75 Jahre Förderbank KfW
Krisenfeuerwehr und Förderbank im Auftrag des Staates
Sie finanzierte den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, half den Aufbau Ost zu stemmen und springt immer wieder bei Krisen ein. Vor 75 Jahren wurde die heutige KfW Bankengruppe als Kreditanstalt für Wiederaufbau gegründet.
Von Friederike Marx und Jörn Bender, dpa
Frankfurt/Main
Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Energie-Krise: Immer wieder muss die staatliche Förderbank KfW mit Rettungsmilliarden einspringen. Das vor 75 Jahren gegründete Institut ist sehr gefragt – und daran dürfte sich so schnell nichts ändern. Mehrmals sprach der amtierende Vorstandsvorsitzende Stefan Wintels in den vergangenen Monaten von einem „Jahrzehnt der Entscheidung“, in dem die Weichen dafür gestellt werden, „unter welchen Bedingungen unsere Kinder und Enkel in Zukunft leben werden“.
Die KfW mit Sitz in Frankfurt besitzt zwar keine Filialen und verfügt über keine Kundeneinlagen, dennoch spielt sie eine wichtige Rolle für die Wirtschaft. Die Bankengruppe mit etwas mehr als 8000 Beschäftigten (Stand: Ende 2022) versorgt Mittelständler, Häuslebauer und Studierende mit zinsgünstigen Krediten. Über die KfW Entwicklungsbank und die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) werden Entwicklungs- und Schwellenländer unterstützt. Die Tochter KfW Capital, die 2018 ihre Arbeit aufnahm, soll Start-ups mit Kapital für deren Expansion versorgen.
Immer wieder macht sich die Politik das Förderinstitut zunutze, das zu 80 Prozent dem Bund und zu 20 Prozent den Bundesländern gehört: Nach der Wiedervereinigung half die Bank, den „Aufbau Ost“ zu stemmen. Immer wieder parkte der Bund Aktienpakete ehemaliger Staatskonzerne wie Post und Telekom bei der KfW. In der Corona-Krise half die KfW zusammen mit Banken und Sparkassen Unternehmen mit Krediten, die wegen der Pandemie in Schwierigkeiten gerieten. Mehr als 155 000 kleine und mittelständische Firmen wurden seinerzeit unterstützt. Wie der Bund kann die Förderbank an den Kapitalmärkten zu vergleichsweise günstigen Konditionen Geld aufnehmen. Die KfW kann dies sogar abseits von Haushaltsdisziplin und Schuldenbremse tun.
„Wenn Sie international mit anderen Vertretern schauen, hätten viele gerne eine KfW, weil es ein sehr effektives Instrument in der Krise ist“, sagte Wintels bei einem Empfang zum Auftakt des Jubiläumsjahres. „Das ist wichtig, damit auch die Politik ihre Ziele schnell erreichen kann und Vertrauen in der Bevölkerung da ist in politisches Handeln.“ Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) betonte jedoch bei dem Empfang im Januar, die Förderbank sei „keine verlängerte Werkbank staatlicher Subventionspolitik“. Lindner bilanzierte: „Die KfW ist nicht nur Trümmerfrau, sie ist nicht nur Krisenmanagerin, sie ist auch Antreiberin.“
Die Anfänge
Ihre Arbeit nahm die damalige Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit dem Inkrafttreten des KfW-Gesetzes am 18. November 1948 auf. Amerikaner und Briten übertrugen dem Institut nach dem Zweiten Weltkrieg die Aufgabe, das zerstörte Deutschland mit Geldern aus dem Marshall-Plan wiederaufzubauen. Mit günstigen Krediten für die Industrie legte die KfW damals den Grundstein für das deutsche Wirtschaftswunder.
„Aus dem schmalbrüstigen Nachkriegskind ist ein kräftiges Institut geworden“, bilanzierte der damalige KfW-Vorstandssprecher Gert Vogt zum 50. Jubiläum des Instituts. An Aufgaben wird es dem Institut auch künftig nicht mangeln. Die Ampel-Koalition hat der KfW als „Investitions- und Innovationsagentur“ eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der Zukunftsaufgaben zugeschrieben: Energiewende, Klimawandel, Digitalisierung und Innovationsförderung.
Auch wenn es nicht ihre Hauptaufgabe ist, zählt Geldverdienen dazu. „Unser Anspruchsniveau ist es, etwa eine Milliarde Euro im Jahr zu verdienen“, sagte KfW-Chef Wintels unlängst. Der Investmentbanker und langjährige Citigroup-Manager trat seinen Job bei der Förderbank im Herbst 2021 an.
Finanzielle Pleiten
Ganz ohne Pannen kam die Förderbank allerdings nicht durch die Jahre. Die Beteiligung an der Mittelstandsbank IKB belastete die KfW mit rund zehn Milliarden Euro. Die IKB hatte sich am Markt mit US-Hypotheken verspekuliert. Im September 2008 machte die Förderbank erneut Schlagzeilen: Eine Überweisung von 320 Millionen Euro an Lehman Brothers am Tag des Insolvenzantrags der US-Investmentbank trug der KfW den Spott „Deutschlands dümmste Bank“ ein. Der damalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) schimpfte: „Bei so einer idiotischen Überweisung – da flippt sogar meine 89-jährige Mutter aus.“
Frankfurt/Main
Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Energie-Krise: Immer wieder muss die staatliche Förderbank KfW mit Rettungsmilliarden einspringen. Das vor 75 Jahren gegründete Institut ist sehr gefragt – und daran dürfte sich so schnell nichts ändern. Mehrmals sprach der amtierende Vorstandsvorsitzende Stefan Wintels in den vergangenen Monaten von einem „Jahrzehnt der Entscheidung“, in dem die Weichen dafür gestellt werden, „unter welchen Bedingungen unsere Kinder und Enkel in Zukunft leben werden“.
Die KfW mit Sitz in Frankfurt besitzt zwar keine Filialen und verfügt über keine Kundeneinlagen, dennoch spielt sie eine wichtige Rolle für die Wirtschaft. Die Bankengruppe mit etwas mehr als 8000 Beschäftigten (Stand: Ende 2022) versorgt Mittelständler, Häuslebauer und Studierende mit zinsgünstigen Krediten. Über die KfW Entwicklungsbank und die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) werden Entwicklungs- und Schwellenländer unterstützt. Die Tochter KfW Capital, die 2018 ihre Arbeit aufnahm, soll Start-ups mit Kapital für deren Expansion versorgen.
Immer wieder macht sich die Politik das Förderinstitut zunutze, das zu 80 Prozent dem Bund und zu 20 Prozent den Bundesländern gehört: Nach der Wiedervereinigung half die Bank, den „Aufbau Ost“ zu stemmen. Immer wieder parkte der Bund Aktienpakete ehemaliger Staatskonzerne wie Post und Telekom bei der KfW. In der Corona-Krise half die KfW zusammen mit Banken und Sparkassen Unternehmen mit Krediten, die wegen der Pandemie in Schwierigkeiten gerieten. Mehr als 155 000 kleine und mittelständische Firmen wurden seinerzeit unterstützt. Wie der Bund kann die Förderbank an den Kapitalmärkten zu vergleichsweise günstigen Konditionen Geld aufnehmen. Die KfW kann dies sogar abseits von Haushaltsdisziplin und Schuldenbremse tun.
„Wenn Sie international mit anderen Vertretern schauen, hätten viele gerne eine KfW, weil es ein sehr effektives Instrument in der Krise ist“, sagte Wintels bei einem Empfang zum Auftakt des Jubiläumsjahres. „Das ist wichtig, damit auch die Politik ihre Ziele schnell erreichen kann und Vertrauen in der Bevölkerung da ist in politisches Handeln.“ Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) betonte jedoch bei dem Empfang im Januar, die Förderbank sei „keine verlängerte Werkbank staatlicher Subventionspolitik“. Lindner bilanzierte: „Die KfW ist nicht nur Trümmerfrau, sie ist nicht nur Krisenmanagerin, sie ist auch Antreiberin.“
Die Anfänge
Ihre Arbeit nahm die damalige Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit dem Inkrafttreten des KfW-Gesetzes am 18. November 1948 auf. Amerikaner und Briten übertrugen dem Institut nach dem Zweiten Weltkrieg die Aufgabe, das zerstörte Deutschland mit Geldern aus dem Marshall-Plan wiederaufzubauen. Mit günstigen Krediten für die Industrie legte die KfW damals den Grundstein für das deutsche Wirtschaftswunder.
„Aus dem schmalbrüstigen Nachkriegskind ist ein kräftiges Institut geworden“, bilanzierte der damalige KfW-Vorstandssprecher Gert Vogt zum 50. Jubiläum des Instituts. An Aufgaben wird es dem Institut auch künftig nicht mangeln. Die Ampel-Koalition hat der KfW als „Investitions- und Innovationsagentur“ eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der Zukunftsaufgaben zugeschrieben: Energiewende, Klimawandel, Digitalisierung und Innovationsförderung.
Auch wenn es nicht ihre Hauptaufgabe ist, zählt Geldverdienen dazu. „Unser Anspruchsniveau ist es, etwa eine Milliarde Euro im Jahr zu verdienen“, sagte KfW-Chef Wintels unlängst. Der Investmentbanker und langjährige Citigroup-Manager trat seinen Job bei der Förderbank im Herbst 2021 an.
Finanzielle Pleiten
Ganz ohne Pannen kam die Förderbank allerdings nicht durch die Jahre. Die Beteiligung an der Mittelstandsbank IKB belastete die KfW mit rund zehn Milliarden Euro. Die IKB hatte sich am Markt mit US-Hypotheken verspekuliert. Im September 2008 machte die Förderbank erneut Schlagzeilen: Eine Überweisung von 320 Millionen Euro an Lehman Brothers am Tag des Insolvenzantrags der US-Investmentbank trug der KfW den Spott „Deutschlands dümmste Bank“ ein. Der damalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) schimpfte: „Bei so einer idiotischen Überweisung – da flippt sogar meine 89-jährige Mutter aus.“
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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