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Chief Mutjinde Katjiua. Foto: AZ-Archiv
Chief Mutjinde Katjiua. Foto: AZ-Archiv

Emanzipation durch Eigeninitiative

Katjiua droht Steinmeier mit „massiven Demonstrationen“
Brigitte Weidlich
Okahandja/Windhoek (bw) – Der traditionelle Führer einer Herero-Fraktion hat zu mehr Eigeninitiative aufgerufen, um die Lage der Herero-Sprachgruppe zu verbessern. Die Wiedergutmachung für koloniale Gräueltaten betreffend, forderte Chief Mutjinde Katjiua neue Verhandlungen mit Berlin.

Vertreter der Hererogemeinschaften aus Namibia, Südafrika, Botswana, England und den USA nehmen seit dem vergangenen Wochenende an einem „Hererofest“ in Okahandja teil, das sich bis Sonntag mit der wirtschaftlichen Emanzipation der Volksgruppe, besserer Schulbildung, Kultur und auch dem Völkermord befasst.

Am Mittwoch wurde ein globales Netzwerk für soziale Gerechtigkeit für Genozid (global justice for genocide network) vorgestellt. Ein internationaler Vertreter des Netzwerks, Prof. Gregory Zarotiadis, war ebenfalls anwesend.

In einer Grundsatzrede (state of the peoples address - SOPA) sagte Chief Mutjinde Katjiua, seit seinem Amtsantritt Mitte 2022 sei eine Satzung für die Ovaherero-Stammesbehörde erstellt und am 16. Juli 2023 verabschiedet worden. Diese werde das Hererovolk ins moderne Zeitalter führen. „Darin sind auch Vertreter unserer Gemeinschaft in der Diaspora verankert wie Botswana, Südafrika, England und den USA“, sagte Katjiua.

Er teilte mit, dass die Stammesbehörde je einen Beauftragten für Schulbildung, Gesundheit und Landwirtschaft ernannt habe, um Verbesserungen und Fortschritte in der Gesellschaft zu erzielen. Auch ein Beauftragter für Land- und Umweltfragen sei ernannt worden. Auf den Bergbausektor eingehend forderte Katjiua Anteilhabe (shareholding) für ländliche Gemeinschaften, in deren Umgebung Mineralien und Erze abgebaut werden.

Genozid

Zu den Verhandlungen zwischen Berlin und Windhoek über Versöhnung und Entschädigung für koloniale Gräueltaten zwischen 1904-1908 mit dem 2021 ausgehandelten Entwurf einer Absichtserklärung, sagte Katjiua, er sei in letzter Zeit zweimal nach Berlin gereist. „In meiner Begleitung war unter anderem auch unser General-Feldmarschall Ripanda Meroro. Dort haben wir mit Bundestagsabgeordneten der grünen Partei und der SPD gesprochen. Uns wurde dabei klar, dass der Entwurf der gemeinsamen Erklärung für die Bundesregierung eine internationale Peinlichkeit ist (international embarrassment)“, sagte Katjiua.

Die Bundestagsabgeordneten hätten verstanden, dass die Nama- und Hererobevölkerung diese Erklärung niemals akzeptieren werden. „Wir müssen mehr Druck auf die beiden Regierungen ausüben, damit neue Verhandlungen aufgenommen werden“, so Katjiua.

Falls der Bundespräsident nach Namibia käme, um sich im Namen Deutschlands zu entschuldigen, ist ,,meine Botschaft an ihn: Bereiten Sie sich auf massive Demonstrationen am Tag, an dem Sie eintreffen vor.“

Am Freitag wird es in Okandjira bei Ovitoto eine Gedenkfeier geben, dort besiegten am 12. April 1904 die Hereros in einem Gefecht die Schutztruppe.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-15

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