Warum Banksys Kunst oft verschwindet
Kaum taucht ein Banksy-Motiv auf, ist es oft fast schon wieder verschwunden. So auch bei seinem neuesten Werk in Südengland. Dabei lässt sich der Künstler mittlerweile einiges dagegen einfallen.
Von Larissa Schwedes, dpa
Margate
Nur wenige Stunden blieb „Valentine's Day Mascara“ unangetastet. Das neue Werk des mysteriösen Street-Art-Künstlers Banksy - wie üblich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion an eine Hauswand in Margate in der südostenglischen Grafschaft Kent gesprüht - hat wenige Tage nach seinem Auftauchen am Valentinstag schon einiges mitgemacht. Zentraler Bestandteil ist eine echte Tiefkühltruhe, die jedoch nicht lange am Ort des Geschehens stehen blieb. Am Fall des Truhen-Dramas mit mehreren Akten zeigt sich exemplarisch, welche Interessen bei Banksys Kunst aufeinanderprallen.
Ohne die Truhe macht das jüngste Werk wenig Sinn: Es zeigt eine Frau im Stil der 1950er Jahre mit Schürze und gelben Handschuhen, sie hat ein blaues Auge, ihr fehlt ein Zahn - und offenbar hat sie soeben ihren Partner in eine Gefriertruhe geschubst. Aus der - echten - Truhe ragen zwei dahinter an die Wand gemalte Beine.
Der Valentinstag war jedoch gerade erst einige Stunden alt, als die Kühltruhe zum ersten Mal verschwand - aus Gründen der Gesundheit und Sicherheit, wie der Gemeinderat wenig später pflichtschuldig mitteilte. Einen Tag später stand die Truhe wieder an Ort und Stelle, bevor sie am Donnerstag erneut verschwand. Diesmal hatte eine Londoner Galerie sie in Absprache mit dem Hausbesitzer eingelagert, um sie später anderswo mit dem Rest des Werkes wiederzuvereinigen.
Das Hin und Her an der zuvor völlig unscheinbaren Hauswand im südenglischen Margate steht sinnbildlich für das Spannungsfeld, in dem sich der Ausnahmekünstler bewegt. Banksy selbst wählt für seine Kunst immer wieder Orte aus, die von anderen gemieden werden. Wie kürzlich rund um Kiew verziert er Kriegs- und Krisengebiete mit seinen Werken, bevor wieder - wie vor zwei Jahren in Nottingham oder jetzt in Margate - Banksy-Motive an Orten auftauchen, an denen wohl niemand damit gerechnet hat. Dabei macht er auf gesellschaftliche Probleme aufmerksam, wie aktuell auf häusliche Gewalt.
„Er geht in die Viertel, die es wirklich nötig haben», sagt der Kunsthistoriker Ulrich Blanché von der Universität Heidelberg. „Er weiß: Egal, wo ich ein Werk hinterlasse, es wird eine Sehenswürdigkeit.“ Banksy habe die Macht, bestimmten Gemeinschaften und Orten gezielt ein Geschenk zu machen.
Gleichzeitig ist mittlerweile jedes neue Original Millionen wert. Für die Kunstwelt ist es daher keine Option, einen Banksy Banksy sein zu lassen und den Brennpunkten ihre Sehenswürdigkeiten zu überlassen. So sind üblicherweise schnell Spezialisten vor Ort, die verhüllen, schneiden und fräsen, bis das Werk sorgfältig verpackt abtransportiert und in die Galerien der Metropolen gefahren wird.
Banksys Abneigung gegen den konventionellen Kunstbetrieb ist bekannt. Legendär wurde das gerahmte „Girl with Balloon“-Motiv, das sich während einer Auktion in London vom Bilderrahmen durch einen eingebauten Schredder selbst zerstörte.
Experte Blanché sieht auch in den jüngeren Street-Art-Werken einen Trend des Künstlers, es der Szene zumindest nicht leicht zu machen. „Er macht es immer schwerer, seine Werke von ihrem Entstehungsort zu entfernen“, so der Kunsthistoriker, der sich bereits seit Jahrzehnten mit Banksy intensiv auseinandersetzt. „Er erschwert es den Leuten, Geld daraus zu machen.“ So arbeite Banksy seit 10 bis 15 Jahren zunehmend dreidimensional und beziehe Umgebungsobjekte ein. „Das ist auch ein Appell an Betrachter: Hey, da stehen irgendwelche Sachen rum, macht was damit. Seht Kunst darin.“
Dass die Werke vor Ort nicht lange im Original erhalten bleiben, sei von vornherein einkalkuliert, meint Blanché. „Das Werk ist für alle und das Werk ist fürs Foto.“ Auch ein Trend zum Medium Video, in dem sich Dreidimensionales besonders gut abbilden lasse, sei zu erkennen.
Die Beine des scheinbar von seiner Partnerin entsorgten Mannes an der Hauswand in Margate blieben trotz aller Bemühungen nicht lange ohne Behälter. Auf wundersame Weise tauchte am Donnerstag nach dem Abtransport der Original-Truhe eine andere auf.
Margate
Nur wenige Stunden blieb „Valentine's Day Mascara“ unangetastet. Das neue Werk des mysteriösen Street-Art-Künstlers Banksy - wie üblich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion an eine Hauswand in Margate in der südostenglischen Grafschaft Kent gesprüht - hat wenige Tage nach seinem Auftauchen am Valentinstag schon einiges mitgemacht. Zentraler Bestandteil ist eine echte Tiefkühltruhe, die jedoch nicht lange am Ort des Geschehens stehen blieb. Am Fall des Truhen-Dramas mit mehreren Akten zeigt sich exemplarisch, welche Interessen bei Banksys Kunst aufeinanderprallen.
Ohne die Truhe macht das jüngste Werk wenig Sinn: Es zeigt eine Frau im Stil der 1950er Jahre mit Schürze und gelben Handschuhen, sie hat ein blaues Auge, ihr fehlt ein Zahn - und offenbar hat sie soeben ihren Partner in eine Gefriertruhe geschubst. Aus der - echten - Truhe ragen zwei dahinter an die Wand gemalte Beine.
Der Valentinstag war jedoch gerade erst einige Stunden alt, als die Kühltruhe zum ersten Mal verschwand - aus Gründen der Gesundheit und Sicherheit, wie der Gemeinderat wenig später pflichtschuldig mitteilte. Einen Tag später stand die Truhe wieder an Ort und Stelle, bevor sie am Donnerstag erneut verschwand. Diesmal hatte eine Londoner Galerie sie in Absprache mit dem Hausbesitzer eingelagert, um sie später anderswo mit dem Rest des Werkes wiederzuvereinigen.
Das Hin und Her an der zuvor völlig unscheinbaren Hauswand im südenglischen Margate steht sinnbildlich für das Spannungsfeld, in dem sich der Ausnahmekünstler bewegt. Banksy selbst wählt für seine Kunst immer wieder Orte aus, die von anderen gemieden werden. Wie kürzlich rund um Kiew verziert er Kriegs- und Krisengebiete mit seinen Werken, bevor wieder - wie vor zwei Jahren in Nottingham oder jetzt in Margate - Banksy-Motive an Orten auftauchen, an denen wohl niemand damit gerechnet hat. Dabei macht er auf gesellschaftliche Probleme aufmerksam, wie aktuell auf häusliche Gewalt.
„Er geht in die Viertel, die es wirklich nötig haben», sagt der Kunsthistoriker Ulrich Blanché von der Universität Heidelberg. „Er weiß: Egal, wo ich ein Werk hinterlasse, es wird eine Sehenswürdigkeit.“ Banksy habe die Macht, bestimmten Gemeinschaften und Orten gezielt ein Geschenk zu machen.
Gleichzeitig ist mittlerweile jedes neue Original Millionen wert. Für die Kunstwelt ist es daher keine Option, einen Banksy Banksy sein zu lassen und den Brennpunkten ihre Sehenswürdigkeiten zu überlassen. So sind üblicherweise schnell Spezialisten vor Ort, die verhüllen, schneiden und fräsen, bis das Werk sorgfältig verpackt abtransportiert und in die Galerien der Metropolen gefahren wird.
Banksys Abneigung gegen den konventionellen Kunstbetrieb ist bekannt. Legendär wurde das gerahmte „Girl with Balloon“-Motiv, das sich während einer Auktion in London vom Bilderrahmen durch einen eingebauten Schredder selbst zerstörte.
Experte Blanché sieht auch in den jüngeren Street-Art-Werken einen Trend des Künstlers, es der Szene zumindest nicht leicht zu machen. „Er macht es immer schwerer, seine Werke von ihrem Entstehungsort zu entfernen“, so der Kunsthistoriker, der sich bereits seit Jahrzehnten mit Banksy intensiv auseinandersetzt. „Er erschwert es den Leuten, Geld daraus zu machen.“ So arbeite Banksy seit 10 bis 15 Jahren zunehmend dreidimensional und beziehe Umgebungsobjekte ein. „Das ist auch ein Appell an Betrachter: Hey, da stehen irgendwelche Sachen rum, macht was damit. Seht Kunst darin.“
Dass die Werke vor Ort nicht lange im Original erhalten bleiben, sei von vornherein einkalkuliert, meint Blanché. „Das Werk ist für alle und das Werk ist fürs Foto.“ Auch ein Trend zum Medium Video, in dem sich Dreidimensionales besonders gut abbilden lasse, sei zu erkennen.
Die Beine des scheinbar von seiner Partnerin entsorgten Mannes an der Hauswand in Margate blieben trotz aller Bemühungen nicht lange ohne Behälter. Auf wundersame Weise tauchte am Donnerstag nach dem Abtransport der Original-Truhe eine andere auf.
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Allgemeine Zeitung
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