Ernährungslage in Namibia prekär
IPC-Bericht: Über ein Viertel der Namibier akut betroffen
Dürren, Preisanstiege und die Corona-Pandemie haben dazu beigetragen, dass sich die meisten Namibier auf einem hohen Level akuter Ernährungssicherheit befinden. Erschreckenderweise soll sich die Situation in den kommenden Monaten noch verschärfen.
Von Katharina Moser, Windhoek
Ein Bericht der „Integrated Food Security Phase Classification” (IPC) hat ein erschreckendes Licht auf die Ernährungssituation in Namibia geworfen. Demnach befinden sich 26 Prozent der namibischen Bevölkerung auf einem hohen Level akuter Ernährungsunsicherheit. Somit „ist Handeln dringend erforderlich“. IPC hat die Ernährungslage der Namibier von Oktober bis November 2021 untersucht und ist zu dem Schluss gekommen, dass sich 659 000 Namibier in einer prekären Situation sind. 102 000 von ihnen sind gar in einer Notfallsituation. Dabei ist das ganze Land betroffen, nur Hardap, Oshana und Otjozondjupa sind etwas besser eingestuft. Vor allem die Khomas-Region ist durch eine hohe Arbeitslosenrate auf Nahrungsmitteleinfuhren angewiesen.
Als Gründe für die besorgniserregende Lage gibt IPC in erster Linie Dürren, enorme Preisanstiege und die Corona-Pandemie an. Der Regenmangel vor allem im Norden habe zu einer hohen Sterblichkeit von Rindern geführt und die Ernten von Feldfrüchten massiv beeinträchtigt. Zwischen April und September dieses Jahres kam es außerdem zwei Mal zu Preiserhöhungen von zwei bis sechs Prozent, was vor allem auf das Wachstum der Benzinpreise zurückzuführen ist. Dadurch ist die Kaufkraft der Namibier gesunken. Und die Einschränkungen durch Corona haben zu einer Unterbrechung aller Lieferketten geführt, Nahrungsmittelpreise und die Arbeitslosenrate sind gestiegen und viele Menschen haben ihr Einkommen verloren.
Umso besorgniserregender ist, dass IPC für die kommenden Monate noch eine Verschärfung der Situation prognostiziert. „Zwischen diesem Dezember und März kommenden Jahres wird die Zahl der Menschen auf hohem Level akuter Ernährungsunsicherheit auf 750 000 steigen. Damit befinden sich 30 Prozent in einer Krisensituation oder schlimmer.“ Vor allem in den Regionen Kavango-Ost, Ohangwena und Kharas werde sich die Situation verschlechtern, genauso wie in den von Dürre betroffenen Regionen Kunene, Erongo, Omusati und Omaheke.
Angesichts der angespannten Situation hat IPC Handlungsempfehlungen für die namibische Regierung herausgegeben. Dazu zählt unter anderem, humanitäre Unterstützung nur an die Gebiete zu schicken, die es tatsächlich benötigen, und nicht grundsätzlich überall. Nachhaltige und klimaresistente Formen der Landwirtschaft sollen gefördert werden, genauso wie Frühwarnsysteme zur Verhinderung von Ausbrüchen der Maul- und Klauenseuche sowie von Lokusten. Auch solle Wasser für die Verwendung in der Landwirtschaft bereitgestellt werden.
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Allgemeine Zeitung
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