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Dörte Witte leitet die Kantorei Swakopmund seit 57 Jahren. 
Die Kantorei begeht in diesem Jahr ihr 70-jähriges Bestehen. 
Das Festkonzert ist für Samstag, 24. August, angesagt, gefolgt vom Festgottesdienst am Sonntag, 25. August 2024.
Foto: AZ-Archiv
Dörte Witte leitet die Kantorei Swakopmund seit 57 Jahren. Die Kantorei begeht in diesem Jahr ihr 70-jähriges Bestehen. Das Festkonzert ist für Samstag, 24. August, angesagt, gefolgt vom Festgottesdienst am Sonntag, 25. August 2024. Foto: AZ-Archiv

Die Kantorei Swakopmund wird 70

Der Lehrer und Heimleiter Johannes Schrader hatte 1952 die Idee, die Schüler, vor allem die Schülerheim-Kinder, sinnvoll zu beschäftigen und von der Straße fernzuhalten. So sammelte er die Kinder immer am Freitagnachmittag um sich und sang mit ihnen in der Kirche mehrstimmige Lieder. Es kamen viele Kinder und Jugendliche, denn sie waren froh, aus dem Schülerheim rauszukommen!
Das Gründungsjahr 1954

Zu der Zeit probte der Kirchenchor, ein gemischter Chor, den Herr Gläffke gegründet hatte und Herr Schrader dann später leitete, auch einmal wöchentlich in der Kirche. Erst 1954 gründete Herr Schrader dann die Kantorei, der neben vielen Kindern auch Jugendliche und junge Erwachsene beitraten.

Nach dem Bau des Hauses der Jugend 1957 wurden die Kantoreiproben dort abgehalten.

1961 bekam Herr Schrader den Kantortitel verliehen. Er leitete die Kantorei bis 1964, wurde aber zwischendurch von Herrn Armin Redecker und später auch von Herrn Ulli Sachse vertreten, da er wegen seiner Pension noch etliche Jahre in Deutschland unterrichten musste.

Vom Chor zur Bühne

Neben der geistlichen und auch weltlichen Chormusik führte die Kantorei auch Theaterstücke auf. So kamen u.a. die Stücke „Turandot” (1959), „Ende gut, alles gut” (1961), „Schlafwagen Pegasus“ (1962), „Die deutschen Kleinstädter”, „Der Krämerkorb”, „Der Dombaumeister”(1964) auf die Bühne. Damit fuhr die Kantorei dann auf Lastwagen der Firma Gossow ins Land, um die Theaterstücke in Maltahöhe, Windhoek, Omaruru oder Otjiwarongo aufzuführen.

Als Herr Schrader in Pension ging, leitete er noch den Männer-Gesang Verein Swakopmund und sang mit der Kantorei, dem Männer-Gesang Verein sowie dem Gemischten Chor 1974 das Requiem von W. A. Mozart.

1979 zog er mit seiner Frau Lilo ganz nach Deutschland in ein Altenwohnheim.

Ich, Dörte Witte, habe 10 Jahre während meiner Schulzeit in der Kantorei gesungen. Als ich der Kantorei als Achtjährige beitrat, sah Herr Schrader mich an und sagte: „Du kannst Noten lesen, also singst du im Alt!”. Und so sang ich während meiner gesamten Schulzeit im Alt. Diese „Musikstunden” haben mich derart geprägt, dass ich beschloss, Schulmusik zu studieren. Als ich 1967 nach vollendeter Ausbildung aus Deutschland zurückkam, übernahm ich im September „vertretungsweise” für Ulli Sachse die Kantorei. Heute, 47 Jahre später, leite ich die Kantorei immer noch. Ja, was aus solchen Vertretungen werden kann!

Freizeit mit Elektronik

Bis etwa 1980 bestand die Kantorei hauptsächlich aus jugendlichen Sängern, nur ein paar Erwachsene sangen auch mit. So nach und nach blieben die Jugendlichen weg, das Fernsehen kam ins Land, der Computer und mehr Freizeitangebote waren attraktiver, als in einem Kirchenchor zu singen. Die Proben wurden auf den Montagabend verlegt, da viele Sänger oft am Wochenende wegfuhren, und somit die Freitagproben nicht mehr angebracht waren.

Die Kantorei feierte 1984 ihr 30-jähriges Bestehen, und auf Anregungen von Dieter Esslinger wurde der „Freundeskreis der Kantorei” gegründet, dem alle Freunde der Kantorei und ehemalige Mitglieder beitreten konnten und heute noch beitreten können. 1994 feierten wir das 40-jährige und 2004 das 50-jährige Bestehen. Nun freuen wir uns das 70-jährige Bestehen feiern zu können.

Neben dem Singen in Gottesdiensten und bei Gemeindeveranstaltungen hat die Kantorei es sich zur Aufgabe gemacht, einmal jährlich einen Gemeindemusiktag im Inland zu organisieren sowie immer im August die schon zur Tradition gewordene Singwoche anzubieten.

Die sehr harmonische Gemeinschaft in der Kantorei beruht auf dem gemeinsamen Lob Gottes, dem Dank, Gottes Segen und Wunder mit Liedern verkündigen zu dürfen.

Ich bin zutiefst dankbar, dass ich seit nunmehr 57 Jahren in der Kantorei singen durfte und noch immer singe. Möge die Kantorei noch lange bestehen bleiben, um im Lied Gott zu ehren und zu danken!

Dörte Witte

Swakopmund

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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