Willy bekam einen Job bei Boedicker & Co als Kaufmann. • Foto: Pixabay
Willy bekam einen Job bei Boedicker & Co als Kaufmann. • Foto: Pixabay

Blauer Diamant

22. FolgeNach diesem finanziellen Aderlass musste ich mich dringend um eine Anstellung bemühen. Handelsagenturen, Transportfirmen und Stores, also Geschäfte, in denen Kaufleute gesucht wurden, gab es genügend und ich begab mich gleich in den ersten großen Store, an dem ich vorbei kam. Smitts & Co. stand auf einem großen Schild über der Tür. Und siehe da, wie klein die Welt doch ist. Ich stieß gleich auf jemanden, der ebenfalls mit der Windhuk angekommen war und mit dem ich seitdem auf „Du“ stand. Er nahm mich in Empfang und ich erzählte ihm von meinem Missgeschick mit den Diamantenpapieren und sagte ihm, dass ich eine Anstellung als Kaufmann suche.

„Du kommst gerade richtig“, sagte er. „Wir suchen zurzeit noch Personal. Die meisten, die hier ankommen, wollen weiter in das Landesinnere. Wegen der Landschaft und des Klimas. Dadurch ist das Personal hier in Lüderitzbucht, obwohl ständig Einwanderer kommen, ziemlich knapp.“

Er nahm meine Papiere, ging nach hinten in das Büro und kam gleich darauf zurück. Der Chef möchte mich sehen, sagte er mir.

Ich ging ins Büro und stellte mich vor. Offensichtlich machte ich einen guten Eindruck und der Chef war mit mir zufrieden. Jedenfalls wurde ich engagiert und konnte am nächsten Tag im Geschäft anfangen.

Froh, meine finanzielle Zukunft gesichert zu haben, ging ich die Hauptstraße weiter hinauf. Leute muss man kennen und Beziehungen haben, ging es mir währenddessen durch den Kopf. Vitamin B! Das ist, wie man so sagt, die halbe Miete.

Auf meinem Weg kam ich an einem Hamburger Handelshaus vorbei. Ich war neugierig und da ich Zigaretten brauchte, betrat ich den Laden. Es war ein großer Raum mit etlichen Ladentischen. Links befand sich ein langer Gang, aber es war niemand zu sehen. Aus dem hinteren Teil am Ende des Ganges hörte ich Musik und Stimmengewirr. Ich folgte der Musik und sah im hinteren größeren Raum Angestellte zu der Musik eines Grammophons tanzen und das Personal sah sich das Spektakel an. Ich machte mich bemerkbar und aus der Gruppe kamen zwei junge Leute auf mich zu. Ich konnte es nicht fassen, auch hier einer, der mit mir auf der Windhuk gewesen war. Überall traf ich auf Reisebekannte, die sofort eine Stellung bekommen hatten.

„Und? Haben Sie schon eine Stelle?“ wollte er wissen.

Ich bejahte und sagte ihm: „Ich komme gerade von Smitts & Co. Dort kann ich sofort anfangen. Ich wollte mir hier nur noch Zigaretten kaufen.“

„Das ist aber schade“, sagte er daraufhin. „Wir suchen auch noch dringend Personal für das Landesinnere, zum Beispiel Windhuk. Kann ich Ihre Papiere einmal haben, ich würde sie gern unserem Chef zeigen.“

„Meine Papiere kann ich Ihnen leider nicht geben, ich habe sie bei Smitts & Co. gelassen. Man sagte mir, ich könne dort gleich anfangen. Allerdings, nach Windhuk würde ich sehr gerne und lieber gehen.“

„Wie können Sie Ihre Originalpapiere einfach aus den Händen geben“, er schüttelte verständnislos den Kopf. „Eine Abschrift ja, aber doch nicht die Originale.“

Er hatte ja recht. Schon wieder ein Fehler. Ich sagte ihm, ich würde die Papiere umgehend holen und seinem Chef vorlegen. Denn die Aussicht, über diese Firma nach Windhuk zu kommen, reizte mich sehr. Langsam musste ich mir angewöhnen, nicht so unüberlegt und impulsiv zu handeln.

Also ging ich wieder zurück zu Smitts & Co., bat meinen dortigen Bekannten, mir meine Originalpapiere zurückzugeben und entschuldigte mich, ich wollte sicherheitshalber beglaubigte Abschriften davon machen lassen.

Mit meinen zurückerhaltenen Originalpapieren ging ich schnurstracks wieder zum Hamburger Handelshaus Carl Boedicker & Co. und wurde sofort engagiert. Die Ausbildung bei Hermann Tietz in Dresden schien dem Chef zuzusagen.

„Wollen Sie hier in Lüderitzbucht bleiben?“, fragte er mich dann. „Oder sind Sie bereit, in das Landesinnere zu gehen?“

„Nur zu gern würde ich nach Windhuk gehen“, antwortete ich. Ich erklärte ihm, dass ich Lüderitzbucht, den Strand und das Langustenfangen, selbst mit ausgefallenen Ködern, ebenso den Sand landeinwärts bereits ausgiebig kennengelernt habe und jetzt gern in das Landesinnere möchte. Ich wollte wieder einmal einen Baum sehen. Da ich bisher auch keine größeren Mengen an Diamanten gefunden hatte, das heißt, bisher hatte ich nicht einen einzigen in der Hand gehabt, musste ich mich dringend um eine Stellung bemühen.

Job ist in der Tasche

„Das ist wunderbar, und wenn Sie unabhängig sind und es einrichten können, kommen Sie gleich morgen früh zu mir, ich habe da eine Aufgabe für Sie. Alles weitere besprechen wir morgen.“

Am Abend erzählte ich Atze von meinen erfolgreichen Bemühungen, eine gute Stellung zu finden, um meine finanzielle Lage zu verbessern.

„Und wo hast du angeheuert? In einer Bar, um mit Aktien zu handeln? Vielleicht findest du einen naiven Neuankömmling, der dir deine Aktien abkauft.“ Atze machte sich offensichtlich über mich lustig.

„Musst du immer Salz auf die Wunde streuen? Keine Bar, dafür bin ich nicht ausgekocht genug. Nein, ich hatte Glück und werde bald in das Landesinnere übersiedeln. Als Kaufmann bei Boedicker & Co.“

Atze sah auf: „Da hast du endlich einmal das Richtige ausgesucht. Eine gute und solide Firma. Sie ist schon etliche Jahre hier in verschiedenen Orten ansässig und expandiert nicht nur in Windhuk.“ Ich war erfreut, dass Atze einmal mit meiner Entscheidung zufrieden war.

Am nächsten Morgen war ich bereits um 8 Uhr in meiner neuen Firma und wartete auf die Aufgaben, die man mir zugedacht hatte. Der Geschäftsführer begrüßte mich sehr freundlich und überreichte mir einen Anstellungsvertrag, den ich gegenzeichnete.

„So, das wäre das! Kommen wir nun gleich zu Ihrer ersten Aufgabe. Sie werden morgen schon mit dem Schiff nach Swakopmund aufbrechen und von dort mit der Eisenbahn nach Windhuk weiterfahren. Allerdings werden Sie morgen früh 150 Eingeborene hier übernehmen und in Swakopmund abliefern. Dort bringen Sie sie zu unserem Geschäft. Die Arbeiter bekommen dort noch restliches Geld ausgezahlt. Es sind von uns vermittelte Arbeiter von den Diamantfeldern, deren Zeit vorüber ist, beziehungsweise, die für eine längere Zeit nach Hause fahren. Ich habe die Reisepapiere für Sie und für die Schwarzen bereits ausgefertigt. Sie können die Papiere heute Abend mitnehmen. Morgen früh müssen Sie sich im Hafen an den Kapitän oder den Zahlmeister wenden.“

Na, das fing ja gut an. 150 Eingeborene abliefern. Hoffentlich wurde das nicht schlimmer, als das sprichwörtliche Hüten eines Sackes voller Flöhe.

Ich erfuhr noch allgemeines über die Firma und Details über das Geschäft hier im Land, sowie über die Zentrale in Windhuk.

Am Abend nahm ich die Reisepapiere und machte mich schnurstracks auf den Weg zu Atze.

„Atze, ich muss mein Zimmer leider fristlos kündigen und sofort packen!“ überfiel ich ihn.

„Na, Willy, ist die Polizei hinter dir her? Was hast du ausgefressen? Diamanten geklaut? Oder hast du doch den Aktienverkäufer erschlagen?“

Ich erzählte ihm, was mich morgen erwartete.

„Nun, das ist keine große Geschichte mit den Eingeborenen. Du brauchst sie lediglich auf dem Schiff abzuliefern. Danach hast du praktisch nichts mehr damit zu tun. Sie wollen ja nur nach Hause. In Swakopmund wissen sie, wo sie ihr Geld erhalten und verstreuen, sich dann in alle Winde.“

Atze und ich gingen noch einmal zusammen in den Europäischen Hof. Ich musste meine drei Freunde ja noch über meine plötzliche Abreise informieren. Es wurde eine feuchtfröhliche Abschiedsfeier mit ein wenig Wehmut. Aber mich lockte auch das Neue, das Unbekannte. Ich versprach allen, mich zumindest ab und zu zu melden. Dazu musste ich nicht trommeln oder ein Heliogramm schicken, es gab erfreulicherweise auch hier in Afrika bereits Post- und Telegraphenanstalten, so dass man schnell ein Telegramm schicken konnte.

Telefonieren über kurze Distanzen war kein Problem, aber über mehrere hundert Kilometer war es aus technischen Gegebenheiten bisher noch nicht möglich, die Mikrofonverständigung war über derartige Distanzen zu schlecht. Da schickte man Telegramme.

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Allgemeine Zeitung 2024-09-20

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