Zwischen hausgemachtem Fiasko und Teilerfolg
Jesslaik, als der Steinbock vor einer Woche Bewunderung der umfangreichen Vorbereitung zu den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen notiert hat, derweil der Urnengang mit langen Menschenschlangen gerade angefangen hatte, war noch nich abzusehen, welch zeitlich ausgedehntes Fiasko sich anbahnte. Das Schlimmste war, dass die Namibische Wahlkommission total nich auf die Dauer jeder Stimmabgabe vorbereitet war. Zigtausende Wähler ham sich acht, zehn bis 14 Stunden lang in brüllender Hitze bis in die Dunkelheit hinein die Beine in den Bauch gestanden. Hier und da ham’s einige unter dem Sonnenschirm mit Wasserflasche, Klappstuhl und Schmökerband ausgesessen.
Das hat den Wähler und die Wählerin im Lande der Braven und Bravourösen ausgezeichnet: Engelsgeduld! Aber bei vielen is der Geduldsfaden denn doch gerissen, die nach über einem Dutzend Wartestunden den Mittelfinger gezeigt und sich schlafen gelegt ham. Unser Interimspräsident, Omupräsidente Omushamane Comräd Nangolo Mbumba, hat das sehr wohl zur Kenntnis genommen. Aber wie er das kommentiert hat, da bleibt Dir wrachtach die Spucke weg: - der Wahlkommission könne man das (Pannen und Versagen) nich zur Last legen, sagt er! - Wir ham uns nich verhört! Er hat die Genossen und Genossinnen der Kommission und die Wahlleitung in Schutz genommen.
Wer also is denn da verantwortlich? Doch nich etwa die Wähler, die derart zahlreich, jung und motiviert angetreten sind. Omupräsidentes Reaktion is nochall typisch für unser Etablissement. Wenn´s schief geht, war‘s jemand anders - das westliche Ausland, die Apartheidsära, `n Tokoloschi oder sonst wer.... Diese Ausflüchte kommen jetzt net nich mehr an. Wahlkommission und Wahlleiter tragen die Verantwortung und können die nich abwälzen: „The buck stops here,“ heißt es treffend. An der deutschen Übersetzung mangelt’s : „Hier hört das Geld auf“ trifft den Nagel nich richtig auf den Kopf.
Aber am späten Dienstagabend, 3. Dezember, als die Wahlkommission das endgültige Wahlergebnis in Anwesenheit von Omupräsidente Mbumba und der designiert-gewählten Kronprinzessin Netumbo Nandi-Ndaitwah (gewöhnt Euch an das Kürzel NNN) sowie der Parteimissies Sophia Shaningwa bekanntgegeben hat, herrschte versöhnliche Stimmung. Die Engelsgeduld und Friedfertigkeit namibischer Wähler hat´s möglich gemacht, trotz banaler Inkompetenz. Schuldzuweisung jobbt jetzt nich mehr so lekker
Zum Schluss noch ein Merkmal. Noch nie wurden bei Parlaments- und Präsidentschaftswahlen derart viele ungültige Stimmen abgegeben! Als die Stimmenauszählung abgeschlossen war, waren es 15 000 ungültige Zettel und Stimmen. Das is die Summe für einen Sitz in der Nationalversammlung (11 000). Da bleiben noch genug ungültige Stimmen für einen Drittel-Sitz übrig. Das will auch untersucht sein. Und als es bei der Wahlkommission dämmerte, dass Tausende von Wählern ihre Stimme nich abgeben konnten, hat selbige Kommission die Flucht nach vorn angetreten: 35 Wahllokale wurden am vergangenen Freitag und Samstag, 29. 30. November, während der Stimmauszählung erneut geöffnet: 13 Lokale in den Swapo-Hochburgen Oshana und Otjikoto, 21 (!) in der dünn besiedelten Kunene-Region, 1 Wahllokal im politisch aufgeklärten Windhoek. Hier kann sich jederman die eigene Schlussfolgerung anstellen.
Aber prüfende Nachlese, organisatorische Analyse und Lehren aus dieser Wahl müssen sein und wenn‘s bis ins Gericht gehen sollte!
Vom Orient zum Okzident nach Afrika
Kirche und Gemeinde der Kopten Windhoeks haben in dieser Woche den ägyptischen National-Chor aus Kairo in der Hauptstadt empfangen, um im Theater ein erstaunliches Konzert zu bieten. Und sie hatten ein volles Haus, nich allein wegen der Häppchen, die das Publikum vor Beginn des Chorkonzerts im Foyer genießen durfte – acht Männer und ca dreimal so viel junge Frauen, alle adrett und bühnenreif gekleidet.
Die wenigsten wissen, dass im Stadtteil Extension I hinter Pionierspark eine Kirche der ältesten christlichen Konfession Afrikas steht: Die Kirche der Kopten nämlich, die seit dem 3. Jahrhundert AD in Ägypten besteht, 300 Jahre vor der Ära des Propheten Mohammed, des Begründers des Islam. Die Kopten haben sich als eine lebensfähige Minderheit Jahrhunderte lang neben den vorherrschenden Muslimen behauptet.
Der National-Chor vom Nil hat mit seinen Liedern in Ton, Wort und Sprachenvielfalt den Bogen zwischen Orient, Okzident und Afrika am südlichen Wendekreis geschlagen. Irgendwo im Erzgebirge hieß es bei einer großen Vergnügungsveranstaltung: „Große Sache am Nil – drei Kapellen spielen unter Wasser.“ –
Populäre Weihnachtslieder des Abendlands wie Jingle bell, Wish you a Merry Christmas und das Lied vom kleinen Trommler, der dem Kind in der Krippe sein Trommelsolo als Geschenk vorträgt, kamen zu Gehör. Dann etliche christliche Choräle der Kopten auf Arabisch in unverkennbar orientalischem Klang aus dem Morgenland, worauf ein klangvoller Brückenschlag nach Afrika der südlichen Halbkugel als Überraschung folgte. Auf Oshivambo sang der Chor „Kapena wamwe afa Jesus“ (,,Jesus - wer denn sonst“).
Die ägyptische Botschaft hatte das Weihnachtskonzert zugleich zum gesellschaftlichen Glanzakt der Windhoeker Auslandsmission vom Nil sowie zur Plattform des koptischen Bischofs Joseph gemacht, zuständig für das südliche Afrika. Weitere Koptenpriester in langen schwarzen Gewändern söumten den Abend.Das Rednerpult am Rande der Bühne war mit der ägyptischen Fahne – Rot- Weiß-Schwarz mit Adler im weißen Feld - drapiert, wobei Farben und der Adler als Wappenvogel heraldische Verwandtschaft mit dem deutschen Kaiserreich andeuten.
Nich nur die Fahne, sondern auch eine Reihe leidenschaftlich vorgetragener patriotisch-ägyptischer Lieder mit Bildmotiven vom Nil und Pyramiden eingestreut zwischen Christbaum, Weihnachstmann und Lichterspiel lockten als touristische Werbung, das Land antiker Tempel und Statuen zu besuchen. Zur namibischen Unabhängigkeitsfeier März 1990 hatten wir übrigens den damaligen ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak aus dem nördlichen Wüstenland bei uns im Lande zweier Wüsten zu Gast.
Das hat den Wähler und die Wählerin im Lande der Braven und Bravourösen ausgezeichnet: Engelsgeduld! Aber bei vielen is der Geduldsfaden denn doch gerissen, die nach über einem Dutzend Wartestunden den Mittelfinger gezeigt und sich schlafen gelegt ham. Unser Interimspräsident, Omupräsidente Omushamane Comräd Nangolo Mbumba, hat das sehr wohl zur Kenntnis genommen. Aber wie er das kommentiert hat, da bleibt Dir wrachtach die Spucke weg: - der Wahlkommission könne man das (Pannen und Versagen) nich zur Last legen, sagt er! - Wir ham uns nich verhört! Er hat die Genossen und Genossinnen der Kommission und die Wahlleitung in Schutz genommen.
Wer also is denn da verantwortlich? Doch nich etwa die Wähler, die derart zahlreich, jung und motiviert angetreten sind. Omupräsidentes Reaktion is nochall typisch für unser Etablissement. Wenn´s schief geht, war‘s jemand anders - das westliche Ausland, die Apartheidsära, `n Tokoloschi oder sonst wer.... Diese Ausflüchte kommen jetzt net nich mehr an. Wahlkommission und Wahlleiter tragen die Verantwortung und können die nich abwälzen: „The buck stops here,“ heißt es treffend. An der deutschen Übersetzung mangelt’s : „Hier hört das Geld auf“ trifft den Nagel nich richtig auf den Kopf.
Aber am späten Dienstagabend, 3. Dezember, als die Wahlkommission das endgültige Wahlergebnis in Anwesenheit von Omupräsidente Mbumba und der designiert-gewählten Kronprinzessin Netumbo Nandi-Ndaitwah (gewöhnt Euch an das Kürzel NNN) sowie der Parteimissies Sophia Shaningwa bekanntgegeben hat, herrschte versöhnliche Stimmung. Die Engelsgeduld und Friedfertigkeit namibischer Wähler hat´s möglich gemacht, trotz banaler Inkompetenz. Schuldzuweisung jobbt jetzt nich mehr so lekker
Zum Schluss noch ein Merkmal. Noch nie wurden bei Parlaments- und Präsidentschaftswahlen derart viele ungültige Stimmen abgegeben! Als die Stimmenauszählung abgeschlossen war, waren es 15 000 ungültige Zettel und Stimmen. Das is die Summe für einen Sitz in der Nationalversammlung (11 000). Da bleiben noch genug ungültige Stimmen für einen Drittel-Sitz übrig. Das will auch untersucht sein. Und als es bei der Wahlkommission dämmerte, dass Tausende von Wählern ihre Stimme nich abgeben konnten, hat selbige Kommission die Flucht nach vorn angetreten: 35 Wahllokale wurden am vergangenen Freitag und Samstag, 29. 30. November, während der Stimmauszählung erneut geöffnet: 13 Lokale in den Swapo-Hochburgen Oshana und Otjikoto, 21 (!) in der dünn besiedelten Kunene-Region, 1 Wahllokal im politisch aufgeklärten Windhoek. Hier kann sich jederman die eigene Schlussfolgerung anstellen.
Aber prüfende Nachlese, organisatorische Analyse und Lehren aus dieser Wahl müssen sein und wenn‘s bis ins Gericht gehen sollte!
Vom Orient zum Okzident nach Afrika
Kirche und Gemeinde der Kopten Windhoeks haben in dieser Woche den ägyptischen National-Chor aus Kairo in der Hauptstadt empfangen, um im Theater ein erstaunliches Konzert zu bieten. Und sie hatten ein volles Haus, nich allein wegen der Häppchen, die das Publikum vor Beginn des Chorkonzerts im Foyer genießen durfte – acht Männer und ca dreimal so viel junge Frauen, alle adrett und bühnenreif gekleidet.
Die wenigsten wissen, dass im Stadtteil Extension I hinter Pionierspark eine Kirche der ältesten christlichen Konfession Afrikas steht: Die Kirche der Kopten nämlich, die seit dem 3. Jahrhundert AD in Ägypten besteht, 300 Jahre vor der Ära des Propheten Mohammed, des Begründers des Islam. Die Kopten haben sich als eine lebensfähige Minderheit Jahrhunderte lang neben den vorherrschenden Muslimen behauptet.
Der National-Chor vom Nil hat mit seinen Liedern in Ton, Wort und Sprachenvielfalt den Bogen zwischen Orient, Okzident und Afrika am südlichen Wendekreis geschlagen. Irgendwo im Erzgebirge hieß es bei einer großen Vergnügungsveranstaltung: „Große Sache am Nil – drei Kapellen spielen unter Wasser.“ –
Populäre Weihnachtslieder des Abendlands wie Jingle bell, Wish you a Merry Christmas und das Lied vom kleinen Trommler, der dem Kind in der Krippe sein Trommelsolo als Geschenk vorträgt, kamen zu Gehör. Dann etliche christliche Choräle der Kopten auf Arabisch in unverkennbar orientalischem Klang aus dem Morgenland, worauf ein klangvoller Brückenschlag nach Afrika der südlichen Halbkugel als Überraschung folgte. Auf Oshivambo sang der Chor „Kapena wamwe afa Jesus“ (,,Jesus - wer denn sonst“).
Die ägyptische Botschaft hatte das Weihnachtskonzert zugleich zum gesellschaftlichen Glanzakt der Windhoeker Auslandsmission vom Nil sowie zur Plattform des koptischen Bischofs Joseph gemacht, zuständig für das südliche Afrika. Weitere Koptenpriester in langen schwarzen Gewändern söumten den Abend.Das Rednerpult am Rande der Bühne war mit der ägyptischen Fahne – Rot- Weiß-Schwarz mit Adler im weißen Feld - drapiert, wobei Farben und der Adler als Wappenvogel heraldische Verwandtschaft mit dem deutschen Kaiserreich andeuten.
Nich nur die Fahne, sondern auch eine Reihe leidenschaftlich vorgetragener patriotisch-ägyptischer Lieder mit Bildmotiven vom Nil und Pyramiden eingestreut zwischen Christbaum, Weihnachstmann und Lichterspiel lockten als touristische Werbung, das Land antiker Tempel und Statuen zu besuchen. Zur namibischen Unabhängigkeitsfeier März 1990 hatten wir übrigens den damaligen ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak aus dem nördlichen Wüstenland bei uns im Lande zweier Wüsten zu Gast.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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