Es fehlen Hunderte Millionen

Von Katharina Moser, Windhoek

Im südlichen Afrika sind 27 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen, weil infolge der durch das El-Niño-Phänomen verursachte Dürren Großteile der regionalen Ernte ausgefallen sind. Das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen benötigt 369 Millionen US-Dollar, um bis März 2025 eine Zielgruppe von 6,5 Millionen Menschen mit Hilfe zu erreichen. Massive Finanzierungsengpässe könnten jedoch Hilfen in dem erforderlichen Umfang gefährden. „Obwohl die Geber unschätzbare Unterstützung geleistet haben, übersteigt der Bedarf die verfügbaren Mittel. Das WFP hat nur 118 Mio. USD der 369 Mio. USD aufgebracht, die es für die Unterstützung der betroffenen Bevölkerung benötigt“, so das WFP. Insbesondere WFP Namibia benötigt 14 Mio. USD zur Unterstützung der betroffenen Bevölkerung, wovon erst eine Millionen USD bereits gesichert ist. Weitere 13 Millionen USD (93 % des Gesamtbedarfs) werden noch benötigt, um den dringenden Bedarf vollständig zu decken.

In Namibia allein sind über 1,25 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen, was 41 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht. Das ist fast doppelt so viel wie im Vorjahr.

Wie das WFP mitteilt, führte eine historische, durch El Niño verursachte Dürre und überdurchschnittlich hohe Temperaturen Anfang 2024 in der gesamten Region des südlichen Afrika zu Ernteeinbußen. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Maiserzeugung demnach in Südafrika um 20 Prozent, in Sambia um 54 Prozent und in Simbabwe um 72 Prozent. Der geringere Überschuss Südafrikas reiche immer noch aus, um den Importbedarf von Botswana, Lesotho, Namibia und Eswatini zu decken. Auch der überdurchschnittliche Überschuss Tansanias dürfte die regionalen Versorgungsdefizite teilweise abmildern. „Allerdings sind mindestens drei Millionen Tonnen zusätzlicher Maisimporte erforderlich, um den regionalen Bedarf zu decken.“

Reserven fast aufgebraucht

Die betroffenen Gemeinden hätten ihre spärlichen Nahrungsmittelreserven aufgebraucht, und bis zur nächsten Erntemöglichkeit im April 2025 verblieben nur noch wenige Monate, warnt das WFP. Zusätzlich zu den Ernteausfällen habe El Niño zu Viehverlusten und einer Verschlechterung der Bedingungen für Unterernährung, Wasser, Sanitärversorgung und Gesundheit geführt. Da diese Länder mit einer früher als gewöhnlich einsetzenden Magersaison zu kämpfen hätten, werde die Situation durch hohe Lebensmittelpreise erhebliche wirtschaftliche Probleme sowie Cholera- und Mpox-Ausbrüche weiter verschärft.

„Die Hungerkrise zwingt die Familien dazu, Überlebensentscheidungen zu treffen, wodurch Kinder und Frauen einem erhöhten Schutzrisiko ausgesetzt sind. Mit Blick auf die nächste Pflanzsaison (die im November/Dezember beginnt) wird erwartet, dass viele Kleinbauern aufgrund ihres geringen Einkommens und der hohen Preise Schwierigkeiten haben werden, sich auf dem Markt Betriebsmittel zu beschaffen, da aufgrund der schlechten Ernten in diesem Jahr kein selbst produziertes Saatgut zur Verfügung stehen wird“, so das WFP.

Hilfsprogramme benötigen Gelder

Bis März 2025 will das WFP über Hilfsmaßnahmen 6,5 Millionen Menschen in der Region erreichen, mit Fokus auf die von der Krise am stärksten betroffenen Gebiete, in denen dringender Bedarf an Soforthilfe besteht, insbesondere dort, wo die Ernten ausgefallen sind und die Gemeinschaften seit der letzten mageren Saison unter einer großen Ernährungsunsicherheit leiden. Das soll die direkte Verteilung von Nahrungsmitteln und Bargeld oder Gutscheinen, die Bereitstellung von gezielter Zusatznahrung und Schulspeisung, frühe Wiederaufbaumaßnahmen, Marktbeobachtungen und Unterstützung der Regierungen erreicht werden.

In Namibia selbst plant WFP, 274 000 Menschen zu unterstützen. Unterstützung soll es auch insbesondere für das besonders hart getroffene Volk der San geben, die derzeit vom Sonderernährungsprogramm der Regierung für Randgruppen profitieren. „Der Schwerpunkt dieser Maßnahme liegt auf schwangeren und stillenden Frauen und Kindern unter fünf Jahren, die in Haushalten leben, die am Sonderernährungsprogramm für Indigene teilnehmen. Darüber hinaus plant WFP die Unterstützung von Kindern, die in den Zentren für frühkindliche Entwicklung in diesen Regionen eingeschrieben sind, die von einem Suppenküchenprogramm profitieren, das dreimal wöchentlich Mahlzeiten ausgibt“, so das WFP.

Diesen Unterstützungsmaßnahmen könnten allerdings die massiven Finanzierungsschwierigkeiten im Weg stehen, mit denen sich das Welternährungsprogramm aktuell konfrontiert sieht.