigen fern-nördlicher Herkunft. Die Rote Linie entspricht in etwa der Gemütsgrenze des Flusses Main in Deutschland, der die eher nüchtern-trocken Norddeutschen von den jovial bier- und weintrinkenden Süddeutschen „trennt“. Zum Glück sind all diese Grenzen durchlässig und verbinden Teile, die zusammengehören.