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Täuschungskampagne der Russen

Uranium One schenkt Fahrzeug: Zynismus in Aktion?
Das russische Unternehmen Uranium One – Muttergesellschaft von Headspring Investments – schenkt dem Gesundheitsministerium ein vierradangetriebenes Fahrzeug. Fachkräfte und Beobachter der Entwicklungen rundum den geplanten In-Situ-Laugenprozess im Stampriet-Wasserleiter reagieren indessen auf Behauptungen von Rosatom.
Frank Steffen
Von Frank Steffen, Windhoek

Gestern überreichte Andrey Shutov, Firmenpräsident von Uranium One – der Muttergesellschaft von Headsprings Investment, das im Stampriet-Wasserleiter Uran durch den Einsatz des In-Situ-Laugenprozesses (ISL) abbauen will – ein Fahrzeug an das namibische Gesundheitsministerium. In seiner Ansprache ging Shutov sofort auf den Uranabbau ein und somit kam der Auftritt ein Stück weit einer Rechtfertigung des Laugenprozesses gleich.

„Dies Fahrzeug dient ausschließlich den Doktoren der Omaheke-Region, die dadurch Zugang zu den 15 Regionalkliniken in der Omaheke-Region bekommen, wodurch die Menschen medizinisch versorgt werden können“, meinte Shutov und schlug damit die Brücke zum Thema Uran. Uran werde von den Menschen automatisch als Übel angesehen, dabei gebe es mehr gute Eigenschaften – auch im medizinischen Bereich – als meist wahrgenommen werde.

Die Tatsache, dass sich der namibische Gesundheitsminister, Kalumbi Shangula, erfreut zeigte ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass es auch Beobachter gibt, die hinter einer solchen Schenkung einen Versuch des russischen Bergbauunternehmens erkennen, ihre Präsenz und ihr Vorhaben, Uran in einem sensiblen und sehr wichtigen Wasserleiter abzubauen, zu rechtfertigen.

Rosatom verharmlost ISL

Die russische Nukleargesellschaft Rosatom (wiederum die Muttergesellschaft von Uranium One) hatte die möglichen Auswirkungen des „Project Wings“ (das von Headspring Investments betrieben wird) in ihrem Rundschreiben im September verharmlost. Der ISL wurde in dem Umschreiben als „die fortschrittlichste Extraktionsmethode“ beschrieben. Verglichen mit dem herkömmlichen Tagebau der sich in chinesischen Besitz befindenden Rössing- und Husab-Uranminen, sei der Laugenprozess eine effiziente und nachhaltige Abbaumethode.

Indessen habe man grundsätzlich die Erlaubnis der Farmer erhalten, bevor man Farmen betreten habe. Die meisten Farmer seien skeptisch gewesen, aber diejenigen, die selbst einen Bergbauhintergrund hätten, seien sofort einverstanden gewesen und hätten den Prozess sogar unterstützt, wird Anton Korobkin, einer der Projektleiter, zitiert. Dabei hatten gerade die Farmer mit Ingenieursausbildung und Bergbauhintergrund, während der ersten Versammlung in Leonardville die stärksten Argumente vorgebracht (AZ berichtete vor Ort).

Lauge ins beste Wasser

Es war den Fachkräften unverständlich, dass HI zwecks Auflösung des Urans Lauge in eine Wasserressource pumpen wollte, die einen stetigen unterirdischen Fluss verzeichnet. Das größte Risiko liege darin, dass die nunmehr uranhaltige Lauge nicht wieder vollständig abgepumpt werden könne – eine Überzeugung, die sich vollkommen mit den wiederholten Warnungen des Geologen, Dr. Roy Miller, deckt. Ferner hatten alle Farmer ihre Sorge darüber zum Ausdruck gebracht, dass die Extraktion in einer Tiefe von knapp 150 Metern stattfinden soll – eben der Tiefe des Wasservorkommens.

Auf Nachfrage der AZ meinte Dr. Miller jetzt: „Nachhaltig von wegen! Bergbau erschöpft eine Ressource, sodass kein Bergbauprojekt langfristig nachhaltig ist, auch nicht ISL. Im Gegensatz dazu ist das Grundwasser des Aquifers nachhaltig. Es wird bei guten Regenfällen aufgefüllt und die Nutzung der Ressource unterstützt weitere nachhaltige Aktivitäten.“ Den gesamten Inhalt des Rundschreibens kommentierte er mit den Worten: „Die Kampagne der Täuschungen wird fortgesetzt.“

Geflissentlich „vergessen“

Rosatom habe in seinem Rundschreiben vergessen zu erwähnen, dass der Abbau in einem hoch-sensiblen Grundwasserleiter geschehen soll, urteilt der ehemalige Chef-Geologe des Ministeriums für Bergbau und Energie. Die Wasserressource diene letztendlich nicht nur Namibia, sondern auch Botswana und Südafrika.

Dieser Standpunkt deckt sich bereits seit 2016 mit den Ausführungen der UNESCO (im April 2022 aktualisiert): „Das grenzüberschreitende Stampriet-Aquifer-System ist die einzige dauerhafte und verlässliche Wasserressource in einem Gebiet, das sich über 87 000 km² von Zentralnamibia bis in den Westen Botswanas und die südafrikanische Nordkap-Provinz erstreckt. Die nachhaltige Bewirtschaftung dieser wertvollen Grundwasserressource ist von entscheidender Bedeutung für die Wassersicherheit in diesem Gebiet und damit für die Verbesserung der Lebensqualität der angrenzenden Gemeinden. Vor diesem Hintergrund haben die Regierungen von Botswana, Namibia und Südafrika gemeinsam mit dem Internationalen Hydrologischen Programm der UNESCO (UNESCO-IHP) eine eingehende multidisziplinäre Bewertung des Systems vorgenommen.“

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-26

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