Investition in fossile Energie
Afrika gibt weiterhin Vollgas – EU tritt jetzt auf die Bremse
Es gibt kaum ein afrikanisches Land, das sich nicht auf die Suche nach Gas und Öl begeben hat. Die Abwertung der Gasförderung als maßgeblicher Klimafeind seitens der EU hat dazu geführt, dass ein regelrechtes Rennen in Afrika begonnen hat. Doch jetzt hat die EU erstmals ein Projekt abgelehnt und wird prompt des 'Neokolonialismus' beschuldigt.
Von Frank Steffen, Windhoek
Laut des namibischen Gas- und Ölproduzentenverbands NAMPOA sind das Kudu-Gasfeld und die beiden unlängst von Shell (Shell, Qatar Energy und NamCor) und TotalEnergies (Total, Qatar Energy, Impact Oil and Gas und NamCor) die maßgeblichen Erfolgskandidaten für eine Gas- und Ölindustrie in Namibia – ReconAfrica in den Kavango-Regionen spielt bisher eine Nebenrolle. Im größeren, afrikanischen Rahmen fällt Namibia allerdings kaum ins Gewicht.
Gemäß eines Berichts des Internetblatts „Energy Monitor“ werden momentan 404 Milliarden US-Dollar in die Entwicklung der afrikanischen Gas-Infrastruktur investiert: 233 Mrd. US$ für die Erschließung neuer Gasfelder, 57 Mrd. US$ für neue Gas-Pipelines, 56 Mrd. Dollar für neue Gaskraftwerke, einerseits 44 Mrd. Dollar für neue Verflüssigungsanlagen und andrerseits 3 Mrd. Dollar für LNG-Wiederverdampfungsanlagen, und nicht zuletzt 10 Mrd. US$ für neue Gasverarbeitungsanlagen.
Keine Übergangslösung
Im Vergleich stand Namibias Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2021 auf etwa 10,7 Mrd. US$, während Nigeria 510,6 Mrd. US$, Ägypten 435,6 Mrd. US$ und Südafrika 426,2 Mrd. US$ verzeichneten. Diese Größenordnung erklärt eventuell, warum die Debatte, ob Gas tatsächlich als „Übergangskraftstoff“ für Afrika angesehen werden sollte, so heftig schwelt. Das verbliebene globale Kohlenstoffbudget ist derart begrenzt, dass es nach Ansicht von Wissenschaftlern keinen Spielraum für die Genehmigung neuer Gasförderungen gibt, behauptet Nick Feris in seinem Bericht. „Außerdem sind erneuerbare Energien in den meisten Märkten inzwischen eine billigere Energiequelle.“
Allerdings hätten mehr als 600 Millionen Afrikaner immer noch keinen Zugang zu Elektrizität und 930 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberen Brennstoffen fürs Kochen, sodass der Entwicklungsbedarf nach wie vor groß sei. Das erkläre das Interesse der betroffenen Regierungen, Gas zu fördern und so Exporteinnahmen zu steigern.
Die oben aufgeführten Zahlen stammen indessen aus Datensätzen von GlobalData. Demnach umfasst der Wert der geplanten „Upstream-, Midstream- und Downstream“-Entwicklungen etwa 15% des gesamten afrikanischen BIPs im Jahr 2021.
Amos Wemanya von der in Kenia ansässigen Denkfabrik „Power Shift Africa“ bestätigte Feris indessen das, was drei Geologen in Namibia (alle ehemals aus der Ölindustrie) der AZ wiederholt bestätigt hatten: „Abgesehen davon, dass diese Entwicklungen die ohnehin ausufernde Klimakrise noch beschleunigen, besteht die Gefahr, dass Investitionen in Infrastrukturen für fossile Brennstoffe wie Pipelines die afrikanischen Volkswirtschaften mit gestrandeten Vermögenswerten und zurückzuzahlenden Schulden zurücklassen.“
Dieses Argument wurde gerade in der vergangenen Woche wieder durch eine Aussage von Maggy Shino, der namibischen Treibstoffkommissarin, gestärkt, als sie zugab, dass der Weg zur vollen Produktion in Namibia noch lang sei und Milliarden kosten werde – Auslagen, die nicht nur von der Gas- und Ölindustrie getragen werden, sobald es um die Schaffung einer Infrastruktur und die spätere Umweltrehabilitierung geht.
Projekt abgelehnt
Das Thema scheint Europa zu beschäftigen, denn dieser Tage fasste das Europäische Parlament einen Entschluss, die geplante ostafrikanische Erdöl-Pipeline zu verurteilen. „Damit wurde dem umstrittenen Projekt, das zahlreiche Banken und Versicherungen nicht unterstützen wollen, ein weiterer Schlag versetzt“, schreibt „Yale Environment 360“. Die vom französischen Ölgiganten Total geplante Pipeline würde das unter dem Albertsee und dem Murchison Falls National Park in Uganda geförderte Öl 900 Meilen weit zum Hafen von Tanga in Tansania transportieren.
In der Resolution werden die ugandischen und tansanischen Behörden sowie die Projektträger und Beteiligten aufgefordert, die Umwelt zu schützen und die Ölförderung in geschützten und sensiblen Ökosystemen, einschließlich der Ufer des Albertsees, einzustellen. TotalEnergies wurde aufgefordert, sich ein Jahr Zeit zu nehmen, bevor das Projekt in Angriff genommen wird, damit die Machbarkeit einer alternativen Route untersucht werden könne.
Thomas Tayebwa, der Vize-Parlamentsvorsitzende von Uganda, verurteilte die Resolution und warf der EU eine neue Form von Neokolonialismus und Imperialismus vor.
Laut des namibischen Gas- und Ölproduzentenverbands NAMPOA sind das Kudu-Gasfeld und die beiden unlängst von Shell (Shell, Qatar Energy und NamCor) und TotalEnergies (Total, Qatar Energy, Impact Oil and Gas und NamCor) die maßgeblichen Erfolgskandidaten für eine Gas- und Ölindustrie in Namibia – ReconAfrica in den Kavango-Regionen spielt bisher eine Nebenrolle. Im größeren, afrikanischen Rahmen fällt Namibia allerdings kaum ins Gewicht.
Gemäß eines Berichts des Internetblatts „Energy Monitor“ werden momentan 404 Milliarden US-Dollar in die Entwicklung der afrikanischen Gas-Infrastruktur investiert: 233 Mrd. US$ für die Erschließung neuer Gasfelder, 57 Mrd. US$ für neue Gas-Pipelines, 56 Mrd. Dollar für neue Gaskraftwerke, einerseits 44 Mrd. Dollar für neue Verflüssigungsanlagen und andrerseits 3 Mrd. Dollar für LNG-Wiederverdampfungsanlagen, und nicht zuletzt 10 Mrd. US$ für neue Gasverarbeitungsanlagen.
Keine Übergangslösung
Im Vergleich stand Namibias Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2021 auf etwa 10,7 Mrd. US$, während Nigeria 510,6 Mrd. US$, Ägypten 435,6 Mrd. US$ und Südafrika 426,2 Mrd. US$ verzeichneten. Diese Größenordnung erklärt eventuell, warum die Debatte, ob Gas tatsächlich als „Übergangskraftstoff“ für Afrika angesehen werden sollte, so heftig schwelt. Das verbliebene globale Kohlenstoffbudget ist derart begrenzt, dass es nach Ansicht von Wissenschaftlern keinen Spielraum für die Genehmigung neuer Gasförderungen gibt, behauptet Nick Feris in seinem Bericht. „Außerdem sind erneuerbare Energien in den meisten Märkten inzwischen eine billigere Energiequelle.“
Allerdings hätten mehr als 600 Millionen Afrikaner immer noch keinen Zugang zu Elektrizität und 930 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberen Brennstoffen fürs Kochen, sodass der Entwicklungsbedarf nach wie vor groß sei. Das erkläre das Interesse der betroffenen Regierungen, Gas zu fördern und so Exporteinnahmen zu steigern.
Die oben aufgeführten Zahlen stammen indessen aus Datensätzen von GlobalData. Demnach umfasst der Wert der geplanten „Upstream-, Midstream- und Downstream“-Entwicklungen etwa 15% des gesamten afrikanischen BIPs im Jahr 2021.
Amos Wemanya von der in Kenia ansässigen Denkfabrik „Power Shift Africa“ bestätigte Feris indessen das, was drei Geologen in Namibia (alle ehemals aus der Ölindustrie) der AZ wiederholt bestätigt hatten: „Abgesehen davon, dass diese Entwicklungen die ohnehin ausufernde Klimakrise noch beschleunigen, besteht die Gefahr, dass Investitionen in Infrastrukturen für fossile Brennstoffe wie Pipelines die afrikanischen Volkswirtschaften mit gestrandeten Vermögenswerten und zurückzuzahlenden Schulden zurücklassen.“
Dieses Argument wurde gerade in der vergangenen Woche wieder durch eine Aussage von Maggy Shino, der namibischen Treibstoffkommissarin, gestärkt, als sie zugab, dass der Weg zur vollen Produktion in Namibia noch lang sei und Milliarden kosten werde – Auslagen, die nicht nur von der Gas- und Ölindustrie getragen werden, sobald es um die Schaffung einer Infrastruktur und die spätere Umweltrehabilitierung geht.
Projekt abgelehnt
Das Thema scheint Europa zu beschäftigen, denn dieser Tage fasste das Europäische Parlament einen Entschluss, die geplante ostafrikanische Erdöl-Pipeline zu verurteilen. „Damit wurde dem umstrittenen Projekt, das zahlreiche Banken und Versicherungen nicht unterstützen wollen, ein weiterer Schlag versetzt“, schreibt „Yale Environment 360“. Die vom französischen Ölgiganten Total geplante Pipeline würde das unter dem Albertsee und dem Murchison Falls National Park in Uganda geförderte Öl 900 Meilen weit zum Hafen von Tanga in Tansania transportieren.
In der Resolution werden die ugandischen und tansanischen Behörden sowie die Projektträger und Beteiligten aufgefordert, die Umwelt zu schützen und die Ölförderung in geschützten und sensiblen Ökosystemen, einschließlich der Ufer des Albertsees, einzustellen. TotalEnergies wurde aufgefordert, sich ein Jahr Zeit zu nehmen, bevor das Projekt in Angriff genommen wird, damit die Machbarkeit einer alternativen Route untersucht werden könne.
Thomas Tayebwa, der Vize-Parlamentsvorsitzende von Uganda, verurteilte die Resolution und warf der EU eine neue Form von Neokolonialismus und Imperialismus vor.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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