„Unsere Vergangenheit umarmen“
Tokio Hotel mit neuem Album „2001“
Tokio Hotel wirft im neuen Album einen Blick zurück. Der Sound? Ganz anders als in den 2000er-Jahren. Fans der ersten Stunde dürften beim Zuhören trotzdem nostalgisch werden.
Von Sophie Brössler, dpa
Berlin
Wer heute an Tokio Hotel denkt, hat ziemlich schnell ein bestimmtes Lied im Kopf. Die Debütsingle „Durch den Monsun“ hat der Band 2005 schlagartig den großen Durchbruch verschafft. Mit dem Song kamen Tokio Hotel nicht nur durch den Monsun und hinter die Welt – sondern auch in den deutschen Charts ganz nach oben. Die Band füllte riesige Konzerthallen und brachte jede Menge kreischende Teenie-Fans an ihre Grenzen.
Und wer einmal mit so einem Song beginnt, der kann es wieder tun: „Durch den Monsun 2020“, eine elektronisch angehauchte und sanftere Neuversion des Hits, ist der Opener des sechsten Studioalbums der Band. Fünf Jahre mussten Tokio-Hotel-Fans auf ein neues Album warten. Die Hälfte der Lieder darauf veröffentlichten die Musiker aber bereits im Vorfeld.
Mit acht neuen Songs erscheint das Album an diesem Freitag. Es trägt den Titel „2001“: ein Verweis auf das Gründungsjahr der Band. Die Zwillinge Bill und Tom Kaulitz trafen damals in ihrer Heimatstadt Magdeburg auf Bassist Gustav Schäfer und Gitarrist Georg Listing.
Heute sind die Vier in ihren Dreißigern und leben quasi in einer Band-Fernbeziehung: Tom und Bill wohnen in den USA, Gustav und Georg sind in Deutschland Zuhause. Der melancholische Song „When We Were Younger“ handelt von dieser Zerreißprobe – aber auch von der anhaltenden Freundschaft. Denn die Musik verbindet noch heute. „Unsere Herzen schlagen immer noch gleich, von Berlin nach LA, die gleichen Sterne, unter denen wir stehen“, heißt es darin auf Englisch. „Wir können irgendwie jetzt auch unsere Vergangenheit wieder umarmen“, sagte Leadsänger Bill Kaulitz im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur im September. „Und haben auch mal wieder Zeit gehabt, wirklich zu viert einfach im Studio zu sein.“
Der rockige und laute Tokio-Hotel-Sound der 2000er – für den viele ausländische Fans damals sogar extra Deutsch lernten – bleibt auf dem neuen Album eher aus. Auch auf den vorherigen Alben („Dream Machine“, „Kings of Suburbia“) waren die meisten Songs auf Englisch. Musikalisch gehen die Lieder heute mehr in Richtung Pop und Elektro. Etwa „White Lies“ (2021): Den Elektro- und Titelsong von „Germany's Next Topmodel“ produzierte die Band mit dem DJ-Duo VIZE. „Wir haben ja viel ausprobiert und sind vom Rock ein bisschen weg eher in Richtung Pop gegangen, haben jetzt auch ein paar Dance Nummern gemacht“, sagte Kaulitz der dpa. Das „bunte Album“ vereine diese musikalischen Ausflüge.
Die Lieder auf „2001“ handeln von Liebeskummer („Bad Love“) und Einsamkeit („Here Comes The Night“). Der Soft-Rock- und Elekro-Song „Runanway“ beschreibt das Gefühl, nie wirklich anzukommen und ausbrechen zu müssen. In der sanften Ballade „Ain't Happy“ singt Bill von Realitätsflucht und der Suche nach dem Zugehörigkeitsgefühl. Ein besonders schönes Lied auf dem Album ist das ruhige und intime Duett „Just A Moment“ mit der kanadischen Newcomerin Vvaves. Begleitet werden die beiden nur von einer Akkustikgitarre.
Zusammenarbeiten mit anderen Künstlern? Das war vor einigen Jahren für Tokio Hotel nicht so einfach denkbar. Früher habe die Band „alles alleine machen“ wollen, erklärte Bill. Während der Corona-Zeit konnten sich die Musiker jedoch wieder mehr auf andere Songschreiber und Produzenten einlassen. So auch auch für den Dance-Song „Happy People“ mit dem isländischen Electronica-Musiker und ehemaligem ESC-Teilnehmer Daði Freyr („10 Years“). Der Uptempo-Track über gespielt fröhliche Menschen hat das Potenzial zum Dauer-Ohrwurm – und Tanzen lässt es sich dazu auch. Zumindest beweist die Band das gemeinsam mit Toms Ehefrau Heidi Klum auf TikTok.
Ein für die Band ungewöhnlich unbeschwertes Lied ist „Smells like Summer“. Der Name ist Programm, dazu wird im Takt geschnipst und gepfiffen. „Ich würde sagen, das ist das einzige fröhliche und positive Lied“, sagte Bill Kaulitz zuletzt in einem TikTok-Video. In diesem Punkt ist sich die Band seit ihrem ersten Studioalbum „Schrei“ (2005) treu geblieben. „Eigentlich schreiben wir keine fröhlichen Lieder“, so der 33-Jährige.
Mit dem Song „Back To The Ocean“ endet das Album. “Wenn ich die Zeit nur ein bisschen zurückdrehen könnte“, wünscht sich Bill darin auf Englisch. Auch die Fans könnten sich beim Zuhören danach sehnen – und wieder in Teenie-Erinnerungen schwelgen. Auffrischen könnte man die dann im kommenden Jahr: 2023 sind Tokio Hotel wieder live zu sehen und ziehen auf der „Beyond The World Tour“ durch Europa.
Berlin
Wer heute an Tokio Hotel denkt, hat ziemlich schnell ein bestimmtes Lied im Kopf. Die Debütsingle „Durch den Monsun“ hat der Band 2005 schlagartig den großen Durchbruch verschafft. Mit dem Song kamen Tokio Hotel nicht nur durch den Monsun und hinter die Welt – sondern auch in den deutschen Charts ganz nach oben. Die Band füllte riesige Konzerthallen und brachte jede Menge kreischende Teenie-Fans an ihre Grenzen.
Und wer einmal mit so einem Song beginnt, der kann es wieder tun: „Durch den Monsun 2020“, eine elektronisch angehauchte und sanftere Neuversion des Hits, ist der Opener des sechsten Studioalbums der Band. Fünf Jahre mussten Tokio-Hotel-Fans auf ein neues Album warten. Die Hälfte der Lieder darauf veröffentlichten die Musiker aber bereits im Vorfeld.
Mit acht neuen Songs erscheint das Album an diesem Freitag. Es trägt den Titel „2001“: ein Verweis auf das Gründungsjahr der Band. Die Zwillinge Bill und Tom Kaulitz trafen damals in ihrer Heimatstadt Magdeburg auf Bassist Gustav Schäfer und Gitarrist Georg Listing.
Heute sind die Vier in ihren Dreißigern und leben quasi in einer Band-Fernbeziehung: Tom und Bill wohnen in den USA, Gustav und Georg sind in Deutschland Zuhause. Der melancholische Song „When We Were Younger“ handelt von dieser Zerreißprobe – aber auch von der anhaltenden Freundschaft. Denn die Musik verbindet noch heute. „Unsere Herzen schlagen immer noch gleich, von Berlin nach LA, die gleichen Sterne, unter denen wir stehen“, heißt es darin auf Englisch. „Wir können irgendwie jetzt auch unsere Vergangenheit wieder umarmen“, sagte Leadsänger Bill Kaulitz im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur im September. „Und haben auch mal wieder Zeit gehabt, wirklich zu viert einfach im Studio zu sein.“
Der rockige und laute Tokio-Hotel-Sound der 2000er – für den viele ausländische Fans damals sogar extra Deutsch lernten – bleibt auf dem neuen Album eher aus. Auch auf den vorherigen Alben („Dream Machine“, „Kings of Suburbia“) waren die meisten Songs auf Englisch. Musikalisch gehen die Lieder heute mehr in Richtung Pop und Elektro. Etwa „White Lies“ (2021): Den Elektro- und Titelsong von „Germany's Next Topmodel“ produzierte die Band mit dem DJ-Duo VIZE. „Wir haben ja viel ausprobiert und sind vom Rock ein bisschen weg eher in Richtung Pop gegangen, haben jetzt auch ein paar Dance Nummern gemacht“, sagte Kaulitz der dpa. Das „bunte Album“ vereine diese musikalischen Ausflüge.
Die Lieder auf „2001“ handeln von Liebeskummer („Bad Love“) und Einsamkeit („Here Comes The Night“). Der Soft-Rock- und Elekro-Song „Runanway“ beschreibt das Gefühl, nie wirklich anzukommen und ausbrechen zu müssen. In der sanften Ballade „Ain't Happy“ singt Bill von Realitätsflucht und der Suche nach dem Zugehörigkeitsgefühl. Ein besonders schönes Lied auf dem Album ist das ruhige und intime Duett „Just A Moment“ mit der kanadischen Newcomerin Vvaves. Begleitet werden die beiden nur von einer Akkustikgitarre.
Zusammenarbeiten mit anderen Künstlern? Das war vor einigen Jahren für Tokio Hotel nicht so einfach denkbar. Früher habe die Band „alles alleine machen“ wollen, erklärte Bill. Während der Corona-Zeit konnten sich die Musiker jedoch wieder mehr auf andere Songschreiber und Produzenten einlassen. So auch auch für den Dance-Song „Happy People“ mit dem isländischen Electronica-Musiker und ehemaligem ESC-Teilnehmer Daði Freyr („10 Years“). Der Uptempo-Track über gespielt fröhliche Menschen hat das Potenzial zum Dauer-Ohrwurm – und Tanzen lässt es sich dazu auch. Zumindest beweist die Band das gemeinsam mit Toms Ehefrau Heidi Klum auf TikTok.
Ein für die Band ungewöhnlich unbeschwertes Lied ist „Smells like Summer“. Der Name ist Programm, dazu wird im Takt geschnipst und gepfiffen. „Ich würde sagen, das ist das einzige fröhliche und positive Lied“, sagte Bill Kaulitz zuletzt in einem TikTok-Video. In diesem Punkt ist sich die Band seit ihrem ersten Studioalbum „Schrei“ (2005) treu geblieben. „Eigentlich schreiben wir keine fröhlichen Lieder“, so der 33-Jährige.
Mit dem Song „Back To The Ocean“ endet das Album. “Wenn ich die Zeit nur ein bisschen zurückdrehen könnte“, wünscht sich Bill darin auf Englisch. Auch die Fans könnten sich beim Zuhören danach sehnen – und wieder in Teenie-Erinnerungen schwelgen. Auffrischen könnte man die dann im kommenden Jahr: 2023 sind Tokio Hotel wieder live zu sehen und ziehen auf der „Beyond The World Tour“ durch Europa.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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