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Foto: Benno Schwinghammer, dpa
Foto: Benno Schwinghammer, dpa

#aznamnews - Stadtentwicklung

Woran man in der Stadt den Wandel erkennt
Wenn es in Städten erst schöner und dann teurer wird – das kennen viele. Aber woran sieht man eigentlich, dass eine Gegend nobler wird? Was haben Lastenräder damit zu tun?
Von Caroline Bock und Benno Schwinghammer, dpa
Erst kommen die Studenten und Künstler, dann die Cafés und Restaurants. Die teure Eisdiele mit Sorten wie Apfel-Basilikum oder Banane-Pekannuss-Ziegenmilch-Karamell. Der Laden für Retro-Fahrräder oder für dänische Teak-Möbel aus den 60er Jahren. Dann kommen die Investoren, kaufen Wohnungen und sanieren sie so teuer, dass die alteingesessenen Mieter sich diese nicht mehr leisten können. So geht nach dem gängigen Verständnis der Prozess der Gentrifizierung in den großen Städten. Vereinfacht gesagt: Es wird lebenswerter und schöner, aber das hat seinen Preis.

Schon 1981 zu BRD-Zeiten berichtete „Der Spiegel“ über Mieter-Verdrängung und Luxusmodernisierung in München-Schwabing und an der Hamburger Alster. Damals hieß es: „Bonn will die Alt-Mieter durch bessere Gesetze schützen.“ Heute hat sich die Lage so zugespitzt, dass bei der Wahl in Berlin die Mehrheit für die Enteignung von Immobilienkonzernen stimmte. Gentrifizierung ist längst ein Kampfbegriff geworden und viel erforscht.

Davon abgesehen: Wie sieht es aktuell damit aus? Woran erkennt man, dass ein Stadtviertel erst hip und dann teuer wird? Früher war es dem Klischee nach mal der Latte Macchiato, heute haben sich die Vorboten geändert. In Berlin könnte man aktuell denken: Sind es jetzt möglicherweise Lastenräder? Teure Bäckereien mit englischsprachigem Personal?

Woran erkennt man Status und Geld im Viertel? Dazu kann die Autorin und Berlin-Kennerin Tanja Dückers einiges sagen. Als Hundebesitzerin ist sie oft im Mauerpark unterwegs, gelegen zwischen dem teuren Prenzlauer Berg und den Brennpunkt-Vierteln des benachbarten Wedding. Anzeichen für Geld im Kiez: „Geschäfte mit komischen Dingen, die kein Mensch braucht.“

Ihr fällt ein Laden für Bonsai-Bäume ein, irre teuer und „totaler Humbug“. Oder typische Events einer gelangweilten Gesellschaft, etwa Läden, die ihr Geld mit Kursen zum Pralinen-Selbermachen verdienen – „Ennui-Geschichten“ nennt das Dückers (nach dem französischen Wort für Langeweile). Was sie in den vergangenen Jahren auch bemerkt hat, ist die hohe Dichte an Praxen für Therapie wie Paar-Hypnose oder für Coaching. „Ich könnte mich endlos therapieren lassen.“

Zu schwarz-weiß sollte man den Wandel einer Großstadt wie Berlin nicht sehen, macht Dückers deutlich. „Wer sich darüber echauffiert, ist ja nicht der arbeitslose Trinker, sondern Leute aus Kultur und Medien.“ Nach den ganz alten Zeiten sehnt sie sich nicht: Das West-Berlin, in dem sie aufwuchs, findet sie im Rückblick „ganz schön miefig“.

Die Berliner Autorin Ulrike Sterblich, die seit 14 Jahren im Prenzlauer Berg lebt, sieht die Debatte ebenfalls mit gemischten Gefühlen. Es gehe ja nicht darum, dass man Milch aufschäume, das könne ja jeder, sagt sie mit Blick auf die Zeiten, als Latte Macchiato und „Bionade Biedermeier“ für Gentrifizierung standen. Für sie geht es um soziale Gerechtigkeit. Wenn ein Viertel lebenswerter wird, ist das aus ihrer Sicht nicht schlecht. „Die Problematik ist, wenn die Preise explodieren und die Verdrängung beginnt.“

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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