Wasserknappheit verhindern
Vorbild Windhoek: US-Städte schauen nach Namibia auf der Suche nach Technologien
Weltweit sorgen sich Städte um die Versorgung ihrer Bewohner mit Trinkwasser. Auch in den USA bekommen die Menschen die Folgen des Klimawandels und schwindender Wasserressourcen zu spüren. Vorbild für die Verwendung neuer Technologien der Trinkwasserversorgung ist: Namibias Hauptstadt Windhoek.
Von Katharina Moser, Windhoek
Die Sorgen um Wasserknappheit und Versorgungssicherheit wachsen weltweit – und die Suche nach innovativen, nachhaltigen Wasserversorgungstechnologien dauert an. Dabei könnte ausgerechnet Namibia ein entscheidendes Vorbild sein. Während US-amerikanische Städte nach Wegen suchen, Wasser zu sparen und nachhaltig zu gewinnen, schauen Wissenschaftler und Politiker nach Windhoek. Wie der Umweltjournalist Eddie Clayton in einem Bericht im Nature-Magazin vergangenen Dezember argumentiert, ist die Technologie der direkten Trinkwasserwiederverwendung (DPR) bei der Goreangab Water Reclamation Plant solch ein uneingeschränkter Erfolg, dass Städte weltweit das Modell kopieren wollen.
Dem Autor zufolge war die Goreangab Water Reclamation Plant (GWRP) nach achtjährigen Pilotstudien war die erste Anlage der Welt, die gereinigtes Trinkwasser direkt aus Abwasser produziert. Die Anlage in Windhoek verwende ein Verfahren zur direkten Wiederverwendung von Trinkwasser (Direct Potable Reuse, DPR), bei dem Schadstoffe und Verunreinigungen aus dem Abwasser durch ein Verfahren mit mehreren Barrieren entfernt würden, bevor es innerhalb von 24 Stunden als gereinigtes und sicheres Wasser in die Trinkwasserversorgung eingeleitet werde, so Clayton. Die alte Anlage aus den 60er Jahren wurde 2002 durch die „New Goreangab Wastewater Reclamation Plant“ (NGWRP) ersetzt. Heute produziere die Anlage täglich bis zu 25 000 Kiloliter Trinkwasser, also bis zu 35 % des Verbrauchs der Stadt.
In seinem Bericht sagt Clayton: „Windhoek bietet ein Modell für 55 Jahre an Daten und Beweisen für eine sichere Praxis. Die Daten aus Namibia haben dazu beigetragen, die Regulierungsbehörden in den USA davon zu überzeugen, dass das Verfahren sicher ist, und die Bedenken der Öffentlichkeit zu zerstreuen. Sie waren auch ein Erfolgsmodell für die beteiligten Ingenieure.“ In den letzten Jahren hätten Delegationen aus Frankreich, Deutschland, Indien, Australien, Singapur, den Vereinigten Staaten, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Südafrika und Mosambik Windhoek besucht, um das NGWRP zu besichtigen. Das Interesse an der Anlage sei mit der Sorge um die Wasserknappheit gewachsen.
Erste Anlage in Texas
In El Paso, Texas, soll in Anlehnung an das namibische Modell die erste DPR-Anlage der USA gebaut werden, in der wie in Namibia das wiederaufbereitete Wasser direkt in die Trinkwasserversorgung eingespeist wird. El Paso Water plant nach eigenen Angaben eine fortschrittliche Wasseraufbereitungsanlage, die bis zu 10 Millionen Gallonen Wasser pro Tag produzieren wird, um die Trinkwasserversorgung der Stadt zu ergänzen. Christina Montoya, eine Sprecherin von El Paso Water, sagte laut Claytons Bericht, sie habe Namibia als Beispiel genommen, um die Menschen in El Paso für eine neue Anlage in Texas zu begeistern.
Arizona sucht ebenfalls Alternativen
Auch Phoenix, Arizona, bekommt zusehends die Folgen des immer weiter schwindenden Colorado River zu spüren: Aufgrund von Klimawandel und übermäßiger Nutzung fließt dort immer weniger Wasser. Die Stadt sucht daher nach alternativen Trinkwasserquellen – und stieß auf die DPR-Methode, die in Windhoek so gut funktioniert. Eine Multimilliarden-Dollar-Anlage soll Abwasser in Trinkwasser umwandeln und den Städten, die mit einer Verringerung der Wassermenge aus dem Colorado River konfrontiert sind, eine Atempause verschaffen. Die Anlage soll genug Wasser für 200 000 Haushalte pro Jahr aufbereiten.
Clayton zitiert in seinem Bericht auch Troy Walker, stellvertretender Vorsitzender von Hazen and Sawyer, einem Umwelttechnikunternehmen, das an der Durchführung von Projekten zur Wiederverwendung von Trinkwasser in den USA mitwirkt, die seit 2001 von einer Megadürre betroffen sind. Walker wirkte an der Ausarbeitung der DPR-Vorschriften in Arizona mit und besuchte die Anlage in Windhoek im Jahr 2022, um Inspiration zu finden. „Es ging darum, den Erfolg ihres Systems zu sehen und dann einige der technischen Details zu betrachten und zu überlegen, wie das in einer amerikanischen oder australischen Anlage aussehen könnte“, sagt Walker demnach. „[Windhoek] hat dazu beigetragen, dass in der Industrie viele Diskussionen geführt werden. [Innovation] muss nicht nur aus Kalifornien oder Texas kommen“.
Die Anlage in Arizona ist aber noch keine Realität – denn, um ihren Bau zu finanzieren, müssen sich weitere Städte im Umkreis beteiligen, und einige sind skeptisch. Doch laut der regionalen Zeitung Arizona Republic kann Phoenix durch Wasseraufbereitungstechnologien wie DPR etwa 40 % des Wassers wiederverwenden, das an die Haushalte weitergeleitet wird. Das Wasser sei durch komplexe wiederholte Reinigungsprozesse sauber und sicher. Gleichzeitig reicht DPR als Trinkwasserquelle allein nicht aus – Haushalte werden immer eine erste Frischwasserquelle benötigen. „Die Bewohner können mit recyceltem Abwasser nicht überleben, denn jedes Mal, wenn das Wasser den Prozess durchläuft, geht ein Teil für die Verwendung im Freien verloren“, so Arizona Republic. Dennoch ist die Methode ein wichtiger Baustein, um Trinkwasserknappheit in den USA für die Zukunft zu verhindern – nach dem Vorbild Windhoeks.
Die Sorgen um Wasserknappheit und Versorgungssicherheit wachsen weltweit – und die Suche nach innovativen, nachhaltigen Wasserversorgungstechnologien dauert an. Dabei könnte ausgerechnet Namibia ein entscheidendes Vorbild sein. Während US-amerikanische Städte nach Wegen suchen, Wasser zu sparen und nachhaltig zu gewinnen, schauen Wissenschaftler und Politiker nach Windhoek. Wie der Umweltjournalist Eddie Clayton in einem Bericht im Nature-Magazin vergangenen Dezember argumentiert, ist die Technologie der direkten Trinkwasserwiederverwendung (DPR) bei der Goreangab Water Reclamation Plant solch ein uneingeschränkter Erfolg, dass Städte weltweit das Modell kopieren wollen.
Dem Autor zufolge war die Goreangab Water Reclamation Plant (GWRP) nach achtjährigen Pilotstudien war die erste Anlage der Welt, die gereinigtes Trinkwasser direkt aus Abwasser produziert. Die Anlage in Windhoek verwende ein Verfahren zur direkten Wiederverwendung von Trinkwasser (Direct Potable Reuse, DPR), bei dem Schadstoffe und Verunreinigungen aus dem Abwasser durch ein Verfahren mit mehreren Barrieren entfernt würden, bevor es innerhalb von 24 Stunden als gereinigtes und sicheres Wasser in die Trinkwasserversorgung eingeleitet werde, so Clayton. Die alte Anlage aus den 60er Jahren wurde 2002 durch die „New Goreangab Wastewater Reclamation Plant“ (NGWRP) ersetzt. Heute produziere die Anlage täglich bis zu 25 000 Kiloliter Trinkwasser, also bis zu 35 % des Verbrauchs der Stadt.
In seinem Bericht sagt Clayton: „Windhoek bietet ein Modell für 55 Jahre an Daten und Beweisen für eine sichere Praxis. Die Daten aus Namibia haben dazu beigetragen, die Regulierungsbehörden in den USA davon zu überzeugen, dass das Verfahren sicher ist, und die Bedenken der Öffentlichkeit zu zerstreuen. Sie waren auch ein Erfolgsmodell für die beteiligten Ingenieure.“ In den letzten Jahren hätten Delegationen aus Frankreich, Deutschland, Indien, Australien, Singapur, den Vereinigten Staaten, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Südafrika und Mosambik Windhoek besucht, um das NGWRP zu besichtigen. Das Interesse an der Anlage sei mit der Sorge um die Wasserknappheit gewachsen.
Erste Anlage in Texas
In El Paso, Texas, soll in Anlehnung an das namibische Modell die erste DPR-Anlage der USA gebaut werden, in der wie in Namibia das wiederaufbereitete Wasser direkt in die Trinkwasserversorgung eingespeist wird. El Paso Water plant nach eigenen Angaben eine fortschrittliche Wasseraufbereitungsanlage, die bis zu 10 Millionen Gallonen Wasser pro Tag produzieren wird, um die Trinkwasserversorgung der Stadt zu ergänzen. Christina Montoya, eine Sprecherin von El Paso Water, sagte laut Claytons Bericht, sie habe Namibia als Beispiel genommen, um die Menschen in El Paso für eine neue Anlage in Texas zu begeistern.
Arizona sucht ebenfalls Alternativen
Auch Phoenix, Arizona, bekommt zusehends die Folgen des immer weiter schwindenden Colorado River zu spüren: Aufgrund von Klimawandel und übermäßiger Nutzung fließt dort immer weniger Wasser. Die Stadt sucht daher nach alternativen Trinkwasserquellen – und stieß auf die DPR-Methode, die in Windhoek so gut funktioniert. Eine Multimilliarden-Dollar-Anlage soll Abwasser in Trinkwasser umwandeln und den Städten, die mit einer Verringerung der Wassermenge aus dem Colorado River konfrontiert sind, eine Atempause verschaffen. Die Anlage soll genug Wasser für 200 000 Haushalte pro Jahr aufbereiten.
Clayton zitiert in seinem Bericht auch Troy Walker, stellvertretender Vorsitzender von Hazen and Sawyer, einem Umwelttechnikunternehmen, das an der Durchführung von Projekten zur Wiederverwendung von Trinkwasser in den USA mitwirkt, die seit 2001 von einer Megadürre betroffen sind. Walker wirkte an der Ausarbeitung der DPR-Vorschriften in Arizona mit und besuchte die Anlage in Windhoek im Jahr 2022, um Inspiration zu finden. „Es ging darum, den Erfolg ihres Systems zu sehen und dann einige der technischen Details zu betrachten und zu überlegen, wie das in einer amerikanischen oder australischen Anlage aussehen könnte“, sagt Walker demnach. „[Windhoek] hat dazu beigetragen, dass in der Industrie viele Diskussionen geführt werden. [Innovation] muss nicht nur aus Kalifornien oder Texas kommen“.
Die Anlage in Arizona ist aber noch keine Realität – denn, um ihren Bau zu finanzieren, müssen sich weitere Städte im Umkreis beteiligen, und einige sind skeptisch. Doch laut der regionalen Zeitung Arizona Republic kann Phoenix durch Wasseraufbereitungstechnologien wie DPR etwa 40 % des Wassers wiederverwenden, das an die Haushalte weitergeleitet wird. Das Wasser sei durch komplexe wiederholte Reinigungsprozesse sauber und sicher. Gleichzeitig reicht DPR als Trinkwasserquelle allein nicht aus – Haushalte werden immer eine erste Frischwasserquelle benötigen. „Die Bewohner können mit recyceltem Abwasser nicht überleben, denn jedes Mal, wenn das Wasser den Prozess durchläuft, geht ein Teil für die Verwendung im Freien verloren“, so Arizona Republic. Dennoch ist die Methode ein wichtiger Baustein, um Trinkwasserknappheit in den USA für die Zukunft zu verhindern – nach dem Vorbild Windhoeks.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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