Sittenpflicht statt Studium
In Afghanistan sind nun seit drei Jahren die Taliban an der Macht
Nach dem Scheitern des NATO-Einsatzes in Afghanistan fiel das Land 2021 in die Hände der Taliban. Die radikal-islamistischen Terroristen setzen Sittenvorschriften durch und beschränken Frauenrechte. Wie sich das Leben trotz Frieden für die Menschen verschlechtert hat und was von der Hoffnung übrigbleibt.
Von Nabila Lalee und Anne-Beatrice Clasmann, Deutsche Presse Agentur Kabul Sommerliche Hitze herrscht in Kabul, die Luft ist trocken. Auf den Straßen der afghanischen Hauptstadt drängen sich Männer und Frauen in Basaren vorbei an Ständen mit gegrillten Fleischspießen und bunten Schaufensterpuppen, die auf Anordnung der Taliban bedeckte Köpfe haben. Autos schieben sich im dichten Verkehr vorbei an Straßenhändlern oder Kontrollposten, an denen bewaffnete Taliban prüfende Blicke in Fahrzeuge werfen. Kabul sei eine Stadt, die immer lebendig sei, erzählt ein Bewohner der Stadt. „Die Menschen machen auch in diesen Zeiten mit ihrem Leben weiter, irgendwie.“
Nach der Flucht des Präsidenten Aschraf Ghani und dem Zusammenbruch der vom Westen gestützten Regierung blieb eine traumatisierte und kriegsmüde Bevölkerung zurück, die unter den Taliban seither weitgehend international isoliert lebt und mit hoher Armut kämpft.
„Meine Stadt hat sich massiv verändert, für uns Frauen ist es nicht leicht, frei herumzulaufen“, schildert Mina ihr heutiges Leben. Vor dem Regierungswechsel studierte die junge Frau aus Kabul Betriebswirtschaftslehre, erzählt sie, traf sich mit ihren Freundinnen im Café und träumte von einer Zukunft als Unternehmerin.
Nun fürchte sie draußen die Sittenwächter, die durch die Straßen patrouillieren. Erst vor wenigen Tagen hätten sie Beamte angehalten und sie „trotz der Hitze“ aufgefordert, ihr Gesicht zu bedecken. „Ich war geschockt und voller Angst, und mir haben die Worte gefehlt.“
Vor allem die Beschneidung von Frauenrechten, darunter der Ausschluss von Frauen aus Universitäten und Schulen ab der siebten Klasse, sorgt weiter für internationale Empörung und eine weitgehende Isolierung Afghanistans. Nach drei Jahren hat weiter kein Land der Welt die Taliban als offizielle Regierung anerkannt. Regionale Nachbarländer haben einen pragmatischeren Umgang mit Kabul gefunden.
Auch in Deutschland ist das öffentliche Interesse an der Lage in Afghanistan und dem Schicksal Schutz suchender Afghaninnen und Afghanen sichtlich zurückgegangen.
Gleichzeitig denkt die Bundesregierung nach dem tödlichen Messerangriff in Mannheim, bei dem ein Mann aus Afghanistan auf mehrere Menschen einstach, wieder über Abschiebungen Richtung Afghanistan nach. Da die Bundesregierung keine diplomatischen Beziehungen zur Taliban-Regierung unterhält und daran auch festhalten will, wird nun geprüft, ob Rückführungen über einen Nachbarstaat wie etwa Usbekistan möglich sind.
„Der Westen befindet sich beim Umgang mit den Taliban in einer Sackgasse“, sagt der Afghanistan-Experte Thomas Ruttig. Die Taliban hätten gezeigt, dass sie sich mit der bisherigen Strategie nicht beeinflussen lassen. Es gelte, Programme zu entwickeln, die eine Entwicklung ermöglichen, etwa beim Thema Bewässerungswirtschaft. Wichtig sei dabei, dass afghanische Expertinnen und Experten daran teilnähmen.
Die junge Kabulerin Mina will trotz allem nicht aufgeben. „Zurzeit setze ich mich für Frauenrechte ein, außerdem führe ich heimlich ein Unternehmen, über das ich Kleidung im afghanischen Stil entwerfe.“ Ihr Traum sei es, dass alle Universitäten und Schulen für Mädchen und Frauen geöffnet werden und sie ohne männliche Begleitung durch das Land reisen könnten. „Ich möchte sehen, dass sie Freiheit haben.”
Nach der Flucht des Präsidenten Aschraf Ghani und dem Zusammenbruch der vom Westen gestützten Regierung blieb eine traumatisierte und kriegsmüde Bevölkerung zurück, die unter den Taliban seither weitgehend international isoliert lebt und mit hoher Armut kämpft.
„Meine Stadt hat sich massiv verändert, für uns Frauen ist es nicht leicht, frei herumzulaufen“, schildert Mina ihr heutiges Leben. Vor dem Regierungswechsel studierte die junge Frau aus Kabul Betriebswirtschaftslehre, erzählt sie, traf sich mit ihren Freundinnen im Café und träumte von einer Zukunft als Unternehmerin.
Nun fürchte sie draußen die Sittenwächter, die durch die Straßen patrouillieren. Erst vor wenigen Tagen hätten sie Beamte angehalten und sie „trotz der Hitze“ aufgefordert, ihr Gesicht zu bedecken. „Ich war geschockt und voller Angst, und mir haben die Worte gefehlt.“
Vor allem die Beschneidung von Frauenrechten, darunter der Ausschluss von Frauen aus Universitäten und Schulen ab der siebten Klasse, sorgt weiter für internationale Empörung und eine weitgehende Isolierung Afghanistans. Nach drei Jahren hat weiter kein Land der Welt die Taliban als offizielle Regierung anerkannt. Regionale Nachbarländer haben einen pragmatischeren Umgang mit Kabul gefunden.
Auch in Deutschland ist das öffentliche Interesse an der Lage in Afghanistan und dem Schicksal Schutz suchender Afghaninnen und Afghanen sichtlich zurückgegangen.
Gleichzeitig denkt die Bundesregierung nach dem tödlichen Messerangriff in Mannheim, bei dem ein Mann aus Afghanistan auf mehrere Menschen einstach, wieder über Abschiebungen Richtung Afghanistan nach. Da die Bundesregierung keine diplomatischen Beziehungen zur Taliban-Regierung unterhält und daran auch festhalten will, wird nun geprüft, ob Rückführungen über einen Nachbarstaat wie etwa Usbekistan möglich sind.
„Der Westen befindet sich beim Umgang mit den Taliban in einer Sackgasse“, sagt der Afghanistan-Experte Thomas Ruttig. Die Taliban hätten gezeigt, dass sie sich mit der bisherigen Strategie nicht beeinflussen lassen. Es gelte, Programme zu entwickeln, die eine Entwicklung ermöglichen, etwa beim Thema Bewässerungswirtschaft. Wichtig sei dabei, dass afghanische Expertinnen und Experten daran teilnähmen.
Die junge Kabulerin Mina will trotz allem nicht aufgeben. „Zurzeit setze ich mich für Frauenrechte ein, außerdem führe ich heimlich ein Unternehmen, über das ich Kleidung im afghanischen Stil entwerfe.“ Ihr Traum sei es, dass alle Universitäten und Schulen für Mädchen und Frauen geöffnet werden und sie ohne männliche Begleitung durch das Land reisen könnten. „Ich möchte sehen, dass sie Freiheit haben.”
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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