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Britische Fahnen wehen vor Big Ben. Nach dem Brexit will Großbritannien sich auch juristisch stärker von der EU abkoppeln und in einem umstrittenen Schritt ein Gesetz zu Menschenrechten reformieren. Ziel ist vor allem, illegal eingereiste Menschen einfacher abschieben zu können. • Foto: Michael Kappeler/dpa
Britische Fahnen wehen vor Big Ben. Nach dem Brexit will Großbritannien sich auch juristisch stärker von der EU abkoppeln und in einem umstrittenen Schritt ein Gesetz zu Menschenrechten reformieren. Ziel ist vor allem, illegal eingereiste Menschen einfacher abschieben zu können. • Foto: Michael Kappeler/dpa

„Ein verdammter Albtraum“

Wenig Aussicht auf Brexit-Besserung, Regierung leugnet Kausalität
Vor einem Jahr löste Großbritannien auch wirtschaftlich die Bande mit der EU. Premierminister Johnson und seine Regierung propagieren den Weg zu einer eigenständigen Handelsnation, die ohne die Fesseln der EU am Tisch der Großen mitmischt. Stimmt das?
Von Benedikt von Imhoff, dpa LONDON Es wirkt wie eine Ironie der Geschichte, dass auch Donald Trump die Folgen des Brexits spürt. Der frühere US-Präsident hatte den britischen EU-Austritt bejubelt und verteidigt. Nun leidet auch sein Luxus-Golfhotel T
Es wirkt wie eine Ironie der Geschichte, dass auch Donald Trump die Folgen des Brexits spürt. Der frühere US-Präsident hatte den britischen EU-Austritt bejubelt und verteidigt. Nun leidet auch sein Luxus-Golfhotel Trump Turnberry in Schottland. Der Jahresbericht liest sich wie eine Zusammenfassung der Brexit-Sorgen: fehlende Arbeitskräfte wegen eines Mangels an EU-Beschäftigten, dafür höhere Kosten wegen gestiegener Zoll- und Transportgebühren. Genau das sind die Probleme vieler Unternehmen, europäischer wie britischer, ein Jahr, nachdem Großbritannien am 1. Januar 2021 auch wirtschaftlich die Bande mit der EU gelöst hat. Teurer und aufwendiger: Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht eine Branche ihre Brexit-Sorgen publik macht. Zuvorderst merkt es der britische Arbeitsmarkt. Weit mehr als eine Million freie Stellen gibt es dort. Doch worüber Finanzminister Rishi Sunak jubelt, sorgt in Supermärkten, an Tankstellen und auf Bauernhöfen für Probleme. Weil billige Arbeitskräfte aus EU-Ländern wie Polen, Rumänien oder Litauen weg bleiben, da seit dem Brexit hohe Gebühren für Arbeitsvisa fällig werden, fehlen nun Lastwagenfahrer – Regale und zeitweise Zapfsäulen blieben leer, Nachschub fehlte. Schweinebauern mussten Tausende gesunde Tiere keulen, weil in den Schlachthöfen zu wenig Metzger arbeiten. 200 000 EU-Bürger sind Schätzungen zufolge dauerhaft abgewandert. Um Lücken zu stopfen, erteilt die Regierung immer wieder neuen Berufsgruppen Ausnahmen für Arbeitsvisa. Das Wort „Brexit“ aber scheint in der Downing Street auf dem Index zu stehen. Premierminister Boris Johnson und sein Kabinett streiten regelmäßig ab, dass der EU-Austritt für die Probleme verantwortlich ist. Vielmehr beharren sie darauf, dass Großbritannien wie viele andere Länder von den Pandemie-Folgen getroffen werde. An einer Brexit-Aufarbeitung habe die Regierung kein Interesse, sagt Ulrich Hoppe, Chef der Deutsch-Britischen Handelskammer in London. Es ist aber nicht alles düster. Auch wenn Großbritannien kurz davor steht, erstmals aus den Top Ten der deutschen Außenhandelspartner rauszufallen – beim Export steht das Königreich auf einem soliden fünften Platz. Experten fragen sich aber angesichts neuer Einfuhrkontrollen, die London zum 1. Januar angekündigt hat, wie lange das noch gelten wird.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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