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Ob groß oder klein - die Körpergröße kann auch Einfluss auf Krankheitsrisiken haben.Foto: Marcel Kusch/dpa
Ob groß oder klein - die Körpergröße kann auch Einfluss auf Krankheitsrisiken haben.Foto: Marcel Kusch/dpa

Krankheitsrisiko bei wem höher?

Körpergröße spielt eine entscheidende Rolle bei Krankheiten
Kommt es etwa doch auf die Größe an? Forscher fanden heraus, dass bei großen Menschen das Risiko geringer ist, einen Herzinfarkt zu erleiden. Dafür haben sie beim Krebs die schlechteren Karten.
Von Marc Fleischmann, dpa

Berlin

Ob groß oder klein - die Körpergröße kann auch Einfluss auf Krankheitsrisiken haben. Dass die Menschen immer größer werden, ist statistisch belegt: Deutsche Männer maßen 1896 im Schnitt gut 1,67 Meter, 2021 dagegen fast 1,80 Meter. Bei den Frauen kletterte der Wert in diesem Zeitraum von 1,56 auf 1,66 Meter. Entscheidend ist natürlich, wie gesundheitsbewusst jemand seinen Alltag verbringt. Dennoch spielt auch die Größe eine Rolle.

Diabetes: Hier sind große Menschen im Vorteil. Denn die genetischen Faktoren für das Körperwachstum hängen nach Worten des Professors für klinisch-experimentelle Diabetologie am Universitätsklinikum Tübingen, Norbert Stefan, mit weniger Fettgehalt in der Leber und einer besseren Insulin-Empfindlichkeit zusammen. Diese beiden Faktoren sorgten dafür, dass Große weniger an Diabetes erkranken. Bei kleinen Menschen kommt es dagegen zu einer schlechteren Verwertung von Glukose, dadurch bekommen sie im Schnitt eher Diabetes.

Herz: Die Körpergröße kann auch Einfluss auf das Risiko haben, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu bekommen. Dazu wurden von der Uniklinik Düsseldorf die Daten von knapp 660 000 Patienten ausgewertet - mit dem Ergebnis: Kleinere Frauen und Männer erkranken wahrscheinlicher als große an Bluthochdruck oder bekommen einen Schlaganfall, bei dem Gehirngewebe abstirbt.

Nach Auskunft von Prof. Stefan aus Tübingen sind große Menschen gleich mehrfach im Vorteil. Er zählt auf: „Fettsäuren weniger, LDL Cholesterin niedriger, Glukose niedriger und Hepatokine (Leberproteine) günstiger.“ Das heißt addiert: Große Menschen haben ein geringeres Herzinfarktrisiko.

Thrombosen: Hier sind große Menschen eindeutig im Nachteil. „Je länger die Extremitäten desto länger muss das Blut bis hoch zum Herz gepumpt werden“, veranschaulicht Prof. Stefan. Die Thrombosen entstehen nach seinen Worten bis zu 90 Prozent in den tiefen Beinvenen und können zu einer Lungenembolie führen.

Auch Kollege Kostev kommt mit dem Internisten-Team in Düsseldorf zum Fazit, dass die Gefahr einer Erkrankung je zehn Zentimeter Körpergröße um 23 Prozent zunimmt. Auch ein Blick in eine schwedische Analyse aus dem Jahr 2017 zeigt: Große Menschen haben ein höheres Thromboserisiko.

Krebs: Auch beim Krebs besteht ein Zusammenhang zwischen Körpergröße und Häufigkeit der Krankheit. Der Vergleich der Daten durch die Uniklinik Düsseldorf ergab, dass größere Patienten anfälliger sind. Das Risiko erhöht sich bei Frauen um elf Prozent und bei Männern um sechs Prozent je zehn Zentimeter Zunahme bei der Körpergröße.

Ein Grund für immer größere Menschen sieht Prof. Stefan unter anderem im vermehrten Verzehr von Milchprodukten und rotem Fleisch. Er verweist in dem Zusammenhang auf China, wo die Körpergröße seit Jahren zunehme. Ein übermäßiger tierischer Eiweißkonsum aktiviere Wachstumsgene und reguliere diese nach oben.

Rücken: „Ein Zusammenhang zwischen Körpergröße und Kreuzschmerzen wird immer postuliert, ist aber nicht bewiesen“, sagt Bernd Kladny, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie. Die Belastung sei bei großen Menschen zwar höher, wenn sie sich zum Beispiel nach vorn beugen und etwas aufheben, „sie haben aber auch eine andere Anatomie mit kräftigeren Muskeln als kleine Menschen“. Es gebe sehr viele Faktoren, die zu Rückenschmerzen beitragen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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