Die Windhoeker Wasserversorgung – Wo kommt eigentlich unser Wasser her?
Der Zugang zu sauberem Wasser ist ein Grundrecht des Menschen und für viele selbstverständlich. Doch wo kommt das Windhoeker Wasser her? Und wie wird sichergestellt, dass auch in Dürrezeiten immer Wasser zur Verfügung steht?
Windhoek
Von Saskia Damaschke
,,Wasser ist die treibende Kraft der gesamten Natur.'' So sagte es einst Leonardo da Vinci. Und so ist es. Wasser ist für jeden Menschen unverzichtbar. Sei es zum Duschen, zum Kochen und – ganz wichtig – zum Trinken (!). Wasser hat in jedem Leben einen hohen Stellenwert. Doch wie kommt das Wasser überhaupt zu uns? Und woher kommt es?
Derzeit ist in Windhoek ein Wasserbedarf von 24,4 Millionen Kubikmetern vorgesehen. Zusätzlich soll noch das Windhoeker Grundwasser mit 2,8 Millionen Kubikmetern künstlich aufgefüllt werden. Das entspricht dann einem Gesamtbedarf von 27,2 Millionen Kubikmetern für die Stadt Windhoek im Jahr 2021/2022. Zum Vergleich: 1 Kubikmeter sind genau 1 000 Liter. Das Windhoeker Wasser wird über drei Lieferquellen gesichert. Der größte Teil – insgesamt 77 % im letzten Jahr – wird dabei von der Namibia Water Cooperation Ltd (NamWater) geliefert. Zum zweiten wird von der Windhoek Goreangab Operating Company (WINGOC) Trinkwasser aus gereinigtem Abwasser zurückgewonnen und geliefert. Das machte 2021 circa 21 % der Wasserlieferung aus. Die dritte Wasserquelle ist der Windhoek Aquifer. Das sind Produktionsbohrlöcher, die in Notsituationen, wie beispielsweise einer besonders schweren Dürre, zur Ergänzung des Wassers für die Stadt beitragen. Das Aquifer trug im vergangenen Jahr 2 % zur Windhoeker Wasserversorgung bei.
Das Windhoeker Aquifer
Manch einer wird sich vielleicht fragen, wieso man unbedingt auf das Grundwasser zugreifen muss, da das ja nunmal eine endliche Ressource ist. Man könnte ja noch von weiter her Wasser importieren.
Dazu erstmal ein wenig Hintergrundwissen:
Die ersten Bohrlochbohrungen, um an das Aquifer ranzukommen begannen bereits in den 1900er Jahren. Damals wuchs die Windhoek-Siedlung immer weiter, und die Nachfrage musste irgendwie befriedigt werden. Ein erstes staatliches Wasserversorgungssystem wurde im Jahr 1911 eingeweiht.
Der Aquifer der Stadt Windhoek beschreibt eine unterirdische, natürliche Struktur, die Grundwasser enthält. Das Aquifer füllt sich im Jahr auf natürliche Weise mit etwa 1,73 Millionen Kubikmetern Regenwasser.
In Notsituationen, wenn die Wasserversorgung von NamWater bregrenzt ist, wird der Windhoek Aquifer extensiv verwendet, um die Wasserversorgung der Stadt zu unterstützen. Das ist besonders in Dürrezeiten der Fall, wenn in den Dämmen nur wenig oder sogar garkein Wasser ist. Da die Stadt allerdings bereits 2012 über die Kapazität der anderen Wasserversorgungen rausgewachsen ist, muss immer mehr auf das Grundwasser zugegriffen werden.
Um an das Wasser ranzukommen werden tiefe Löcher in den Boden gebohrt, die bis zu 500 Meter unter die Erdoberfläche reichen. Bis zu 250 Meter unter der Erdoberfläche werden die Bohrlöcher mit Pumpen und Rohrleitungen ausgestattet. In Zeiten, in denen auf das Aquifer zugegriffen wird, übersteigt der Wasserverbrauch die natürliche Auffüllung durch das Regenwasser. Wenn hier nicht eingegriffen werden würde, könnte man sich nicht mehr lange auf das Windhoek Aquifer verlassen.
Um die Lebens- und Nutzungsdauer des Windhoeker Grundwassers zu verlängern, wurde dazu ein Prozess namens „Managed Aquifer Recharge“ (MAR) impliziert. Dieser dient dazu, absichtlich und kontrolliert Wasser in den Aquifer (zurück) zu pumpen, welches dann unterirdisch für die zukünftige Nutzung abgespeichert wird. Das verlängert auch die Nutzungsmöglichkeiten des Aquifers und steigert sein Potential. Das Wasser wird dann zu dem Grundwasser gepumpt, wenn die Dämme bzw. oberflächlichen Wasserquellen besonders hohe Wasserstände haben.
Neben dem Aquifer gibt es auch andere Notfallösungen. So wurden und werden immernoch von NamWater im zentralen Norden des Landes einige Notfallquellen entwickelt, die in Zeiten bergenzter Wasserverfügbarkeit verwendet werden können. Diese Versorgungsoption ist auf die natürliche Wiederauffüllung des Grundwassers durch Niederschläge angewiesen.
Was sind die Alternativen?
Sowohl das Aquifer, als auch diese Notfallquellen sind demnach keine konstanten Versorgungsquellen und können nur zeitlich begrenzt genutzt werden. Laut der Abteilung für Infrastruktur, Wasser und technische Dienste der Stadt Windhoek, ist die Regierung zur Zeit auf der Suche nach einer dauerhaften Lösung für eine zuverlässige Versorgungsquelle für die zentralen Gebiete Namibias. Dazu gehören Quellen im äußersten Norden des Landes, perennierende (dauerhaft fließende) Flüsse, sowie Wasser von der Westküste Namibias oder sogar aus dem äußersten Süden, beispielsweise von einem neu errichteten Damm. Dies sind allerdings alles langfristige Projekte, die vermutlich 8 bis 10 Jahre nach ihrer Genehmigung brauchen würden um implementiert zu werden. Außerdem würde das auch sehr hohe Kosten für Namibia bedeuten. Bis bessere und vor allem langfristige Lösungen eingerichtet werden, muss sich Windhoek weiterhin auf die drei oben genannten Quellen verlassen. Auch deswegen ist es wichtig, weiterhin zu versuchen den Pegel des Windhoeker Grundwasser so hoch wie möglich zu halten und weiter Wasser in die Erde zu pumpen. Zwischen März 2020 und März 2022 konnte eine Erhöhung des Grundwasserpegels von durchschnittlich 50 Metern verzeichnet werden! Das ist sowohl dem Regen, als auch der MAR-Methode zu verdanken. Neben der natürlichen Auffüllung von 1,73 Millionen Kubikmeter, konnten vom 10. Mai 2021 bis zum 11. April 2022, 2 269 659 Millionen Kubikmeter Wasser durch die Bohrlöcher künstlich dem Windhoeker Aquifer wieder hinzugefügt werden. Das jährliche Ziel für die Injektion in den Grundwasserleiter durch künstliche Wiederaufladung liegt derzeit bei 2,8 Mio. Kubikmetern.
Wasser sparen
Ich glaube, ich muss an dieser Stelle nicht erklären, wieso es in Windhoek wichtig ist, Wasser nicht zu verschwenden – egal zu welcher Jahreszeit. Die Windhoeker Stadtverwaltung hat dazu einige Tipps, wie man im Alltag Wasser sparen kann und sollte:
Regelmäßig den Wasserstand ablesen und schauen, ob es irgendwo ein Leck gibt. Das testet man, indem man den Wasserstand abliest und danach für etwa sechs Stunden kein Wasser benutzt. Wenn sich der Wasserstand nach den sechs Stunden verändert, muss es irgendwo ein Leck geben. Das sollte sofort isoliert werden!
Im besten Fall soll man seine Rasenflächen so klein wie möglich halten. Sollte man echten Rasen besitzen, so erhöhen ordentliche Sprinklersysteme die Effizienz der Gartenbewässerung und sparen Wasser. Wenn man sich Pflanzen in den Garten stellt, sollten diese bestenfall robust und einheimisch sein. Wenn möglich sollen sie nur einmal die Woche oder einmal im Monat gegossen werden. Swimmingpools sollten abgedeckt sein und nur, wenn es absolut sein muss, aufgefüllt werden.
Im Bad sind wassersparende Toiletten hilfreich. Außerdem ist es viel wassersparender kurz zu duschen, anstatt sich in die Badewanne zu legen.
Und, der vielleicht hilfreichste Tipp von allen: Trinkt Bier anstatt Wasser!
Namibia hatte dieses Jahr ganz gute Wasserstände. Trotzdem sollte man sich darauf nicht ausruhen, denn wann die nächste schwere Dürre kommt, kann man mit Blick auf den Klimawandel nur schwer vorhersagen.
Von Saskia Damaschke
,,Wasser ist die treibende Kraft der gesamten Natur.'' So sagte es einst Leonardo da Vinci. Und so ist es. Wasser ist für jeden Menschen unverzichtbar. Sei es zum Duschen, zum Kochen und – ganz wichtig – zum Trinken (!). Wasser hat in jedem Leben einen hohen Stellenwert. Doch wie kommt das Wasser überhaupt zu uns? Und woher kommt es?
Derzeit ist in Windhoek ein Wasserbedarf von 24,4 Millionen Kubikmetern vorgesehen. Zusätzlich soll noch das Windhoeker Grundwasser mit 2,8 Millionen Kubikmetern künstlich aufgefüllt werden. Das entspricht dann einem Gesamtbedarf von 27,2 Millionen Kubikmetern für die Stadt Windhoek im Jahr 2021/2022. Zum Vergleich: 1 Kubikmeter sind genau 1 000 Liter. Das Windhoeker Wasser wird über drei Lieferquellen gesichert. Der größte Teil – insgesamt 77 % im letzten Jahr – wird dabei von der Namibia Water Cooperation Ltd (NamWater) geliefert. Zum zweiten wird von der Windhoek Goreangab Operating Company (WINGOC) Trinkwasser aus gereinigtem Abwasser zurückgewonnen und geliefert. Das machte 2021 circa 21 % der Wasserlieferung aus. Die dritte Wasserquelle ist der Windhoek Aquifer. Das sind Produktionsbohrlöcher, die in Notsituationen, wie beispielsweise einer besonders schweren Dürre, zur Ergänzung des Wassers für die Stadt beitragen. Das Aquifer trug im vergangenen Jahr 2 % zur Windhoeker Wasserversorgung bei.
Das Windhoeker Aquifer
Manch einer wird sich vielleicht fragen, wieso man unbedingt auf das Grundwasser zugreifen muss, da das ja nunmal eine endliche Ressource ist. Man könnte ja noch von weiter her Wasser importieren.
Dazu erstmal ein wenig Hintergrundwissen:
Die ersten Bohrlochbohrungen, um an das Aquifer ranzukommen begannen bereits in den 1900er Jahren. Damals wuchs die Windhoek-Siedlung immer weiter, und die Nachfrage musste irgendwie befriedigt werden. Ein erstes staatliches Wasserversorgungssystem wurde im Jahr 1911 eingeweiht.
Der Aquifer der Stadt Windhoek beschreibt eine unterirdische, natürliche Struktur, die Grundwasser enthält. Das Aquifer füllt sich im Jahr auf natürliche Weise mit etwa 1,73 Millionen Kubikmetern Regenwasser.
In Notsituationen, wenn die Wasserversorgung von NamWater bregrenzt ist, wird der Windhoek Aquifer extensiv verwendet, um die Wasserversorgung der Stadt zu unterstützen. Das ist besonders in Dürrezeiten der Fall, wenn in den Dämmen nur wenig oder sogar garkein Wasser ist. Da die Stadt allerdings bereits 2012 über die Kapazität der anderen Wasserversorgungen rausgewachsen ist, muss immer mehr auf das Grundwasser zugegriffen werden.
Um an das Wasser ranzukommen werden tiefe Löcher in den Boden gebohrt, die bis zu 500 Meter unter die Erdoberfläche reichen. Bis zu 250 Meter unter der Erdoberfläche werden die Bohrlöcher mit Pumpen und Rohrleitungen ausgestattet. In Zeiten, in denen auf das Aquifer zugegriffen wird, übersteigt der Wasserverbrauch die natürliche Auffüllung durch das Regenwasser. Wenn hier nicht eingegriffen werden würde, könnte man sich nicht mehr lange auf das Windhoek Aquifer verlassen.
Um die Lebens- und Nutzungsdauer des Windhoeker Grundwassers zu verlängern, wurde dazu ein Prozess namens „Managed Aquifer Recharge“ (MAR) impliziert. Dieser dient dazu, absichtlich und kontrolliert Wasser in den Aquifer (zurück) zu pumpen, welches dann unterirdisch für die zukünftige Nutzung abgespeichert wird. Das verlängert auch die Nutzungsmöglichkeiten des Aquifers und steigert sein Potential. Das Wasser wird dann zu dem Grundwasser gepumpt, wenn die Dämme bzw. oberflächlichen Wasserquellen besonders hohe Wasserstände haben.
Neben dem Aquifer gibt es auch andere Notfallösungen. So wurden und werden immernoch von NamWater im zentralen Norden des Landes einige Notfallquellen entwickelt, die in Zeiten bergenzter Wasserverfügbarkeit verwendet werden können. Diese Versorgungsoption ist auf die natürliche Wiederauffüllung des Grundwassers durch Niederschläge angewiesen.
Was sind die Alternativen?
Sowohl das Aquifer, als auch diese Notfallquellen sind demnach keine konstanten Versorgungsquellen und können nur zeitlich begrenzt genutzt werden. Laut der Abteilung für Infrastruktur, Wasser und technische Dienste der Stadt Windhoek, ist die Regierung zur Zeit auf der Suche nach einer dauerhaften Lösung für eine zuverlässige Versorgungsquelle für die zentralen Gebiete Namibias. Dazu gehören Quellen im äußersten Norden des Landes, perennierende (dauerhaft fließende) Flüsse, sowie Wasser von der Westküste Namibias oder sogar aus dem äußersten Süden, beispielsweise von einem neu errichteten Damm. Dies sind allerdings alles langfristige Projekte, die vermutlich 8 bis 10 Jahre nach ihrer Genehmigung brauchen würden um implementiert zu werden. Außerdem würde das auch sehr hohe Kosten für Namibia bedeuten. Bis bessere und vor allem langfristige Lösungen eingerichtet werden, muss sich Windhoek weiterhin auf die drei oben genannten Quellen verlassen. Auch deswegen ist es wichtig, weiterhin zu versuchen den Pegel des Windhoeker Grundwasser so hoch wie möglich zu halten und weiter Wasser in die Erde zu pumpen. Zwischen März 2020 und März 2022 konnte eine Erhöhung des Grundwasserpegels von durchschnittlich 50 Metern verzeichnet werden! Das ist sowohl dem Regen, als auch der MAR-Methode zu verdanken. Neben der natürlichen Auffüllung von 1,73 Millionen Kubikmeter, konnten vom 10. Mai 2021 bis zum 11. April 2022, 2 269 659 Millionen Kubikmeter Wasser durch die Bohrlöcher künstlich dem Windhoeker Aquifer wieder hinzugefügt werden. Das jährliche Ziel für die Injektion in den Grundwasserleiter durch künstliche Wiederaufladung liegt derzeit bei 2,8 Mio. Kubikmetern.
Wasser sparen
Ich glaube, ich muss an dieser Stelle nicht erklären, wieso es in Windhoek wichtig ist, Wasser nicht zu verschwenden – egal zu welcher Jahreszeit. Die Windhoeker Stadtverwaltung hat dazu einige Tipps, wie man im Alltag Wasser sparen kann und sollte:
Regelmäßig den Wasserstand ablesen und schauen, ob es irgendwo ein Leck gibt. Das testet man, indem man den Wasserstand abliest und danach für etwa sechs Stunden kein Wasser benutzt. Wenn sich der Wasserstand nach den sechs Stunden verändert, muss es irgendwo ein Leck geben. Das sollte sofort isoliert werden!
Im besten Fall soll man seine Rasenflächen so klein wie möglich halten. Sollte man echten Rasen besitzen, so erhöhen ordentliche Sprinklersysteme die Effizienz der Gartenbewässerung und sparen Wasser. Wenn man sich Pflanzen in den Garten stellt, sollten diese bestenfall robust und einheimisch sein. Wenn möglich sollen sie nur einmal die Woche oder einmal im Monat gegossen werden. Swimmingpools sollten abgedeckt sein und nur, wenn es absolut sein muss, aufgefüllt werden.
Im Bad sind wassersparende Toiletten hilfreich. Außerdem ist es viel wassersparender kurz zu duschen, anstatt sich in die Badewanne zu legen.
Und, der vielleicht hilfreichste Tipp von allen: Trinkt Bier anstatt Wasser!
Namibia hatte dieses Jahr ganz gute Wasserstände. Trotzdem sollte man sich darauf nicht ausruhen, denn wann die nächste schwere Dürre kommt, kann man mit Blick auf den Klimawandel nur schwer vorhersagen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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